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Wie machen wir unsere Schule nachhaltiger?

19.01.2023
Kurz und knapp

Die Frage „Wie machen wir unsere Schule nachhaltiger?“ ist inhaltliche Frage und zugleich Bildungsgelegenheit. Gemeinsam können eigene und institutionelle Denkmuster und Handlungsweisen überdacht und neue Wege in eine lebenswerte Zukunft gesucht und ausprobiert werden. So können die Bereitschaft und die Fähigkeit gefördert werden, selbstbestimmt an der Aushandlung um die Zukunft mitzuwirken.

Diese Frage aus dem IdeenLauf wurde von unserem Partner Leibniz-WissenschaftsCampus – Postdigitale Partizipation beantwortet. Mehr Informationen zu den Partnern des Wissenschaftsjahres 2022 finden Sie hier.

Wie soll der Wandel zu Nachhaltigkeit aussehen? – Ein gesellschaftliches Spannungsfeld

Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise in Deutschland ist aktuell nicht nachhaltig. Veränderung ist also nötig. Aber wie soll die Transformation hin zu Nachhaltigkeit konkret geschehen? Und in welchem Tempo? Der Grundgedanke von Nachhaltigkeit umfasst zwei Aspekte: erstens, als soziale Basis, den Bedürfnissen aller Menschen weltweit gerecht zu werden und zweitens, dabei die ökologischen Grenzen des Planeten einzuhalten (Raworth 2017). Die Frage lautet dann: Wie können wir die natürlichen Ressourcen und Senken für Treibhausgase gerecht nutzen – also so, dass wir weder auf Kosten zukünftiger Generationen leben noch auf Kosten von Menschen im sogenannten Globalen Süden?

Vertreterinnen und Vertreter eines Grünen Wachstums halten grundsätzlich an der Idee vom Wirtschaftswachstum fest, zielen aber auf ein Wachstum, das nicht immer mehr Ressourcen verbraucht. Dies soll beispielsweise durch Effizienzsteigerungen funktionieren. Bislang ist jedoch noch kein solches Wachstum zu beobachten. Vertreterinnen und Vertreter alternativer Ökonomien, beispielsweise von Postwachstums-Ansätzen, kritisieren diese Strategie als unzureichend. Sie rücken die Frage in den Mittelpunkt, wie sich das Wirtschaftssystem und das Leben im sogenannten Globalen Norden ändern müssen. Dabei gehen sie davon aus, dass eine gerechte Nutzung der Ressourcen und Senken der Erde nicht möglich ist, solange an der Idee von immer weiterem Wachstum festgehalten wird.

Die Frage „Wie machen wir unsere Schule nachhaltiger?“ ist eingebettet in diese gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse. Man kann sie - je nachdem, welchen Weg der Transformation man für richtig hält - ganz unterschiedlich beantworten. Und das tun Schulen und schulische Initiativen auch bereits. Landes- oder bundesweite Initiativen wie die „Schools For Future“ oder die „Klimaschulen“ beispielsweise in Bayern, Sachsen oder Berlin verfolgen das Ziel, Klimabildung zu stärken und Treibhausgasemissionen an Schulen zu senken. Die Initiative „Klimaneutrale Schule“ in Niedersachsen setzt darauf, dass Schulen nach der Reduktion übrig gebliebene Treibhausgasemissionen kompensieren.

Im Sinne eines multiperspektivischen, auf Mündigkeit zielenden Umgangs von Schule mit dem Thema Nachhaltigkeit kann es nicht darum gehen, jungen Menschen einen bestimmten Weg und bestimmte Handlungsweisen vorzugeben. Ein aktueller Ansatz der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), (Vare 2014) setzt daher darauf, gemeinsam mit allen an Schule Beteiligten auf die Suche nach Möglichkeiten eines „guten Lebens für alle“ (I.L.A. Kollektiv 2019) zu gehen. Als Bildungsgelegenheit geht es darum, die Bereitschaft und die Fähigkeit zu fördern, selbstbestimmt an der Aushandlung um die Zukunft mitzuwirken und sich dazu über verschiedene Strategien und deren Möglichkeiten zu informieren und diese mit ihren Vor- und Nachteilen und Zielkonflikten zu analysieren. Die Frage „Wie machen wir unsere Schule nachhaltiger?“ bietet eine Gelegenheit, gemeinsam eigene und institutionelle Denkmuster und Handlungsweisen zu überdenken und neue Wege in eine lebenswerte Zukunft zu suchen und auszuprobieren. Dafür braucht es eine Lernkultur des dialogischen Miteinanders aller Beteiligten, Ergebnisoffenheit und einen reflexiven Umgang mit eingeschliffenen Denk- und Handlungsmustern (Pettig & Ohl 2023:6-7).

Welche unterschiedlichen Bereiche von Schule in einem ganzheitlichen Transformationsansatz eine Rolle spielen können, zeigt die Abbildung. Ihr liegt der Whole School Approach der UNESCO zugrunde.  Diesem Ansatz geht es darum, eine demokratische Praxis zu leben, Partizipation von Lernenden an schulischen und politischen Entscheidungsprozessen beispielsweise auf kommunaler Ebene zu ermöglichen und sich mit außerschulischen Akteurinnen und Akteure zu vernetzen (Meyer 2022). Beispiele für Schulen, die einen solchen Ansatz verfolgen sind die Evangelische Schule Berlin Zentrum oder der FREI DAY von „Schule im Aufbruch“.