• Portrait Dr. Christa Scheidt-Nave Christa Scheidt-Nave, Epidemiologie nicht übertragbarer Krankheiten, Robert Koch Institut
    “Stress selbst ist keine Volkskrankheit, Stress ist eine häufige Begleiterscheinung unseres Lebens und wird als unbestimmte Belastung empfunden.”
  • Portrait Univ.- Prof. Dr. Lohaus Arnold Lohaus, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld
    “Grundsätzlich ist Stress keine Krankheit, Stress kann aber zu Krankheiten führen.”

Kann man Stress als Volkskrankheit bezeichnen?

  • Portrait Dr. Christa Scheidt-Nave

    Christa Scheidt-Nave: Stress selbst ist keine Volkskrankheit, Stress ist eine häufige Begleiterscheinung unseres Lebens und wird als unbestimmte Belastung empfunden. Als solche beeinflusst Stress den Stoffwechsel und hormonelle Regelkreise. Dies kann zu funktionellen Störungen wie Schlafstörungen führen, die wiederum in Zusammenhang mit Volkskrankheiten wie Adipositas und Diabetes mellitus Typ II gebracht worden sind. Die Zusammenhänge zwischen Stressbelastung und Krankheitsentstehung besser zu verstehen, bleibt eine wichtige Forschungsaufgabe.
    Wie jemand Stress empfindet, ist individuell verschieden. Der Umgang mit Stress und der Schutz vor zu viel Stress kann und sollte erlernt werden, auch im Hinblick auf mögliche Folgeerkrankungen.

  • Portrait Univ.- Prof. Dr. Arnold

    Arnold Lohaus: Grundsätzlich ist Stress keine Krankheit, Stress kann aber zu Krankheiten führen. Dies gilt vor allem dann, wenn man dauerhaft mit hohen Anforderungen konfrontiert ist, die sich mit den vorhandenen Möglichkeiten nicht bewältigen lassen. Dadurch kann es zu Überforderungen kommen, die sich in psychischen und physischen Symptomen äußern können (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Angstgefühle, Aggressionen etc.).

    Um dies zu verhindern, ist es sinnvoll, rechtzeitig ein Bewältigungsrepertoire aufzubauen, damit Kinder, Jugendliche und Erwachsene besser mit Anforderungssituationen zurechtkommen. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen, um sich Ruhe und Entspannung zu verschaffen, ein verbessertes Zeitmanagement, verbesserte Problemlösekompetenzen oder die Fähigkeit, Anforderungen in einem positiveren Licht zu sehen. Es geht dabei nicht darum, Stress grundsätzlich zu vermeiden. Im Umgang mit stressreichen Situationen kann man vielmehr lernen, welche Maßnahmen man einsetzen kann, um besser mit Stress umzugehen. Hilfreich sind weiterhin rechtzeitige Unterstützungsangebote, um auch auf diesem Wege zu lernen, so mit Anforderungen umzugehen, dass keine physischen oder psychischen Krankheitssymptome entstehen.