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Wie könnte man das Interesse von Frauen an MINT-Studiengängen erhöhen?

09.01.2023
Kurz und knapp

70 % der Schülerinnen interessieren sich für MINT-Themen, doch nur knapp 32 % der MINT-Studierenden sind weiblich. Warum entscheiden sich viele junge Frauen trotz Neigung und Talent gegen ein MINT-Studium? Welche Maßnahmen können helfen?

Diese Frage aus dem IdeenLauf wurde von unserem Partner #InnovativeFrauen beantwortet. Mehr Informationen zu den Partnern des Wissenschaftsjahres 2022 finden Sie hier.

Wie könnte man das Interesse von Frauen an MINT-Studiengängen erhöhen?

70 Prozent der Schülerinnen interessieren sich für Themen rund um Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT (IU Studie 2022). Doch nur 31,8 Prozent der MINT-Studierenden sind weiblich (kompetenzz Datentool, 2022).

Warum entscheiden sich verhältnismäßig viele junge Frauen trotz Neigung und Talent gegen einen MINT-Studiengang? Und wie können wir das Interesse von Frauen an MINT-Studiengängen erhöhen?

Für den geringen Anteil von Frauen in MINT-Studiengängen gibt es verschiedene Gründe. Mädchen und jungen Frauen mangelt es teilweise an konkreten Vorstellungen von den MINT-Disziplinen. Auch werden sie beeinflusst von Stereotypen und Vorurteilen, die gegenüber MINT-Berufen vorherrschen. MINT-Berufe seien Männerdomänen – dieses Vorurteil hält sich beispielsweise hartnäckig. Es kann zu einem mangelndem Selbstkonzept der Mädchen und jungen Frauen oder auch zu „Berührungsängsten“ mit vermeintlich männlich dominierten Studiengängen und Tätigkeiten führen. Eine zentrale Maßnahme, um mit Vorurteilen aufzuräumen, ist die Sichtbarmachung von MINT-Studentinnen und -Beruflerinnen.

 

MINT-Frauen sichtbar machen

Sichtbare MINT-Frauen verdeutlichen die Normalität, als Frau in einem MINT-Beruf tätig zu sein. Sie inspirieren Mädchen und andere Frauen dazu, ihren Neigungen nachzugehen und sich gesellschaftlichen Stereotypen und Vorurteilen zu widersetzen. In den sozialen Medien können sich MINT-Frauen mit ihren Leistungen einer Öffentlichkeit präsentieren. Auch gibt es Online-Plattformen, wie speakerinnen.org oder innovative-frauen.de, die MINT-Frauen sichtbar machen. Unternehmen oder Hochschulen können die MINT-Frauen in ihren eigenen Reihen verstärkt in die Außendarstellung einbeziehen und potenzielle Studentinnen bzw. Arbeitnehmerinnen aktiv ansprechen. Auch Medienschaffende können auf ein ausgewogenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Interviewpartnerinnen und -partnern oder Talk Show-Gästinnen und -Gästen achten.

 

Einfluss durch die Eltern

Eltern haben einen entscheidenden Einfluss auf die Interessen ihrer Kinder. Damit sich Kinder auf Basis ihrer Talente und Neigungen für einen Leistungskurs oder ein Studienfach entscheiden, ist eine geschlechtsunspezifische Erziehung wichtig. Interessieren sich Mädchen für MINT-Themen, sollte diese Neigung gefördert werden. Hier sind Eltern teilweise mit ihren eigenen Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert. Indem Eltern positive Erfahrungsräume für ihre Töchter in Bezug auf MINT schaffen, stärken sie das Selbstbewusstsein der Mädchen und jungen Frauen. Auch Mädchen, die sich weniger für MINT-Themen interessieren, können praktische Angebote dabei helfen, ein schlummerndes Interesse für MINT zu entdecken.

 

Schulbildung

Die Schule ist ein zentraler Ort der beruflichen Orientierung. Indem Schülerinnen und Schüler hier ein umfangreiches Berufsorientierungsangebot erleben, können diese ihre Talente und Neigungen erkunden – auch in den MINT-Fächern. Alltagsnahes Lernen ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen praxisnahen Einblick in potenzielle Berufsfelder. Die Kontextualisierung von MINT-Themen und -Berufen nimmt einen großen Stellenwert ein. Welchen Einfluss haben MINT-Bereiche auf unseren Alltag? Wofür brauche ich MINT-Wissen überhaupt? Und kann MINT-Wissen dabei helfen, Probleme zu lösen? Vor allem Mädchen und jungen Frauen ist die Sinnhaftigkeit ihrer (späteren) Tätigkeit wichtig (Microsoft-Studie 2017).

 

Außerschulische Lernorte

Um MINT-Studienfächer und -Berufsfelder kennenzulernen, eigenen sich außerschulische Lernorte. An vielen Hochschulen gibt es Schülerinnen- und Schülerlabore, in denen MINT-Themen spielerisch erkundet werden und gleichzeitig Berufsfelder und Studienmöglichkeiten aufgezeigt werden. Idealerweise kommen Schülerinnen beim Besuch des Lernortes auch mit weiblichen Role Models in Kontakt. Kooperationen zwischen der Schule und außerschulischen Lernorten helfen dabei, das im Unterricht gelernte praktisch erfahrbar zu machen.

 

Berufsorientierungsprojekte

In Deutschland gibt es einige Initiativen, die sich für eine geschlechtersensible Berufsorientierung stark machen, allen voran der Girls’Day. Die Initiative ermöglicht es Mädchen, einen Tag lang in Studiengängen und Berufen reinzuschnuppern, in denen das eigene Geschlecht unterrepräsentiert ist. Hierzu zählen die meisten MINT-Berufe. Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstitute und weitere MINT-Orte können beim Girls’Day mitmachen und Mädchen und junge Frauen für ein MINT-Studium gewinnen.

 

Einfluss von Social Media

Die sozialen Medien prägen Kinder und Jugendliche sehr. Neben TikTok, Instagram, Facebook und Co. fungiert auch YouTube als Selbstlernplattform. Es existieren zahlreiche Accounts, die sich auf das Experimentieren im MINT-Bereich stützen und die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu anleiten, selbst Versuche durchzuführen. So entsteht eine einfache und komplizierte Möglichkeit sich MINT-Themen zu nähern, sich auszuprobieren und positive Erfahrungen zu machen. Auch in diesem Kontext wird bei jungen Mädchen die Selbstwirksamkeit gefördert.

 

Über die Plattform #InnovativeFrauen

Die Plattform #InnovativeFrauen macht innovative Frauen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sichtbar. Kernstück der Plattform ist eine Expertinnen-Datenbank, in die sich exzellente Wissenschaftlerinnen, Forscherinnen und Leistungsträgerinnen sowie junge, aufstrebende Innovatorinnen eintragen können. Die Plattform #InnovativeFrauen ist im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ („Innovative Frauen im Fokus“) unter dem Förderkennzeichen 01FP21070 gefördert. Mehr Informationen über #InnovativeFrauen finden Sie hier