Bringt Psychotherapie überhaupt etwas?

 

  • Prof. Dr. med. Sabine C. Herpertz, Beisitzerin Psychotherapie des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universität Heidelberg Sabine C. Herpertz, Beisitzerin Psychotherapie des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universität Heidelberg
    “Als Patient merkt man selbst, dass Psychotherapie hilfreich ist.”
  • Prof.Dr.med. Johannes Hebebrand, LVR-Klinikum an der Universität Duisburg-Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Johannes Hebebrand, LVR-Klinikum an der Universität Duisburg-Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
    “Voraussetzung ist, dass der Betroffene tatsächlich behandelt werden möchte.”
  • Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider, früherer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen Frank Schneider, früherer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen
    “Psychotherapie ist neben der Pharmakotherapie eine der beiden Hauptsäulen der psychiatrischen Behandlung.”

 

 

  • Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, UK Leipzig, Sprecher des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität,  Vorsitzender des Deutschen Bündnis gegen Depression e.V., Leipzig Ulrich Hegerl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, UK Leipzig, Sprecher des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität, Vorsitzender des Deutschen Bündnis gegen Depression e.V., Leipzig
    “Für bestimmte psychotherapeutische Verfahren ist die Wirksamkeit bei depressiven Erkrankungen in großen Studien ausreichend belegt.”
  • Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Professor für Medizinische Psychologie und Psychosomatik am Univ.-Klinikum Hamburg-Eppendorf Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Professor für Medizinische Psychologie und Psychosomatik am Univ.-Klinikum Hamburg-Eppendorf
    “Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen ist für fast alle psychischen Erkrankungen umfassend wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden”
  • Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der HHUD, Ärztl. Direktor LVR-Klinikum Düsseldorf Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der HHUD, Ärztl. Direktor LVR-Klinikum Düsseldorf
    “Eine erfolgreiche Psychotherapie reduziert die Krankheitsbelastung (Symptomatik) und erhöht die Lebensqualität der Klienten.”
  • Porträt Sabine C. Herpertz

    Sabine C. Herpertz:  Ja, Psychotherapie ist hochwirksam. Das haben viele Untersuchungen der letzten Jahre bei verschiedenen seelischen Erkrankungen, z.B. bei Angst- und Zwangserkrankungen, bei Depressionen und bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung gezeigt. Manchmal ist Psychotherapie ausreichend, manchmal muss sie mit einer medikamentösen Behandlung verbunden werden. Es mag überraschen, dass die Behandlungseffekte von Psychotherapie zum Beispiel höher als die von sehr verbreiteten Bypass-Operationen am Herzen sind. Als Patient merkt man selbst, dass Psychotherapie hilfreich ist. Wurden Patienten während einer laufenden Psychotherapie befragt, so gaben ¾ an, dass sie mit ihrer psychotherapeutischen Behandlung absolut oder sehr zufrieden wären. Nur selten schadet Psychotherapie, d.h. nur 5% gaben eine Verschlechterung an.

    Dabei hilft Psychotherapie nicht nur, die Krankheitssymptome zu verbessern, sondern das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit steigen auch. Wichtig ist, den passenden Psychotherapeuten zu finden, der die passende psychotherapeutische Methode anbietet. Schon früh in der Behandlung sollte man sich auf gemeinsame Behandlungsziele einigen.

  • Porträt Johannes Hebebrand

    Johannes Hebebrand: Ich kenne keine Störung, bei der Psychotherapie nicht hilft, entweder ausschließlich oder in Ergänzung zu einer medikamentösen Therapie. Wir wissen aus vielen Studien, dass gerade bei Angststörungen beispielsweise verhaltenstherapeutische Behandlungen oft sogar stärker wirken als Medikamente. Voraussetzung ist natürlich, dass der Betroffene tatsächlich behandelt werden möchte, dass also Einsicht, Leidensdruck und Motivation in ausreichendem Maße vorhanden sind.

    Je nach Diagnose, Alter und Persönlichkeit muss außerdem entschieden werden, ob eher Gruppen- oder Einzeltherapie, Verhaltens- oder andere Therapieformen in Frage kommen. Bei Jugendlichen müssen diese Fragen zudem mit den Eltern abgestimmt werden.

