Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Gewinnerprojekt des Ideenwettbewerbs "Mathe erleben!": Knacknüsse zum Kaffee

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Gewinnerprojekt des Ideenwettbewerbs "Mathe erleben!": Knacknüsse zum Kaffee

Mathematik gehört nicht unbedingt zu einem normalen Frühstück. Anders in Karlsruhe: Die halbe Stadt brütete in diesem Sommer morgens über Gleichungen, Dreiecken und Radien. Denn die Badener fanden auf ihren Brötchentüten plötzlich Matherätsel – es waren "Brätseltüten", die vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt wurden.???aural:Bildanfang???Brätseltüte_1Mathematiker des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) backen 600 Teigknoten. Karlsruher Institut für Technologie???aural:Bildende???
Zehn Mathematiker des KIT haben sich den geistigen Frühsport ausgedacht. Schon im November 2007 fassten sie den Plan, die Karlsruher mit Matherätseln zu überraschen. Doch wie sollten die Aufgaben verteilt werden? Beim Kaffeetrinken kamen die Mathematiker auf die Idee, die Rätsel einfach auf Brötchentüten zu drucken – ein Vorschlag, der auch die Vertreter der ortsansässigen Bäckerei "Badische Backstub" begeisterte. "Unser Vorschlag war etwas ganz Neues für die Bäckerei. Sie hat unsere Idee sofort unterstützt", sagt Wolfgang Reichel, Professor für Analysis an der Universität Karlsruhe.

Um die Karlsruher für Mathe zu interessieren, hatten die Aufgaben immer einen klaren Lokalbezug: Wie schnell fließt der Rhein? Wie viele Quadratzahlen stecken im Jahr der Karlsruher Stadtgründung? Wie hoch ist die Pyramide, das städtische Wahrzeichen auf dem Marktplatz? Außerdem waren die Rätsel so konstruiert, dass sie auch Schulkinder lösen konnten – schließlich sollte der Mathemorgen nicht zum Frustfrühstück werden.

Damit die Karlsruher von den neuen Brötchentüten nicht vollkommen überrascht wurden, hatten die KIT-Mathematiker ihre Stadt vorgewarnt: Auf dem Fest zum 293. Stadtjubiläum präsentierte sich das KIT im Juni der Öffentlichkeit mit einem eigenen Stand. Zuvor hatte sich ein Mathematiker-Team selber in die Backstube gestellt und 600 Teigknoten gebacken. Die wurden dann an die Festbesucher verteilt, um sie in Gespräche zu verwickeln – einerseits über die mathematische Knotentheorie, andererseits über das KIT und die anstehenden Tütenrätsel.???aural:Bildanfang???Brätseltüte_2Die Teigknoten sind fertig und werden an die Festbesucher verteilt. Karlsruher Institut für Technologie???aural:Bildende???
Sechs Wochen dauerte die Aktion, sechs verschiedene Matheaufgaben ließ das KIT auf die Brötchentüten drucken. Der Erfolg kam prompt: 970 Teilnehmer schickten rund 2600 Lösungen ein – ein eindeutiger Beweis, wie faszinierend interessant aufbereitete Mathematik ist. 80 Prozent der Einsendungen waren richtig. "Viele Leute haben uns geschrieben, dass sie sich das erste Mal seit Jahren wieder mit Mathematik beschäftigt haben", sagt Reichel. Für jede richtige Lösung erhielt der Einsender ein Lotterielos. Die Gewinner, die im September gezogen wurden, freuten sich zum Beispiel über einen Familienurlaub in einem Freizeitpark, Schifffahrten auf dem Rhein oder – natürlich – Brezeln.

"Dank der Matherätsel ist das KIT in der Bevölkerung bekannter geworden", sagt Reichel. Das Karlsruher Institut für Technologie ist ein Zusammenschluss der Universität und des Forschungszentrums Karlsruhe. Mit seinen 7.500 Mitarbeitern und einem Budget von mehr als einer halben Milliarde Euro möchte es zu einem weltweit führenden Wissenschaftsinstitut aufsteigen. Doch noch befindet es sich in der Gründungsphase. Viele Karlsruher wussten deshalb mit der Abkürzung KIT nicht viel anzufangen – bis zur Aktion mit den Matherätseln. Brötchentüten werden die Mathematiker am KIT in Zukunft aber eher selten entwerfen. Nach zahlreichen Aktionen zum Jahr der Mathematik widmen sie sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben – der Forschung und Lehre.

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