14 Wie verändern (digitale) Medien die Meinungsbildung und den Diskurs?

Internet und Social Media haben einen starken Einfluss auf die Gesellschaft. Wie sie diese verändern, steht im Fokus dieses Clusters. Die Menschen fragen, ob Social Media auf die Gesellschaft spaltend oder verbindend wirkt – oder beides? Warum radikalisieren sich Menschen über das Internet und Social Media? Forschende sollten Ansätze finden, was man dagegen tun kann.

Einordnung:

In der Demokratie sind individuelle und öffentliche Meinungsbildung auf funktionierende Medien angewiesen. Die Bedeutung, die dabei dem Internet und Social-Media-Plattformen zukommt, ist Thema dieses Clusters. Social-Media-Plattformen haben einerseits die Möglichkeiten verbessert, dass Menschen an öffentlichen Diskursen teilnehmen und sich aktiv einbringen können. Andererseits sind damit auch Ängste vor manipulierenden Darstellungen, einer Spaltung der Gesellschaft wie auch Bedrohungen durch Extremismus verbunden.

Die hier aufgeworfenen Fragen beziehen sich vorrangig auf den zweiten, eher negativen Aspekt von Internet und Social Media. Dabei betreffen sie sowohl den Ist-Zustand als auch mögliche Entwicklungen und Gegenstrategien. Sie adressieren die individuelle Meinungsbildung, den Austausch mit anderen, wie auch die Folgen für Politik und Gesellschaft insgesamt: Wie verändern sich unsere Sichtweisen auf die Gesellschaft durch die Vernetzung? Warum radikalisieren sich Menschen im Netz, und was kann man dagegen tun? Gibt es die von vielen behauptete Spaltung der Gesellschaft wirklich, wie kann das Ausmaß der Spaltung gemessen und ggfs. eine Einigung erzielt werden?

Ausblick

Die Fragen des Clusters machen deutlich, dass die großen Erwartungen, die mit der Durchsetzung des Internets als Kommunikationsmedium verbunden waren, nicht erfüllt wurden. Ein größeres Angebot an Informationen und Meinungen und bessere Teilhabemöglichkeiten für viele haben in der Wahrnehmung weiter Teile der Bevölkerung nicht zu einer besseren Meinungsbildung und rationalen Diskursen geführt.

Für die Forschung ergibt sich daraus die Frage: Haben das Internet und Social-Media-Plattformen die beschriebenen Phänomene erzeugt, oder lediglich sichtbarer gemacht? Sowohl für die Einzelnen wie für die Gesellschaft insgesamt scheint es zunehmend schwieriger, die Relevanz von Meinungen einzuschätzen. Es gibt mehr Informationen, als durch einzelne Menschen, Organisationen oder die Gesellschaft verarbeitet werden können. Die durch das Internet ermöglichte höhere Sichtbarkeit führt zu einer verstärkten Unsicherheit. Einzelne Phänomene können temporäre Erscheinungen im Übergang von analogen zu digitalen Kommunikationsmedien sein, andere Ausdruck eines tiefen gehenden sozialen Wandels. Forschende sollten deshalb untersuchen, wie in globalen und offenen Kommunikationsnetzwerken Vermittlungsstellen geschaffen werden können, die Desinformationen kenntlich machen, ohne die für die demokratische Meinungsbildung notwendige Freiheit dieser Netze einzuschränken.

Autor: Prof. Dr. Patrick Donges

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