  • Porträt Frank Schneider

    Frank Schneider: Psychotherapie ist neben der Pharmakotherapie eine der beiden Hauptsäulen der psychiatrischen Behandlung. Studien haben gezeigt, dass Psychotherapie einen sehr wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Symptomatik bringen, dies gilt insbesondere für die kognitive Verhaltenstherapie. Nehmen wir beispielsweise Angsterkrankungen: Hier ist kognitive Verhaltenstherapie die erfolgreichste Heilungsmethode. Die Patienten lernen mit Hilfe verschiedenster Strategien, mit ihren Ängsten anders umzugehen, sie zu verstehen und zu bearbeiten. Hier hilft oft schon eine kurzzeitige Therapie um signifikante Verbesserungen zu erzielen.

    Als Psychiater in einem Universitätskrankenhaus, der naturgemäss eher schwerere Fälle und Verläufe sieht, ist in der Regel eine Kombination aus Pharmako- und Psychotherapie indiziert. Je nach Erkrankungen wird entweder versucht die Psychopharmakotherapie relativ schnell zu beenden und auf reine Psychotherapie überzugehen (z.B. Psychopharmaka beim Entzug von Suchterkrankungen) oder die Psychopharmaka werden noch recht lange, bis zu einem Jahr oder mehr, zur Rückfallprophylaxe, z.B. bei der Schizophrenie gegeben. Wir nutzen alle therapeutischen Möglichkeiten um den Patienten nachhaltig zu helfen und keinen Drehtüreffekt zu erzeugen.

  • Porträt Ulrich Hegerl

    Ulrich Hegerl: Für bestimmte psychotherapeutische Verfahren ist die Wirksamkeit bei depressiven Erkrankungen in großen Studien ausreichend belegt. Das am besten untersuchte und hinsichtlich seiner Wirksamkeit belegte Verfahren ist die „kognitive Verhaltenstherapie“. Hier wird u. a. versucht, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Belastungen und angenehmen Dingen im Tagesablauf herzustellen, Überforderungssituationen zu vermeiden und negatives Gedankenkreisen zu unterbinden. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, dass Menschen, die zu Depressionen meiden, ob im gesunden Zustand ihre eigenen Interessen hinten anstellen und sich für andere aufopfern und so in eine Überforderungssituation manövrieren.

  • Porträt Rainer Richter

    Rainer Richter: Psychotherapie wirkt nachweislich. Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen ist für fast alle psychischen Erkrankungen umfassend wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Es ist gut belegt, dass Psychotherapie bei Angst, Depression, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen und ADHS wirkt. Die Studien zeigen dabei, dass Patienten mit Psychotherapie sowohl kurzfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen als auch längerfristig stabilere Behandlungserfolge erzielen. So konnten beispielsweise Studien zur Depression zeigen, dass sich depressive Phasen durch eine Psychotherapie erheblich verkürzen und sich das Risiko, erneut depressiv zu erkranken, auf die Hälfte reduziert. Studien zu Panikstörungen konnten belegen, dass es Psychotherapiepatienten mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent besser ging als Patienten mit einer Routinebehandlung.

    Psychotherapie sollte deshalb zur Behandlung der meisten psychischen Erkrankungen ein bzw. das Mittel der Wahl sein. Auch deshalb, weil viele Patienten die Psychotherapie einer Pharmakotherapie vorziehen.

  • Porträt Wolfgang Gaebel

    Wolfgang Gaebel: Es gibt zahlreiche Studien, die für viele psychiatrische Erkrankungen den Nachweis erbracht haben, dass Psychotherapie „etwas bringt“, bei manchen Krankheiten insbesondere in Kombination mit einer Medikation. Ob eine Psychotherapie den gewünschten Erfolg bringt, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, weshalb am Anfang einer Psychotherapie normalerweise das gemeinsame Erarbeiten konkreter Therapieziele steht. Eine erfolgreiche Psychotherapie reduziert die Krankheitsbelastung (Symptomatik) und erhöht die Lebensqualität der Klienten. Unter Psychotherapie ist jedoch keineswegs nur miteinander über Probleme zu reden zu verstehen, sondern die gezielte Förderung von Ressourcen der Klienten zur besseren Krankheitsbewältigung und Maßnahmen zur Überwindung von krankheitsfördernden oder -aufrechterhaltenden Gewohnheiten und Denkmustern. Dies kann unter Umständen auch anstrengend und phasenweise belastend sein. Hierfür steht beispielsweise die Konfrontationstherapie, die bei Angsterkrankungen (Stichwort Spinnenphobie) zur Anwendung kommen kann. Solche Therapiemethoden sind jedoch immer in ein umfassendes therapeutisches Konzept eingebettet.