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„Gemeinsam vernetzen, gemeinsam lernen“

Experten im Ruhestand und Firmen besser zu vernetzten - das ist das Ziel der Online-Plattform Masterhora. Im Gespräch erklärt die Gründerin Marion Kopmann, wie pensionierte Fachleute das Portal nutzen, um ihr Wissen mit Unternehmen zu teilen und warum die Erfahrung der "Alten" angesichts des demografischen Wandels so wichtig ist.

Marion Kopmann im Portrait.

Der Bevölkerungsrückgang stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen, welche Chancen sehen Sie dennoch in der demografischen Entwicklung?

Der demografische Wandel bringt uns dazu umzudenken. In den Vordergrund rückt immer stärker die Frage, wie wir vorhandene Ressourcen gezielt einsetzen und weiterentwickeln können. Diesen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit bewerte ich als positiv. Auch in vielen Personalabteilungen zeichnet sich inzwischen ein Bewusstseinswandel ab: Unternehmen setzen verstärkt auf altersgemischte Teams, in denen sich Erfahrungen und Wissen der älteren Generation mit der Neugierde und den Ideen der Jugend verbinden oder setzen moderne Bausteine der Personalpolitik wie zum Beispiel Wertzeitkonten ein. Davon profitiert der einzelne Mitarbeiter, aber eben auch das Unternehmen.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Netzwerk Masterhora zu gründen?

In den vergangenen zehn Jahren habe ich zahlreiche Unternehmen zum Thema Demografie beraten. Manager, Personaler und Mitarbeiter äußerten immer wieder die Sorge, dass wichtiges Fachwissen verloren ginge, wenn mehr und mehr Experten in den Ruhestand träten. Das heißt, die meisten Firmen sehen selber, dass sie ohne den Erfahrungsaustausch zwischen Alt und Jung Gefahr laufen, jeden Tag einen kleinen Teil der vorhandenen Kompetenzen zu verlieren. Gleichzeitig fehlen ihnen aber häufig die Strukturen, um diese Prozesse aufzuhalten und das Wissen auch für die Zukunft zu sichern. Die Gründung von Masterhora war also eine logische Konsequenz aus den Eindrücken und Erfahrungen, die ich täglich in meinem Beruf gesammelt habe.

 

Wie gelingt es Masterhora, das Fachwissen von erfahrenen Mitarbeitern zu erhalten?

Die Wissensforschung belegt, dass wir unsere Fachkenntnisse nicht archiviert weitergeben, sondern im persönlichen Gespräch - etwa bei der Arbeit an gemeinsamen Projekten. Mit dem Eintritt in den Ruhestand fällt diese wichtige Lernquelle - der soziale Kontakt im Unternehmen - weg. Masterhora will diese Strukturen ein Stück weit ersetzten: Über ihr Profil auf unserer Plattform können ausgeschiedene Experten ihr bisheriges berufliches Netzwerk zu Kollegen, Dienstleistern und Zulieferern fortsetzen und so ihr Wissen weitergeben. Gleichzeitig können sich die pensionierten Fachleute aber auch mit anderen Experten in ähnlicher Lage austauschen, beispielsweise in gemeinsamen Online-Gesprächsrunden oder selbst moderierten Foren. Außerdem gibt es bei Masterhora klassische Weiterbildungsangebote wie Seminare, Webinare, Fachbeiträge oder Veranstaltungshinweise. So können sich die Ruheständler fachlich auf dem Laufenden halten - immer unter dem Motto "gemeinsam vernetzen, gemeinsam lernen".

 

Neben ausgeschiedenen Fachleuten und Führungskräften können auch Unternehmen ihr Profil bei Masterhora einstellen. Welche Vorteile bietet ihnen das Portal?

Neben den Experten richtet sich Masterhora auch an Firmen und Betriebe, denen bislang die nötigen Strukturen fehlen, um ältere oder bereits ausgeschiedene Beschäftigte zu re-integrieren. Über unsere Plattform können Unternehmen diese Mitarbeiter beispielsweise in geschlossene Gruppen - wir nennen das Campus - einladen und dort betriebsinterne Informationen teilen und diskutieren. Außerdem können die Konzerne offene Positionen ausschreiben und aktiv nach pensionierten Experten suchen, die zeitweise wieder im Unternehmen mitarbeiten möchten. Das ist übrigens auch gut für das Image: Indem die Firmen zeigen, dass sie den demografischen Wandel verstanden haben und dem Fachwissen der älteren Generation gegenüber aufgeschlossen sind, stärken sie zugleich ihre Arbeitgebermarke.

 

Wie wird die Plattform von der Zielgruppe angenommen?

Wir haben sehr viel positive Resonanz, auch direkt auf der Webseite. Bislang sind bereits 150 Experten mit ihrem Profil vertreten, jeden Monat kommen rund 20 neue dazu. Auch 22 Unternehmen haben sich angemeldet, von denen einige schon wieder ehemalige Experten eingestellt haben. Der nächste Schritt von Masterhora wird ein Demografie-Blog sein, der neben fachlichen Informationen vor allem die Sicht und die Ideen der älteren Generation zu diesem Thema widerspiegeln soll.

 

Was nehmen Sie sich persönlich für das Alter vor?

Eigentlich möchte ich mein Leben lang weiter arbeiten und unterscheide dabei gar nicht in Erwerbsarbeit und gemeinnützige Arbeit. Natürlich möchte ich weiterhin das Netzwerk Masterhora betreuen und ausbauen, in dem auch viel persönliches Herzblut steckt. Langfristig wollen wir auf der Plattform aber auch Angebote für ehrenamtliches Engagement einstellen. So eine gemeinnützige Tätigkeit könnte ich mir selbst auch im Alter vorstellen, zum Beispiel in der Förderung von Kindern. Entscheidend ist, dass man seine Erfahrungen selbstbestimmt und zeitsouverän nutzen kann. Wenn mir meine Gesundheit das im Alter erlaubt, wäre das ein großes Geschenk.

 

Zur Person:

Die Unternehmensberaterin Marion Kopmann steht Firmen und Betrieben bei Fragen rund um die Themen "Demografie" und "Social Media" zur Seite. 2012 gründete sie gemeinsam mit dem Online-Spezialisten Andy Sacherer die Social-Media-Plattform Masterhora, die Experten im Ruhestand und Unternehmen besser vernetzen möchte.