Innovation, Technik, Arbeit

Wie sieht das Internet
der Zukunft aus?

04.01.2023
Kurz und knapp

Die Älteren unter uns können sich noch an eine Zeit erinnern, in der man in Lexika Informationen suchte, in der Bibliothek Leihscheine ausfüllte und anrufen musste, wenn man wissen wollte, wie lange ein Museum geöffnet hat. Mit dem Internet ist all das Geschichte. Das weltweite Netz aus Rechnern ist heute Wissensspeicher und Kommunikationsplattform, es ist die Basis von WWW, E-Mail und Online-Gaming. Fast fünf Milliarden Menschen nutzen das Internet weltweit. Entsprechend wichtig ist, was aus ihm wird.

Künstliche Intelligenz, Blockchain und Virtuelle Realität

Seit seinen ersten Anfängen Ende der 1960er Jahre hat sich das Internet stark verändert: Konnte man zuerst nur Informationen auf statischen Seiten nachlesen („Web 1.0“), kam um die Jahrtausendwende das „Mitmachweb“ auf, in das jeder leicht selbst Inhalte hochladen kann („Web 2.0“). Für die Zukunft ist bereits der Name „Web 3.0“ geprägt. Auch wenn noch nicht klar ist, was dieser einmal genau bezeichnen wird, dürften Künstliche Intelligenz, die Blockchain-Technologie und die Virtuelle Realität dabei eine Rolle spielen. Vielleicht wird es sogar zu den alten Idealen des Internets zurückfinden, zu freier, dezentraler, nicht kommerziell ausgenutzter Kommunikation.

Blockchain bezeichnet eine Liste oder Kette von Dateien, an die immer wieder neue angehängt werden können. So kann man sicherstellen, dass Dateien nicht unberechtigt verändert werden. Dieses Verfahren ist zum Beispiel die Grundlage für Kryptowährungen und Smart Contracts, also Verträge, die Menschen ohne die Vermittlung von Bankberatern oder Notaren online schließen können.

Virtuelle Realität steht für Verfahren, viel intuitiver mit der digitalen Welt umzugehen als mithilfe von Handy oder Computer: Man setzt eine Datenbrille auf, zieht vielleicht noch Datenhandschuhe an und begibt sich in eine virtuelle Welt, in der man den eigenen Avatar mehr oder weniger natürlich bewegen kann.

Künstliche Intelligenz wird verstärkt eingesetzt, um Inhalte schneller zu sortieren und zu erstellen, in Kooperation mit dem Menschen oder auch allein.

 

Vision Metaverse

Die Idee des Metaverse, einer Welt, die über („meta“) der realen wie der digitalen Welt liegt und beide Sphären zusammenbringt, verbindet all diese technischen Möglichkeiten. Möglichst nahtlos soll der Mensch dann zwischen virtueller und realer Welt hin- und herwechseln können, soll in beiden Welten leben, lernen, arbeiten, einkaufen, Dinge besitzen, Dinge herstellen und seine Freizeit verbringen, soll mehr und mehr in digitalen Gemeinschaften leben.

Futuristen und Futuristinnen träumen auch davon, dass Menschen sich digitale Schnittstellen implantieren lassen und so stets unmittelbar auch im Internet präsent sein können.

 

Der Mensch in der Minderheit

Derzeit prägt allerdings eine andere Entwicklung das Internet: All die „smarten“ Geräte, mit denen wir uns immer zahlreicher umgeben, von der Uhr bis zum Staubsauger, kommunizieren mit uns und vor allem untereinander. Dies gilt nicht nur für die Dinge, die Menschen in ihr Leben holen, sondern ebenso für die Industrieproduktion; Millionen von Geräten und Sensoren melden sich gegenseitig, was sie tun und wahrnehmen. Dieses sogenannte Internet der Dinge (IoT) wächst noch schneller als das der Menschen. Der nächste Schritt in dieser Entwicklung ist das „Internet of Everything“ (IoE), in dem Menschen miteinander und mit Maschinen kommunizieren sowie die Maschinen untereinander. Ein solches Allesnetz wäre die Basis etwa für eine smarte Stadt, die sich auf die Bedürfnisse der Bewohnenden einstellen kann.

