Kultur, Wissen, Bildung

Wie sieht die Schule der Zukunft aus?

07.10.2022
Kurz und knapp

Die Digitalisierung verändert Berufswelten, der Klimawandel das Zusammenleben. Die Welt, für die unsere Schulen gemacht wurden, verschwindet. Wie muss sich das Lernen wandeln, damit die nächsten Generationen ein gutes Leben führen können? Dazu wird auch unter Experten viel spekuliert. Klar scheint: Lernen sollte mehr sein als ein System aus Schulfächern und Noten.

Lernen mit der Katze auf dem Schoß

Was wünscht sich jemand von der Schule der Zukunft, der gerade erst anfängt mit dem Lernen und frühestens 2081 in Rente geht? Der acht Jahre alte Maximilian zum Beispiel wünscht sich an jeder Schule „ein Heckenlabyrinth, weil man darin toll spielen und sich auch verstecken kann.“ Und die gleichaltrige Carlotta hätte gerne eine Katze im Klassenzimmer. Daheim hat sie schon eine: „Es hilft mir, mich zu konzentrieren, wenn ich sie streichele. Das wäre im Unterricht schön." Ihre Träume haben Maximilian und Carlotta der Zeitung DIE ZEIT erzählt. Gemeinsam mit 2000 Menschen im Alter zwischen 5 und 19 Jahren hatten die beiden am Ideenwettbewerb Unsere Schule! teilgenommen, den das Berliner Haus der Kulturen der Welt 2018 ausgerufen hatte. Die Jury, zu der auch eine ZEIT-Redakteurin gehörte, wollten wissen: Wie müssen sich die Schulen ändern?

Auch Bildungsexperten wurden befragt, auch sie haben ihren Traum von der Zukunft geteilt. Sie träumten von Schulen als angstfreien Orten, als Lernspielplätzen, an denen soziale und emotionale Kompetenzen eine ebenso große Bedeutung haben wie kognitive Fähigkeiten. Sogar ein Raum der Stille stand auf der Liste der Utopien, „eine Art Kapelle, in der man sich vergewissert, dass man das wirklich Wichtige nicht wissen kann, sondern es immer neu erringen muss.“

Ein Bildungscampus in jeder Stadt

Nach Ansicht des Hirnforschers Gerald Hüther existiert die Welt, für die unsere Schulen gemacht wurden, heute nicht mehr. Sein 2020 erschienenes Buch „#Education For Future“ relativiert die Rolle der Schule. Seine Vision: Die Schule der Zukunft ist lediglich eines von vielen gleichberechtigt wichtigen Gliedern in einer Bildungskette, die Kinder an die Herausforderungen der Arbeits- und privaten Welt heranführen. „Wir brauchen einen Bildungscampus in jeder Stadt“, schreibt der Neurobiologe. Dazu sollten neben Schulen auch Handwerksbetriebe zählen, Start-Ups, Sportvereine, zivilgesellschaftliche Akteure. „Von ihnen lernen Kinder wirklich, was sie für ein glückliches Leben brauchen.“ In einer Zukunft, die Lernen systemisch denkt, ist dann auch Platz für eine Klassenzimmer-Katze. Oder Heckenlabyrinthe.

Weitere Informationen:

Die Aufzeichnung eines Wissenschaftsgesprächs mit Gerhard Hüther zu „Education for Future“ finden Sie hier bei Youtube. 

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18 JahreNordrhein-Westfalen08.03.2022