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Eine Chance und Bereicherung

Im Gespräch mit Dietmar Frassek

Im Jahr 2050 wird über ein Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland älter als 50 Jahre alt sein. Im Interview spricht der Projektmanager der AUDI AG, Dietmar Frassek, darüber, wie der deutsche Autohersteller mit den Herausforderungen des demografischen Wandels umgeht.

Porträt von Dietmar Frassek

Wie bereitet sich die Audi AG auf den demografischen Wandel vor?

Audi hat eine langjährige Erfahrung bei demografierelevanten Themen. Ausgehend von einem unternehmensweiten Demografie-Check, haben wir die fünf Handlungsfelder Führung, Wissenstransfer, Personalentwicklung, Arbeitsgestaltung und Gesundheit identifiziert, in denen wir nun eine Vielzahl an Maßnahmen erproben und umsetzen. Ein gutes Beispiel ist das Thema Wissenstransfer: Um die Kompetenzen und Fähigkeiten der älteren Belegschaft im Unternehmen zu halten, bieten wir unseren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein umfangreiches Patenprogramm an. Das kommt besonders bei unserem jungen Nachwuchs sehr gut an. Auch im Bereich Arbeitsgestaltung ist Audi nicht nur im Produktionsbereich sehr aktiv: Hier setzen wir vor allem auf Prävention. Seit Jahren werden in unseren Büros höhenverstellbare Schreibtische eingesetzt. Damit soll verhindert werden, dass unsere jungen Ingenieure Rückenprobleme bekommen. Und natürlich sind demografierelevate Themenstellungen auch Inhalt unserer Qualifizierungsprogramme für Mitarbeiter und Führungskräfte.

Wie wird sich die demografische Entwicklung langfristig auf das Alter Ihrer Belegschaft auswirken?

Derzeit liegt das Durchschnittsalter der Belegschaft bei 41,2 Jahren. In unseren Berechnungen gehen wir davon aus, dass unsere Belegschaft durchschnittlich bis zu einem halben Jahr pro Jahr älter werden kann. Allerdings gibt es auch Ausnahmejahre: Mit Auszubildenden hat Audi im letzten Jahr knapp 3.000 neue Mitarbeiter an den deutschen Standorten eingestellt, sodass die Belegschaft 2012 hier lediglich um 0,1 Jahre älter geworden ist. Der Anteil der Mitarbeitergruppe 50 plus wird sich vergrößern. Bis zu fünf Generationen werden künftig bei Audi arbeiten - das ist eine große Chance und Bereicherung für Audi.

Was genau tun Sie für Ihre älter werdende Belegschaft?

Wir wollen weltweit ein attraktiver Arbeitgeber für alle Mitarbeiter sein. Wir reduzieren deshalb unsere Aktivitäten nicht nur auf Ältere. Unserer Focus liegt auf den lebensphasenspezifischen Bedürfnissen aller Generationen. Uns ist das "Lebensbegleitende Lernen" auch für unsere älteren Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen. Was wir nicht möchten, ist, dass Mitarbeiter ab 50 nicht mehr an Personalentwicklungen teilnehmen. Das wäre auch wirtschaftlich nicht vertretbar. Schließlich arbeiten diese Mitarbeiter ja noch rund 15 Jahre in unserem Unternehmen. Daneben gibt es noch eine Vielzahl an Maßnahmen, die von unseren älteren Mitarbeitern genutzt werden, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle oder unterschiedliche Bausteine der Altersversorgung.

Welche Vorteile haben altersgemischte Teams in der Automobilbranche?

Der Vorteil von altersgemischten Teams liegt in den unterschiedlichen Eigenschaften, Werten, Arbeitsweisen und Erfahrungen, die verschiedenen Generationen einbringen. Je unterschiedlicher ein Team besetzt ist, desto vielfältiger sind die Lösungsansätze - und desto facettenreicher ist letztlich das Ergebnis. Und genau das brauchen wir, weil Automobile sehr komplexe Produkte sind. Homogene Teams sind hingegen nur bei relativ einseitigen Aufgaben sinnvoll.

Nicht nur die Belegschaft wird älter, sondern auch die Autokäufer: Wie reagieren Sie auf den neuen Markt?

Wir produzieren Premium-Autos für alle Generationen, die ein schönes, technologisch innovatives und sportliches Auto fahren möchten. Dabei ist es ganz egal, ob jemand 20 oder 60 Jahre alt ist. Und ich bin mir sicher, dass weder ältere noch jüngere Kunden ein Fahrzeug kaufen wollen, das für eine bestimmte Altersklasse produziert wurde. Ein Auto 50 plus hätte kaum Chancen auf dem Markt.

Wie lautet Ihre Vision für Audi im Jahr 2050?

Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 die Premium-Marke Nr. 1 zu werden. Das wollen wir natürlich auch in den nächsten Jahrzehnten bleiben. Wir werden 2050 neben modernen Autos auch fortschrittliche Mobilitätskonzepte anbieten. Und ich denke, dass wir auch im Jahr 2050 unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktive und sichere Arbeitsplätze bieten werden. Die Arbeitswelt sowie die sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich stark verändern. Eines wird aber auch in Zukunft gelten: Nur mit einer Top-Mannschaft kann ein Unternehmen erfolgreich sein.

Zur Person:

Dietmar Frassek beschäftigt sich als Projektmanager und Demografie-Beauftragter der AUDI AG in Deutschland mit den Herausforderungen und Chancen die der demografische Wandel mit sich bringt.