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Woher kommt die Tradition mit dem Weihnachtsbaum?

27.12.2022
Kurz und knapp

Immergrüne Pflanzen als winterliche Dekoration haben eine jahrtausendealte Tradition, die im alten Ägypten genauso anzutreffen war wie im Alten Rom oder in China. Sie stehen für Lebenskraft und die Hoffnung auf den Frühling. Das Grün sollte Gesundheit ins Haus holen und böse Geister daran hindern, sich dort einzunisten. In Nordeuropa boten sich vor allem Tannenzweige als immergrüner Schmuck an. Doch wann wurden aus Zweigen ganze Bäume zur Weihnachtszeit?

Freiburg contra Schlettstadt

Die älteste bekannte Erwähnung eines Christbaumes ist auf einem Dokument vom 21. Dezember 1521 zu finden, aus Sélestat (damals Schlettstadt) im Elsass. Demnach zahlte die Gemeinde einem Förster vier Schillinge, damit er aufpasste, dass niemand ohne Erlaubnis am Tag des Heiligen Thomas einen Baum im Wald schlägt, um ihn als Christbaum zu verwenden: „Item IIII Schillings den förstern die meyen an Sanct Thomas Tag zu hieten.“ Mit „Meyen“ waren Tannen gemeint. Einwohner der Stadt, so heißt es im Dokument weiter, dürften kostenlos eine Tanne fällen und mitnehmen, um sie zu schmücken.

Mitunter werden Freiburg und das Jahr 1419 als Ort und Zeit für die älteste Erwähnung eines Weihnachtsbaums genannt. Das sei eine Verwechslung, meint Hans-Peter Widmann, Historiker beim Freiburger Stadtarchiv: „In den mir bekannten Quellen wird erstmals 1625 von einem Christbaumbehang mit Oblaten und Birnen berichtet, womit die Brotbäckerknechte im Heiliggeistspital einen Baum geschmückt hatten“, zitiert ihn die „Badische Zeitung“. Im Jahr 1419 wird zwar die Bruderschaft erstmals urkundlich erwähnt, aber nicht der Baumbrauch.

 

In den Häusern hingen die Bäume von der Decke

Ebenfalls aus dem Elsass stammt eine Urkunde von 1539, die einen Christbaum erwähnt, der im Straßburger Münster aufgestellt wurde. 1605 notierte jemand über das Aufstellen eines entsprechenden Baumes: „Auff Weihnachten richtet man Dannenbäume zu Straßburg in den Stuben auf. Daran henket man Roßen auß vielfarbigen Papier geschnitten, Aepfel, Oblaten, Zischgold und Zucker.“ Seit Ende des 16. Jahrhunderts war es überall im Elsass Brauch, zu Weihnachten im Haus einen Baum zu schmücken. Dieser hing ursprünglich an einem Balken von der Decke. Das war nicht nur platzsparend, sondern sollte auch verhindern, dass Mäuse am Baumschmuck knabberten. Denn der war dekoriert mit roten Äpfeln und weißen ungeweihten Hostien, die an die Erlösung durch den Kreuzestod Jesu erinnern sollten.

 

Die erste literarische Beschreibung: „Werther“

Danach verbreitete sich die Tradition des Weihnachtsbaums schnell an Königs- und Adelshöfen in ganz Europa. Der erste kerzengeschmückte Tannenbaum ist überliefert aus dem Jahr 1611 im schlesischen Schloss der Herzogin Dorothea Sybille. Eingang in die Literatur erhielt er dann 1774 durch Johann Wolfgang von Goethe. In seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ beschreibt der Dichter den „aufgeputzten Baum mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln“.

Flächendeckend begann das Zeitalter der Weihnachtsbäume im 19. Jahrhundert, als das religiöse auch immer mehr ein Familienfest wurde. Und es immer selbstverständlicher wurde, sich den Tannenbaum in die Wohnstube zu stellen. Als erstes vor allem in protestantischen Familien, während für Katholiken zunächst die Krippe das wichtigste Weihnachtsrequisit blieb.

 

Die Christbaumkugeln stellen Äpfel dar

Die Stelle im Haus, wo der Baum steht, wird noch heute in manchen Regionen als „Paradeis“ bezeichnet. Denn vor dem Christgeburtsspiel wurde traditionell das „Paradeisspiel“ aufgeführt. Dabei sollte der mit Äpfeln geschmückte Baum an den alttestamentlichen Baum der Erkenntnis von Gut und Böse erinnern. Anders ausgedrückt: Der Weihnachtsbaum ist nichts anderes als der Sündenfallbaum aus dem Paradies. Aufgestellt am 24. Dezember, dem Gedenktag von Adam und Eva, in katholischer wie in lutherischer Tradition. So steht der Christbaum genau an der Schnittstelle zwischen Sündenfall und Erlösung durch den Mensch gewordenen Gottessohn. Die später aufgekommene Christbaumkugel steht für den Apfel, lateinisch malum, was auch „Unheil“ bedeuten kann. 

 

Während auf dem Petersplatz in Rom erst seit 1982 zu Weihnachten ein Baum aufgestellt wird, stehen in New York seit 1931 die berühmtesten Weihnachtsbäume der Welt vor dem Rockefeller Center.

 

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1 Artikel  ·  Umwelt, Klima, Erde, Universum
Anonym07.04.2022