Was passiert mit dem Herz, wenn man einen Herzinfarkt bekommt?



  • Portrait Dirk Sibbing Dirk Sibbing, Deutsches Herzzentrum München, Technische Universität München
    “Bei einem Herzinfarkt besteht die Gefahr, dass die Blutversorgung in einem der Herzkranzgefäße plötzlich komplett abbricht oder so deutlich eingeschränkt ist, dass die jetzt nicht mehr versorgten Herzmuskelzellen absterben.”
  • Portrait Adrian C. Borges Adrian C. Borges, Chefarzt Kardiologie, HELIOS Klinikum Emil von Behring
    “Durch die Verengung von Herzkranzgefäßen kommt es zu einer Sauerstoff-Unterversorgung. Der Patient hat in dieser Situation Schmerzen auf der Brust (Angina Pectoris). Man spricht von einem Herzinfarkt.”
  • Portrait Ulrike Bauer Ulrike Bauer, Geschäftsführerin Kompetenznetz Angeborene Herzfehler
    “Die Versorgung des Herzmuskels hinter der Engstelle wird unterbrochen und bei einer längeren Durchblutungsstörung stirbt das Gewebe ab. Meistens ist diese Durchblutungsstörung mit starken Schmerzen im Brustbereich verbunden.”

Was passiert mit dem Herz, wenn man einen Herzinfarkt bekommt?

  • Portrait Dirk Sibbing

    Dirk Sibbing: Der Herzmuskel  eines Menschen muss ohne Unterlass viel Arbeit leisten indem er sich anspannt (kontrahiert) und das Blut in den Körperkreislauf auswirft. Auf die gesamte Lebenszeit hochgerechnet geschieht dieses bis zu 4 Milliarden mal. Um ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe für die Herzmuskelzellen zu erhalten, wird das schlagende Herz  über die Herzkranzgefäße (Koronararterien) kontinuierlich mit Blut versorgt.  Der Mensch besitzt drei große Koronararterien, die jeweils ihnen zugeordnete Bereiche des Herzens mit Blut versorgen. Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte greifen im Zusammenspiel mit genetischen Faktoren, die jedem in die Wiege gelegt werden, die Koronararterien an und können diese im schlimmsten Fall vollständig verschließen. So kann es im Laufe der Zeit dazu kommen, dass die Blutversorgung in einem der Herzkranzgefäße plötzlich komplett abbricht oder so deutlich eingeschränkt ist, dass die jetzt nicht mehr versorgten Herzmuskelzellen absterben. In diesem Moment  kommt es dann zum Herzinfarkt. Das Herz macht sich bemerkbar und man bekommt stärkste Schmerzen. Die meisten Patienten kommen dann zügig mit dem Notarzt in ein nahe gelegenes Krankenhaus. In dieser Situation ist es sehr wichtig schnell zu handeln und den Blutfluss wieder herzustellen, denn je länger Bereiche des Herzens ohne Blutversorgung sind, umso schlechter erholt sich der Herzmuskel von dem Infarkt. Heutzutage ist die Ballondilatation mit Stentimplantation das Verfahren der Wahl, um verschlossene Herzkranzgefäße wieder zu eröffnen.  

  • Portrait Adrian C. Borges

    Adrian C. Borges: Der Herzmuskel wird von den sog. Herzkranzgefäßen oder Koronararterien mit Blut und damit auch mit Sauerstoff versorgt. Diese Gefäße entspringen direkt hinter der Aortenklappe, dem „Ausgang“ der linken Herzkammer, aus der Hauptschlagader.

    Sind die Herzkranzgefäße über ein bestimmtes Maß hinaus verengt, spricht man von einer  koronaren Herzkrankheit (KHK). Verschließt sich eines dieser Herzkranzgefäße, z.B. durch ein Blutgerinnsel oder durch Kalk aus der Gefäßwand, kommt es in dem Bereich des Herzmuskels, welcher von dem Gefäß versorgt wird, zu einer Sauerstoff-Unterversorgung. Der Patient hat in dieser Situation Schmerzen auf der Brust (Angina Pectoris). Man spricht von einem Herzinfarkt.

    Es ist wichtig, die Sauerstoffversorgung in dieser Situation schnell wieder herzustellen. Dies geschieht heute optimalerweise mit Hilfe einer Aufweitung des betroffenen Gefäßes mittels eines Herzkatheters. Dauert dies zu lange, stirbt der Herzmuskel aufgrund des Sauerstoffmangels ab. Da sich Herzmuskelzellen nicht neu bilden können, entsteht dort, wo der Muskel abgestorben ist, eine Narbe. Narbengewebe kann nicht an der Muskelarbeit der Herzkammern teilnehmen. Viele Patienten leiden deshalb nach einem Herzinfarkt, welcher nicht rechtzeitig oder falsch behandelt wurde, unter einer Herzmuskelschwäche mit Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit.

    Was kann aus einem Herzinfarkt resultieren: hier reicht die Reaktion vom klinisch „stummen“ (also nicht bemerkten) Infarktereignis mit Narbenbildung und unter Umständen erst nach Jahren sich entwickelnder Herzschwäche, über starke Schmerzen im Brustkorb bis zum Kammerflimmern (plötzlicher Herztod als Folge, wenn nicht sofort eine Reanimation mit Defibrillation eingeleitet wird). 

  • Portrait Ulrike Bauer

    Ulrike Bauer: Das Herz ist ein Hohlmuskel, der das Blut zur Versorgung aller Organe durch den Körper pumpt. Für diese wichtige Aufgabe benötigt das Herz ebenfalls eine sauerstoff- und nährstoffreiche Durchblutung. Wird diese Durchblutung durch Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen erschwert, kommt es zu Engstellen und die Versorgung kann nicht mehr ausreichend gewährleistet werden.
    Ein Herzinfarkt wird durch solch eine Engstellung in den Herzkranzgefäßen ausgelöst, z. B. wenn die Ablagerung Risse bekommt und ins Gefäßinnere bricht. Dadurch kann ein Blutgerinnsel entstehen, welches einen vollständigen Verschluss des Herzkranzgefäßes zur Folge hat. Die Versorgung des Herzmuskels hinter der Engstelle wird unterbrochen und bei einer längeren Durchblutungsstörung stirbt das Gewebe ab. Beim Herzinfarkt ist es das Herzmuskelgewebe – das Myokard – deshalb auch Myokardinfarkt genannt. Meistens ist die plötzlich einsetzende Durchblutungsstörung am Herzen mit starken Schmerzen im Brustbereich verbunden. Die Schmerzen können auch im Oberbauch auftreten und strahlen meistens in Arme, Hals und Kiefer oder sogar in den Rücken ab (Angina Pectoris).

    Um ein Absterben des Herzmuskels zu verhindern, sollte man im Falle solcher Beschwerden, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, umgehend den Notarzt rufen. Nur durch eine schnelle Wiederherstellung des Blutflusses zum Herzmuskelgewebe kann ein Absterben verhindert oder begrenzt werden.