• Portrait Reinhard Burger Präsident des Robert-Koch- Instituts (RKI)
    “Die Zahl der dem RKI übermittelten Fälle steigt nicht bei allen lebensmittelbedingten Infektionen.”
  • Portrait Elisabeth Pott Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
    “Beim EHEC-Ausbruch hat viele Menschen der Widerspruch verunsichert, dass gerade frisches Gemüse krankmachen sollte”
  • Portrait Helge Karch Nationale Forschungsplattform für Zoonosen
    “Die altbewährten Regeln der persönlichen Hygiene müssen wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden.”
  • Portrait Timo Ulrichs Koch-Metschnikow-Forum
    “Situationen wie die EHEC-Epidemie oder Salmonellenausbrüche werfen Fragen nach der mikrobiologischen Sicherheit von Lebensmitteln auf.”

Warum werden immer mehr Infektionskrankheiten durch das Essen übertragen?

  • Portrait Reinhard Burger

    Reinhard Burger: Die Zahl der dem RKI übermittelten Fälle steigt nicht bei allen lebensmittelbedingten Infektionen. Die Zahl der Salmonelleninfektionen zum Beispiel sinkt seit Jahren, die EHEC-Fallzahlen sind bis auf den großen Ausbruch im Frühjahr 2011 relativ stabil, die Zahl der Campylobacter-Infektionen ist in den letzten Jahren gestiegen. Klar ist, dass eine gute Küchenhygiene der entscheidende Schutzfaktor ist.

  • Portrait Elisabeth Pott

    Elisabeth Pott: Die Meldezahlen zu derartigen Krankheiten lassen einen solchen Anstieg nicht generell erkennen. Möglicherweise ist aber die öffentliche Aufmerksamkeit  für das Thema „Ernährung und Gesundheit“ gestiegen. Beim EHEC-Ausbruch hat viele Menschen der Widerspruch verunsichert, dass gerade frisches Gemüse – ein Sinnbild für gesundes Essen – krankmachen sollte. Doch auch hier gilt: Eine konsequente Hygiene bei der Zubereitung von Speisen und die richtige Lagerung von Lebensmitteln sind notwendig, um das Ansteckungsrisiko mit Erregern wie EHEC, Salmonellen oder Campylobacter zu verringern.

  • Portrait Helge Karch

    Helge Karch: Auch in der Vergangenheit wurden darmpathogene Krankheitserreger vorrangig durch kontaminierte Lebensmittel übertragen. Dies ist also kein neues Phänomen, so dass man nicht von einer Zunahme durch Lebensmittelübertragungen sprechen kann. Dass gegarte oder gekochte Lebensmittel „sicherer“ sind als rohe, wussten bereits unsere Eltern und Großeltern. Wenn wir dies beachten und unsere „Rohkosteuphorie“ etwas bremsen oder zumindest Grundregeln der hygienischen Verarbeitung von Lebensmitteln sorgfältiger beachten, verringern wir das Risiko von Lebensmittelinfektionen. Zudem müssen die altbewährten Regeln der persönlichen Hygiene wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. In Deutschland gab und gibt es sehr erfolgreiche Kampagnen zur gesundheitlichen Aufklärung. Vielleicht kann man an diese Erfahrungen und Strukturen anknüpfen.

    Obwohl wir in Deutschland nach meiner Überzeugung weltweit führend in der Lebensmittelüberwachung sind, birgt die zunehmende Globalisierung Risiken für das Auftreten von „neuen Erregern“, gegen die wir nicht ad hoc gefeit sind, und auf die wir uns mit geeigneten Maßnahmen einstellen müssen. Und auch Nahrungsmittel sind Teil der globalen Transportwege.

  • Portrait Timo Ulrichs

    Timo Ulrichs: Situationen wie die EHEC-Epidemie oder Salmonellenausbrüche werfen Fragen nach der mikrobiologischen Sicherheit von Lebensmitteln auf. In den allermeisten Fällen sind die Lebensmittel in Deutschland jedoch sicher. Da solche im globalisierten Lebensmittelmarkt auch von sehr entfernten Orten der Welt nach Deutschland eingeführt werden, müssen die Kontrollmechanismen diesen Quellen Rechnung tragen und sowohl vor Ort Produktion und Transport kontrollieren als auch in Deutschland eine mögliche Weiterverarbeitung.

    Bei allen Diskussionen um mikrobiologisch saubere Lebensmittel in Deutschland sollte nicht darüber hinweggesehen werden, dass an vielen Orten der Welt saubere Lebensmittel und sauberes Trinkwasser dauerhaft Mangelwaren sind, dass deshalb jedes Jahr Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen sterben und dass diese Missstände mit geringem finanziellem und organisatorischem Aufwand bekämpft werden könnten.