 

Die Technik muss mitwachsen

Mit diesen Entwicklungen werden die Anforderungen an Datenverarbeitungs- und -übertragungskapazitäten massiv steigen. Es wird in den globalen Zentren und in den ländlichen Regionen mehr und besser verteilte Rechenzentren, sogenannte „Internetknoten“, geben müssen und neue Übertragungsstandards, die damit zurechtkommen, dass jedes Fahrzeug, jede Ampel und jede Waschmaschine Daten ins Internet funken will.

Soll die Digitalisierung dem Klimaschutz nicht völlig zuwiderlaufen, sondern ihm vielleicht auch noch nützen und einen nachhaltigen Lebensstil befördern, müssen Energieversorgung und Energieverbrauch dieser Rechenzentren überdacht werden.

 

Gesellschaftliche Herausforderungen

Die gesellschaftlichen Herausforderungen an das Internet der Zukunft sind mindestens ebenso groß wie die technischen. Wurde das Internet zuerst als Schritt in eine freiere und gerechtere Gesellschaft gefeiert, hat sich längst Enttäuschung breit gemacht: Statt Freiheit zu bringen, habe es gigantische Monopolisten entstehen lassen, die Billigarbeitende ausbeuten und ihre Kundinnen und Kunden auf Schritt und Tritt durchleuchten. Es hat Geschäftsmodelle möglich gemacht, die die gewachsene Infrastruktur zerstören, und soziale Medien, die den öffentlichen Diskurs und den Zusammenhalt der Gesellschaften gefährden.

Zudem schränken autoritäre Regierungen internationale digitale Verbindungen mehr und mehr ein, sodass aus dem einen weltumspannenden Netz inzwischen eine Vielzahl gegeneinander abgegrenzter Netze geworden ist: das westliche, das russische, das chinesische Internet und einige mehr.

Zentral für die Zukunft des Internets dürfte es daher sein, ob es gelingt, es von den großen Konzernen zurückzuholen. Wird es ein Metaverse geben, in dem jeder mitmachen darf? Oder werden verschiedene Anbieter sich ausschließende Welten eröffnen, in denen es dann wieder einmal vor allem darum geht, Kundendaten zu gewinnen, Kundinnen und Kunden zu binden und Konkurrenz auszuschalten?

 

Schritte auf dem Weg in die Zukunft

Im April 2022 haben 60 Staaten und Verbünde, darunter die Europäische Union und die USA, eine gemeinsame Erklärung zur Zukunft des Internets vorgelegt: Sie wollen sich für ein Netz einsetzen, das offen, frei, global, zuverlässig und sicher ist und in dem die Menschenrechte geachtet werden. Der Zugang zum Internet soll für alle Menschen erschwinglich sein.

Dieses Internet der Zukunft soll staatlicher Willkür ebenso entzogen sein wie den großen Konzernen. Stattdessen sollen viele Organisationen das Internet im sogenannten Multi-Stakeholder-System gemeinsam verwalten, etwa die UNO, die Welthandelsorganisation und die G20-Staaten.

Ein Schritt dorthin ist GAIA-X, eine im Aufbau befindliche europäische Dateninfrastruktur, die vor allem sicher und dezentral sein und eine Alternative zu den amerikanischen Cloud-Anbietern sein soll. 

Ob das Web 3.0 tatsächlich ein Internet jenseits der etablierten Machtstrukturen werden kann, ist allerdings völlig offen.

 

Erklärung zur Zukunft des Internets.

Visionen für die Zukunft des Internets.

Ein Podcast über die Möglichkeiten und Gefahren des Web 3.0.

 

Inspirierende Fragen

Ideenlauf
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Anonym01.03.2022