• Porträt Prof. Dr. Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
    “Ein Telefongespräch kann eine reale Untersuchung nicht ersetzen.”
  • Prof. Dr. Martin Scherer, Komm. Direktor des Instituts für Sozialmedizin in Lübeck und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Martin Scherer, Universitätsklinikum Lübeck, Institut für Sozialmedizin
    “In Deutschland gibt es noch immer ein Fernbehandlungsverbot.”
  • Dr. Thomas Schmitz-Rode, Direktor des Instituts für Angewandte Medizintechnik , RWTH Aachen Thomas Schmitz-Rode, Direktor des Instituts für Angewandte Medizintechnik , RWTH Aachen
    “Technisch ist vieles möglich, ein Arzt beim Patienten vor Ort ist allerdings Bedingung.”

Kann mich mein Arzt aus der Ferne untersuchen?

  • Porträt Ludger Pientka

    Ludger Pientka: Nein, ein Telefongespräch kann eine reale Untersuchung nicht ersetzen. Eine Beratung ist auf diesem Weg jedoch möglich. Der Arzt kann am Telefon zum Beispiel entscheiden, ob ein akuter Notfall vorliegt oder er den Patienten auch später bei einem Hausbesuch versorgen kann.

  • Porträt Martin Scherer

    Martin Scherer: Er kann es und er kann es nicht. Man denkt bei Telemedizin schnell an Hightech-Medizin und automatische Datenübertragung, Telemedizin umfasst aber auch Beratung und Behandlung über das Telefon oder via Email . Allerdings gibt es in Deutschland noch immer ein Fernbehandlungsverbot. Dabei würden wir gerne beispielsweise eine Telefonsprechstunde einrichten für Unsicherheiten und Notfälle. Für Fragen wie „Muss ich sofort zum Notdienst oder kann ich bis morgen warten?“ oder „Wer ist der richtige Ansprechpartner?“ Während in Deutschland Fernbehandlungen nur in Ergänzung zu einem persönlichen Termin stattfinden dürfen, ist Telemedizin in der Schweiz nicht nur erlaubt, sondern Teil der Regelversorgung. Da der Bedarf aber groß ist und bereits Gesetzesvorlagen erstellt wurden, bin ich mir ziemlich sicher, dass sich telemedizinische Behandlungsangebote auch in Deutschland bald durchsetzen werden.

  • Dr. Thomas Schmitz-Rode

    Thomas Schmitz-Rode:
    Technisch ist vieles möglich, ein Arzt beim Patienten vor Ort ist allerdings Bedingung und eine telemedizinische Untersuchung bleibt zudem stets eine Frage der Sicherheit und auch der Ethik. Diagnose mittels Bilddatenübertragung ist zum Beispiel möglich. So lassen sich mit einer Kamera Haut- oder Wundstudien machen, ebenso können Bilder eines Eingriffes über eine Endoskopiekamera versandt und die erhobenen Bilddaten unabhängig vom Ort untersucht werden. In Notfällen, bei denen eine zeitnahe Therapie vonnöten ist kann der Experte aus der Ferne einem Arztkollegen vor Ort über ein Kommunikationsnetz mit Hinweisen und Korrekturen zur Seite stehen.

    Anders sieht es im Falle von Tele-Monitoring von beispielsweise Patienten mit einer Herzschwäche aus. Hier leistet der Cardio-Messenger bereits gute Dienste. Dabei trägt der Patient einen Sensor im Körper, der die erhobenen Daten selbstständig in ein Netzwerk einspeist. Ausgelesen werden die Daten von Spezialisten in einem Kompetenzzentrum, die auf Grundlage der Daten über das weitere Vorgehen entscheiden.