Abgesehen von geschlechtsspezifischen Krebsarten: Kann jeder jeden Krebs bekommen?



  • Portrait Gerd Nettekoven Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e.V. in Bonn/Berlin
    “Jeder Mensch kann jedoch sein persönliches Krebsrisiko senken, in dem er ein gesundes Leben führt.”
  • Portrait Peter M. Schlag Peter M. Schlag, Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center in Berlin
    “Es gibt Krebsformen, die in besonderen Berufsgruppen oder unter bestimmten Lebensgewohnheiten besonders häufig anzutreffen sind.”
  • Portrait Renate Pfeifer Renate Pfeifer, betroffene Mutter und Patientenvertreterin der Deutschen Kinderkrebsstiftung
    “Ja! Altersgemäß ist die Verteilung der einzelnen Krebsarten unterschiedlich. Kinder und Jugendliche erkranken an anderen Krebsarten als ältere Menschen.”
  • Portrait Rupert Handgretinger Rupert Handgretinger, Ärztlicher Direktor der Allgemeinen Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie der Uniklinik Tübingen
    “Jeder kann Krebs bekommen, auch Tiere und Planzen.”
  • Jenny Chang-Claude Jenny Chang-Claude, Deutsches Krebsforschungszentrum
    “Ja, es gibt aber Unterschiede bei der Erkrankungshäufigkeit.”

Abgesehen von geschlechtsspezifischen Krebsarten: Kann jeder jeden Krebs bekommen?

  • Portrait Gerd Nettekoven

    Gerd Nettekoven: Krebs kann grundsätzlich jeden treffen: In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 450.000 Menschen neu an Krebs, 210.000 sterben an den Folgen. Damit sind Krebserkrankungen nach Herzkreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz verändern, diese Veränderungen nicht mehr repariert und die Erbinformationen dadurch „verfälscht“ werden.
    Experten schätzen, dass die Zahl der Tumorerkrankungen bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent ansteigen wird. Grund für die steigende Tendenz: Je älter der Mensch wird, desto unzuverläs-siger arbeitet das Reparatursystem der Gene. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer und Frauen bei 69 Jahren. Es gibt jedoch auch Krebsarten, die insbesondere jüngere Erwach-sene betreffen. Dazu gehört beispielsweise Hodenkrebs: Das mittlere Erkrankungsalter liegt hier bei 36 Jahren.
    Zu den Faktoren, die Gene verändern und so die Krebsentstehung fördern können, gehören UV-Strahlen, Tabakrauch, Chemikalien, chronische Infektionen, ein erhöhter Alkoholgenuss und eine ungesunde Lebensweise mit wenig Obst, Gemüse und Bewegung. In fünf bis zehn Prozent der Fälle sind die Veränderungen erblich bedingt. In den betroffenen Familien tritt der Krebs in jeder Generation und schon in jungen Jahren auf.
    Jeder Mensch kann jedoch sein persönliches Krebsrisiko senken, in dem er ein gesundes Leben führt. Wer sich viel an der frischen Luft bewegt, sich ausgewogen ernährt und Übergewicht vermeidet, auf das Rauchen verzichtet, vorsichtig mit UV-Strahlen umgeht, wenig Alkohol trinkt und sich vor krebserregenden Infektionen schützt, tut bereits eine Menge für seine Gesundheit.
    Deutschland verfügt zudem über ein hochwertiges gesetzliches Krebs-Früherkennungsprogramm. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt allen Interessierten, sich ausführlich über die Untersuchungen zu informieren und individuell günstige und möglicher-weise schädliche Auswirkungen gegeneinander abzuwägen. Für viele Tumorerkrankungen gilt nach wie vor der Leitsatz ‚Früh erkannt – heilbar‘. Die kostenlosen Untersuchungen können dazu beitragen, Tumore in frühen Stadien zu entdecken. Die Deutsche Krebshilfe bietet Interessierten kostenlos umfassende und allgemeinverständliche Faltblätter, welche die Vor- und Nachteile der verschiedenen Untersuchungsverfahren erläutern.

  • Portrait Peter M. Schlag

    Peter M. Schlag: Prinzipiell kann jeder Mensch an jeder Krebsform erkranken. Da aber einer Krebserkrankung eine Störung in der Aktivierung oder Deaktivierung bestimmter Gene in einer Tumorzelle zugrunde liegt, die diese zu einer Krebszelle „mutieren“ lassen, gibt es natürlich unterschiedliche Auslösemechanismen für diese genetische Dysregulation. Ein Teil der Tumoren ist vererbbar und führt zu einer Häufung von bestimmten Tumoren in bestimmten Familien und Bevölkerungsgruppen. Die genetischen Veränderungen können aber auch durch unterschiedliche Einflüsse von außen, wie z. B. Strahlung, Ernährung, Schad- und Genussstoffe ausgelöst werden. Somit gibt es Krebsformen, die in besonderen Berufsgruppen oder unter bestimmten Lebensgewohnheiten besonders häufig anzutreffen sind. Soweit diese exogenen Faktoren bekannt sind, können Menschen gezielt, z. B. durch Vermeidung von zu langer und starker Exposition von UV-Strahlen oder Umstellung von Gewohnheiten (z. B. Rauchen, Ernährung oder mangelnde Bewegung) einer Krebserkrankung vorbeugen. Natürlich lässt sich hierdurch eine Tumorerkrankung nicht generell vermeiden, denn auch hierzu sind die Entstehungsmechanismen zu komplex, aber doch in ihrer statistischen Häufigkeit reduzieren.

  • Portrait Renate Pfeifer

    Renate Pfeifer: Ja! Altersgemäß ist die Verteilung der einzelnen Krebsarten unterschiedlich. Kinder und Jugendliche erkranken an anderen Krebsarten als ältere Menschen. Bei Kindern treten vorwiegend Leukämien, Hirntumore, Knochentumore und Weichteiltumore auf. Lungen-, Brust- oder Darmkrebs hingegen sind keine Krebserkrankungen des Kindes- und Jugendalters.
    Für andere Krebserkrankungen gibt es Risikofaktoren wie z.B. das Rauchen, welches die Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu erkranken, deutlich erhöht.

  • Portrait Rupert Handgretinger

    Rupert Handgretinger: Jeder kann Krebs bekommen, auch Tiere und Planzen.  Krebs tritt vor allem im höheren Lebensalter auf, kann aber grundsätz-lich in jedem Alter vorkommen. Es kann vorkommen, dass  Kinder schon mit Krebs geboren werden. Die Ursachen für Krebs sind nicht geklärt.  Bei einem Teil der Kinder kann eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen, beim Großteil der Kinder ist die Ursache allerdings unbekannt.
    Die Krebsarten unterscheiden sich grundsätzlich bei Kindern und Erwachsenen. Während bei Erwachsenen vorwiegend die über einen längeren Zeitraum entstehenden Karzinome auftre-ten, ist diese Krebsart bei Kindern eine Seltenheit. Kinder erkranken vorwiegend an Leukämien, Hirntumoren, Lympho-men, Neuroblastomen (bösartige Erkrankung des peripheren Nervensystems), Wilms-Tumoren (Nierentumore ) und an  Sarkomen.

  • Portrait Jenny Chang-Claude

    Jenny Chang-Claude: Ja. Jedoch gibt es zwischen den Geschlechtern und verschiedenen Altersgruppen Unterschiede bei der Erkrankungshäufigkeit. Außerdem können bestimmte Lebensgewohnheiten, wie zum Beispiel Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum, oder  auch andere Faktoren wie etwa bestimmte Infektionen, die Erkrankungshäufigkeit beeinflussen.