Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Sicherheit

Wie können wir mehr Gleichberechtigung schaffen?

22.12.2022
Kurz und knapp

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist in Deutschland qua Gesetz festgeschrieben. Doch die Realität sieht anders aus: Die Ungleichverteilung der Sorgearbeit und Verdienstmöglichkeiten sind dabei nur zwei Beispiele von vielen. Was können der Staat, die Gesellschaft und wir als Individuen tun, um dies zu ändern?

Diese Frage aus dem IdeenLauf wurde von unserem Partner #InnovativeFrauen beantwortet. Mehr Informationen zu den Partnern des Wissenschaftsjahres 2022 finden Sie hier.

Führungspositionen, Verdienstmöglichkeiten, Sorgearbeit: Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist in Deutschland gesetzlich verankert, wird praktisch jedoch nicht gelebt. Und dass, obwohl schon lange für Frauenrechte gekämpft wird und seit 1911 jährlich am 08. März – dem Weltfrauentag – auf die fehlende Gleichstellung von Mann und Frau aufmerksam gemacht wird.

Der Mensch wird bereits im Kindesalter mit verallgemeinernden Annahmen über Männer und Frauen sozialisiert. Äußere Einflüsse beeinflussen unser Denken und unser Handeln – von den Einstellungen der eigenen Eltern bis hin zur medialen Darstellung bestimmter Personengruppen. Dabei unterscheiden sich die Annahmen über Männer und Frauen, was zu einer stereotypen Kategorisierung der Geschlechter führt. Diese Geschlechterstereotype führen zu einer Benachteiligung der Frau auf allen gesellschaftlichen Ebenen. So werden Frauen für dieselbe Arbeit bei gleicher Eignung schlechter entlohnt als ihre männlichen Kollegen. Dieser sogenannte Gender-Pay-Gap steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Gender-Care-Gap, der das Übernehmen unbezahlter Sorgearbeit beschreibt. Frauen verüben drei Viertel der globalen unbezahlten Sorgearbeit. Auch, weil sie weniger verdienen als ihre Partner und der weibliche Lohnausfall eine geringere finanzielle Einbuße für eine Familie bedeutet. Für die Frau jedoch bedeutet der Lohnausfall langfristig eine Minderung des Rentenanspruchs, wodurch der Gender-Pension-Gap entsteht: die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der Altersvorsorge von Frauen. Es zeigt sich: geschlechtsbezogene Ungleichheit ist mehrdimensional und deutlich institutionalisierter als es uns im Alltag auffallen mag. 

 

Geschlechtsbezogene Ungleichheiten überwinden

Zwei zentrale Maßnahmen, um die genannten Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu überwinden, sind der Ausbau der Kinderbetreuung und die finanzielle Unterstützung von Sorgeberechtigten. Diese Maßnahmen zielen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ab. Auch die Förderung der Elternzeit für Väter und eine Entstigmatisierung derselben ist notwendig.

Zudem braucht es die gezielte Förderung von Frauen in männerdominierten, oft besser bezahlten Branchen und Führungspositionen – und das nicht nur in Zukunft, sondern so schnell wie möglich, damit Vorbilder für junge Frauen geschaffen werden. Das Sichtbarmachen von weiblichen Vorbildern hat sich die Plattform #InnovativeFrauen zur Aufgabe gemacht. #InnovativeFrauen ist eine Plattform für Expertinnen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel der Plattform ist es, innovative Frauen mit ihren Leistungen und Potentialen, aber auch mit ihren Ideen und Erfindungen gleichberechtigt sichtbar zu machen.

Seit 2016 gibt es eine Mindestgeschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in vielen börsenorientierten Unternehmen. Zudem werden Unternehmen dazu angehalten, sich eigene Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in höheren Positionen zu setzen und transparent im Umgang mit den Geschlechter- und Lohnverhältnissen innerhalb des Unternehmens zu sein. Damit kann dem geschlechtsspezifischen Lohnunterschied entgegengewirkt werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor, um Geschlechterklischees entgegenzuwirken, ist eine frühkindliche Bildung, die frei von traditionellen und längst falsifizierten Klischees ist.

 

Solidarität und Unterstützung

Fehlende Gleichberechtigung ist ein strukturelles Problem. Dennoch kann auch im Kleinen ein Wandel beginnen, den wir alle mitgestalten können. Indem wir unsere Sozialisation hinterfragen, Ungleichbehandlungen offen thematisieren und die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen anerkennen. Wichtig ist zudem eine intersektionale Perspektive, denn die Ungleichberechtigung vergrößert sich, sobald global und in einem nicht-binären System gedacht wird.

 

Über die Plattform #InnovativeFrauen

Die Plattform #InnovativeFrauen macht innovative Frauen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sichtbar. Kernstück der Plattform ist eine Expertinnen-Datenbank, in die sich exzellente Wissenschaftlerinnen, Forscherinnen und Leistungsträgerinnen sowie junge, aufstrebende Innovatorinnen eintragen können. Die Plattform #InnovativeFrauen ist im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ („Innovative Frauen im Fokus“) unter dem Förderkennzeichen 01FP21070 gefördert.

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