Die vielen Wege des Mikroplastiks in die Umwelt

05.06.2022
Ein Gastbeitrag von Dr. Katrin Schuhen, Wasser 3.0 gGmbH

Mikroplastik wurde weltweit nachgewiesen. Die Kunststoffpartikel mit einer Größe kleiner als fünf Millimeter finden sich fein verteilt in Wasser, Boden und Luft. Sie sind mittlerweile fest im öffentlichen Bewusstsein verankert als weltweites Umweltproblem und Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier. Um zu vermeiden, dass immer mehr Mikroplastik in unsere Umwelt und Körper gelangt, müssen wir verstehen, wo es herkommt.

Die vielen Wege des Mikroplastiks in die Umwelt

Von der Donau bis in die Arktis und Tiefsee wurde Mikroplastik nachgewiesen. Ebenso im Verdauungstrakt von Schildkröten und in menschlichem Blut. Mikroplastik ist überall. Das ist für viele Menschen nichts Neues. Aber woher kommt eigentlich das ganze Mikroplastik?

Ich sehe was, was du nicht siehst

Mikroplastik ist ein Begriff für Kunststoffpartikel, die sich in unserer Umwelt befinden und die eine Größe kleiner als fünf Millimeter besitzen. Sie sind oft unsichtbar und sehr verschieden und besitzen unterschiedliche Herkunft. Mithilfe von drei Unterteilungen wird deutlich, wie unterschiedlich Mikroplastik sein kann und wo es seine Ursprünge hat: Primäres, sekundäres und virtuelles Mikroplastik.

Auf direkten Wegen in die Umwelt

Primäres Mikroplastik wird direkt in die Umwelt eingetragen und unterteilt sich in zwei Arten.

  • Primäres Mikroplastik Typ A wird direkt zu Produkten wie Körperpflege- oder Putzmitteln zugesetzt. Dieses Mikroplastik verschwindet seit einigen Jahren aus vielen Kosmetikprodukten in Deutschland. Grund hierfür ist die freiwillige Selbstverpflichtung der Kosmetikindustrie, die damit einer rechtlichen Regulierung zuvorkommt, die in einigen Ländern schon seit Jahren Realität ist.
  • Primäres Mikroplastik Typ B wird bei der Nutzung und Verarbeitung von Kunststoffprodukten verursacht, wie zum Beispiel Kunstrasen, synthetische Kleidung, Autoreifen, Farben und Lacke.

Auf indirekten Wegen in die Umwelt

Sekundäres Mikroplastik entsteht, wenn Plastikmüll an Land, im Meer und in Flüssen im Laufe der Zeit durch den Einfluss von UV-Strahlen, Bakterien oder Reibung in immer kleinere Teile zerfällt. Jedes Jahr landen bis zu 12 Millionen Tonnen Plastik in unseren Ozeanen. Dies entspricht einem Müllwagen pro Minute.

Auf versteckten Wegen in die Umwelt

Kunststoffe sind chemisch gesprochen synthetische Polymere, umgangssprachlich wird der Begriff Plastik gleichbedeutend verwendet. Sie werden in unzähligen industriellen Prozessen eingesetzt. Auch in Produkten, die gar nicht nach Kunststoff aussehen, wie beispielsweise Toilettenpapier. Wir sprechen daher von virtuellem Mikroplastik, das durch den Einsatz von synthetischen Polymeren in der industriellen Herstellung und Verarbeitung entsteht. Dieses Mikroplastik wird mit dem industriellen Abwasser in die umliegenden Gewässer oder das Abwassersystem abgeleitet. Es versteckt sich hinter vielen Produkten, die wir täglich nutzen und für mikroplastikfrei halten.

Vorsorgen und Vermeiden heißt die Devise

Einmal in der Umwelt, ist Plastik nur mühsam und Mikroplastik fast unmöglich zu entfernen. Der Abbau kann mehrere hundert Jahre in Anspruch nehmen, wodurch sich über die Zeit mehr und mehr ansammelt. Derzeit gibt es nur wenige Gesetze, die verhindern, dass immer mehr Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Genau das gilt es nämlich von Anfang an zu vermeiden, um für eine gesunde Zukunft vorzusorgen.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!​
 

Vita

Katrin Schuhen ist promovierte Chemikerin, ehemalige Juniorprofessorin für Organische und Ökologische Chemie und Erfinderin, Gründerin und Geschäftsführerin der Wasser 3.0 gGmbH, die sie im Mai 2020 gründete. Seit 2012 erforscht und entwickelt sie mit ihrem Team auf Green Chemistry basierende Lösungen für die Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus Wasser. Wasser 3.0 betreibt als gemeinnützige GmbH den kostenlosen und werbefreien digital-realen Bildungsraum WASoMI (Wasser ohne Mikroplastik).

Mehr Infos zum Thema Mikroplastik finden Sie hier. Der Bildungsraum WASoMI stellt sich hier vor.

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