• Portrait Reinhard Burger Präsident des Robert-Koch- Instituts (RKI)
    “Generell gilt: wer an einer Infektionskrankheit leidet, sollte sich erkundigen, wie eine Übertragung auf andere Personen vermeidbar ist.”
  • Portrait Elisabeth Pott Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
    “Am besten kann man sich und andere vor einer Ansteckung schützen, wenn man weiß, wo Erreger vorkommen und wie sie übertragen werden.”
  • Portrait Helge Karch Nationale Forschungsplattform für Zoonosen
    “In erster Linie geht es natürlich darum, dass infizierte Personen durch medizinische Behandlung wieder gesund werden, sofern eine Therapie möglich ist.”
  • Portrait Timo Ulrichs Koch-Metschnikow-Forum
    “Selbstverständlich sollten Infizierte darauf achten, den Infektionserreger nicht auf Personen ihrer Umgebung zu übertragen.”

Welche Verantwortung haben infizierte Personen gegenüber ihrer Umwelt?

  • Portrait Reinhard Burger

    Reinhard Burger: Hygienemaßnahmen sind der wichtigste und einfachste Weg, um das Übertragungsrisiko zu verringern. Bei Atemwegserkrankungen wie Influenza gehört dazu vor allem regelmäßiges Händewaschen. Händewaschen ist auch bei Durchfallerkrankungen sehr wichtig. Wer zum Beispiel eine Infektion mit EHEC hat (Entero-hämorraghische Escherichia coli) kann den Erreger über eine gewisse Zeit auch nach Abklingen der Symptome mit dem Stuhl ausscheiden. Einer guten Sanitär- und Küchenhygiene kommt daher besondere Bedeutung zu. Zur Küchenhygiene gibt es Verbrauchermerkblätter beim Bundesinstitut für Risikobewertung. Bürgerinformationen zur persönlichen Hygiene sind bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung abrufbar: www.bzga.de.

    Generell gilt: wer an einer Infektionskrankheit leidet, sollte sich beim behandelnden Arzt oder beim Gesundheitsamt erkundigen, wie eine Übertragung auf andere Personen vermeidbar ist.

    Bei einer Reihe von Infektionskrankheiten übertragen infizierte Personen die Erkrankung aber gar nicht oder nur höchst selten auf andere Menschen. Diese Erkrankten müssen vor allem gesund werden. Besser ist natürlich, wenn sie möglichst gar nicht erst krank werden, zum Beispiel indem sie die empfohlenen Schutzimpfungen wahrnehmen. Eine Erkrankung, die nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird und gegen die es eine wirksame Schutzimpfung gibt, ist die schwere Erkrankung Tetanus, also Wundstarrkrampf. Erwachsene sollten alle zehn Jahre gegen Tetanus geimpft werden, in Form einer gemeinsamen Tetanus-Diphtherie-Impfung. Bei der nächsten Auffrischung sollte auch der Schutz gegen Keuchhusten dabei sein.

  • Portrait Elisabeth Pott

    Elisabeth Pott: Am besten kann man sich und andere vor einer Ansteckung schützen, wenn man weiß, wo Erreger vorkommen und wie sie übertragen werden. Das Ansteckungsrisiko ist je nach Erreger ganz unterschiedlich. Deswegen ist das Wissen über Infektionswege und –quellen und auch über Schutzmöglichkeiten so wichtig. Gut informiert, können infizierte Personen sich so verhalten, dass sie andere nicht anstecken und Nicht-Infizierte können sich wirksam vor einer Ansteckung schützen.

    Bei Durchfallerkrankungen können zum Beispiel Krankheitskeime nach dem „Hand-in-den-Mund“- Prinzip übertragen werden – auch als Schmierinfektion bezeichnet. Gründliches Händewaschen und Hygiene bei der Zubereitung von Lebensmitteln senken hier das Infektionsrisiko. Da bei einer Infektion die Ausscheidungsdauer der Erreger sehr unterschiedlich sein kann, sollten sich Erkrankte bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt dazu informieren. Denn häufig werden Krankheitserreger auch nach Abklingen der Krankheitszeichen noch ausgeschieden – wie zum Beispiel bei EHEC. Konsequente Hände- und Sanitärhygiene auch nach der akuten Krankheitsphase schützen vor einer weiteren Übertragung.

    Zur wirkungsvollen Vorbeugung gegen eine Vielzahl von Infektionskrankheiten gehören außerdem Schutzimpfungen, zum Beispiel gegen Hepatitis B, Masern oder Grippe. Auch bei Tröpfcheninfektionen wie der Grippe können neben der Impfung einfache Hygiene-Maßnahmen das Ansteckungsrisiko verringern. Dazu gehört beispielsweise das Husten und Niesen in die Ellenbeuge und nicht in die Handflächen.

  • Portrait Helge Karch

    Helge Karch: In erster Linie geht es natürlich darum, dass infizierte Personen durch medizinische Behandlung wieder gesund werden, sofern eine Therapie möglich ist. Gleichzeitig können sie natürlich auch die Krankheitserreger weitergeben und andere Menschen infizieren. Das kann durch direkten Personenkontakt oder indirekt durch Schmierinfektionen erfolgen.

    Zusammen mit ihren behandelnden Ärzten und mit dem zuständigen Gesundheitsamt sollten Vorkehrungen getroffen werden, dass Übertragungen von Krankheitserregern verhindert werden. Für jeden Erregertyp gibt es dafür spezifische Verhaltensmaßnahmen. Für EHEC und andere Durchfallerreger spielt hier die persönliche Hygiene eine große Rolle: Sorgfältiges Händewaschen (auch der Fingerzwischenräume mit Seife) nach dem Toilettengang, vor dem Essen sowie vor und nach der Zubereitung von Mahlzeiten. Dazu gehört auch der tägliche Handtuchwechsel.

    Eine mangelnde Küchenhygiene im persönlichen Umfeld gilt als wichtigste Ursache für die meisten Übertragungen von enteropathogenen Bakterien. Reinigungsutensilien, wie z.B. Spüllappen und Schwämme stellen einen idealen Nährboden für Krankheitserreger dar. Sparsamkeit ist hier fehl am Platze, so dass eine regelmäßige Entsorgung empfohlen wird. Getrennte Verarbeitung von beispielsweise Salaten und rohem Fleisch sollte strikt eingehalten werden, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden. Außerdem empfiehlt sich die regelmäßige Oberflächendesinfektion, insbesondere der sanitären Einrichtungen. Für infizierte Personen bedeutet dies natürlich zu ihrer eigenen Erkrankung eine große Verantwortung, mit der sie aber nicht allein gelassen werden dürfen. Die Beratung und falls nötig Hilfestellung durch Experten ist hier sehr wichtig.

  • Portrait Timo Ulrichs

    Timo Ulrichs: Selbstverständlich sollten Infizierte darauf achten, den Infektionserreger nicht auf Personen ihrer Umgebung zu übertragen. Das setzt voraus, dass die eigene Infektion bekannt und ein Wissen über die Übertragungswege vorhanden ist. Ein verantwortungsvolles Verhalten Infizierter beinhaltet darüber hinaus die unbedingte Kooperation mit dem behandelnden ärztlichen und pflegerischen Personal (patient compliance, adherence), um sicherzustellen, dass die Erkrankungszeit so kurz wie möglich gehalten und das Risiko einer Resistenzbildung beim Erreger (etwa durch unzureichende Medikamenteneinnahme) minimiert wird.