• Portrait Dr. Christa Scheidt-Nave Christa Scheidt-Nave, Epidemiologie nicht übertragbarer Krankheiten, Robert Koch Institut
    “Ob man seine individuelle Veranlagung für eine bestimmte Erkrankung kennen will, ist immer eine persönliche Entscheidung.”
  • Portrait Prof. Dr. Hajo Zeeb Hajo Zeeb, MSc, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)
    “Früherkennung, z.B. für Brustkrebs, ist sicher besonders für diejenigen belastend, die einen positiven Befund erhalten, andererseits steigen die Chancen für einen günstigen Verlauf der Erkrankung.”

Will man eigentlich wissen, ob man das Risiko einer Krankheit in sich trägt oder belastet das zu sehr?

  • Portrait Dr. Christa Scheidt-Nave

    Christa Scheidt-Nave: Das Angebot von kommerziell verfügbaren Tests (z.B. auch Gentests), die uns unsere persönliche Veranlagung für gewisse Krankheiten vorhersagen - oder auch vermeintlich vorhersagen können - ist mittlerweile groß.

    Ob man seine individuelle Veranlagung für eine bestimmte Erkrankung kennen will, ist immer eine persönliche Entscheidung. Um diese Entscheidung treffen zu können, ist umfassende und fachkompetente Information z. B. durch den betreuenden Hausarzt oder Fachspezialisten notwendig. Wichtig sind dabei in erster Linie Informationen zur Sicherheit der Voraussage des Erkrankungsrisikos durch das Testergebnis sowie zu den Behandlungsmöglichkeiten und Behandlungskonsequenzen. Tests, die das Risiko für eine bestimmte Erkrankung mit hoher Sicherheit voraussagen oder frühe Krankheitsstadien erkennen lassen, eröffnen die Chance rechtzeitig einzugreifen und den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern bzw. die Erkrankung vollständig zu heilen.

    Solche Früherkennungsangebote werden bei entsprechendem Nachweis in die medizinische Versorgung übernommen und den gefährdeten Zielgruppen in bestimmten Altersgruppen kostenlos angeboten (z. B. Tests auf angeborene Stoffwechselkrankheiten im Rahmen des Neugeborenen-Screening; Krebs-Früherkennungsuntersuchungen). Oft braucht es Zeit, die wissenschaftlichen Nachweise zu erbringen. Auch ist die Datenlage nicht immer so eindeutig, dass Empfehlungen jederzeit eindeutig ausgesprochen werden können. Kompliziert und schwer überschaubar wird eine systematische Sichtung und Analyse der Informationen nicht zuletzt dadurch, dass viele unserer Volkskrankheiten mehrere Ursachen haben (multifaktorielle oder komplexe Krankheiten).

    Hier gilt es sorgfältig abzuwägen, welche Faktoren welches Gewicht haben, und welche man überhaupt beeinflussen kann. Gute Information und Beratung ist hier umso mehr gefragt. Gesundheitswissenschaftlern und Ärzten kommt große Verantwortung zu, die Informationen in transparenter und anschaulicher Weise aufzubereiten und zu kommunizieren.

  • Portrait Prof. Dr. Hajo Zeeb

    Hajo Zeeb: Das ist sicher individuell unterschiedlich, aber generell sind Menschen doch sehr an ihrer Gesundheit interessiert und wollen wissen, wie es steht. Früherkennung, z.B. für Brustkrebs, ist sicher besonders für diejenigen belastend, die einen positiven Befund erhalten, andererseits steigen die Chancen für einen günstigen Verlauf der Erkrankung.  Wenn es um Erkrankungen mit genetischer Komponente geht, so ist es ja dennoch sehr oft so, dass weitere Einflüsse z.B. aus der Umwelt hinzukommen müssen, damit die Erkrankung wirklich ausbricht, und da kann mal selber etwas tun. Wichtig ist hier gute Kommunikation und Beratung, zwischen Ärzten/innen und Patienten/innen, über unabhängige Gesundheitsinformationen und auch durch Selbsthilfegruppen.