Herz-Kreislauf-Erkrankungen
vermeiden – durch Prävention!

13.09.2022
Prof. Dr. Andy Maun, Dr. Kathrin Helm, Aesha Abu-Taha (M. Sc.), Dr.in. Isabelle Hempler

Leider fallen den meisten Menschen gesunde Verhaltensänderungen sehr schwer. Wir müssen diese jedoch selbst in die Hand nehmen, um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu verbessern. Oft sind es kleine Dinge, die sehr entscheidend sind und die wir in unseren Alltag integrieren können, wie zum Beispiel die Treppe anstatt den Aufzug zu nehmen oder öfter mit dem Fahrrad zu fahren anstatt mit dem Auto!

Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden – durch Prävention!

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören in Deutschland nicht nur zur häufigsten Todesursache, sondern kosten dem deutschen Gesundheitssystem zudem rund 46 Milliarden Euro jährlich. Was viele Menschen jedoch nicht wissen – bis zu 70 % der Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten vermieden werden, und zwar durch einen gesunden Lebensstil. Die Maßnahmen, um das Risiko einer Erkrankung zu verringern (Prävention) sind vielseitig, sie wirken sowohl zur Verhinderung von Krankheiten als auch zur Linderung einer schon bestehenden Erkrankung. Für Lebensstiländerungen ist es also nie zu spät.

Im Gegensatz zur Mehrheitsbevölkerung zeigen Menschen aus marginalisierten und vulnerablen Gruppen ein erhöhtes Risiko auf, im Laufe ihres Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Daher gilt es vor allem migrationssensible Präventionsangebote zu entwickeln, anzubieten, zu digitalisieren, und anschließend langfristig zu implementieren.

 

Zwischen Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz

Den verschiedenen Maßnahmen zur Stärkung unserer Gesundheit (Gesundheitsprävention) wird leider noch immer viel zu wenig Beachtung geschenkt. Vielen Bürgerinnen und Bürgern fällt es zudem schwer, Empfehlungen ihrer behandelnden Ärzt*innen zu einer gesünderen Lebensweise umzusetzen. Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund nehmen Präventionsangebote seltener in Anspruch als Menschen ohne Migrationshintergrund. Aber worin liegen die Gründe? Verschiedene Studien zeigen auf, dass für eine Vielzahl der Menschen in Deutschland der Umgang mit Gesundheitsinformationen schwierig erscheint. Bei Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand und einem geringeren sozialökonomischen Status ist die Anzahl noch höher. Schwierigkeiten liegen darin, „seriöse“ Gesundheitsinformationen erst einmal zu finden, zu verstehen, diese für sich zu bewerten und natürlich anschließend auch korrekt anzuwenden (Gesundheitskompetenz). Zusätzlich erschwert wird dies aufgrund von Sprachbarrieren, einem mangelnden Verständnis der Maßnahmen, Unerfahrenheit und durch die verschiedenen kulturellen Hintergründe der Menschen.

 

Für Lebensstiländerungen ist es nie zu spät

Gesundheitsförderliche Lebensstiländerungen können in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Konsum von Suchtmitteln, wie Zigaretten oder Alkohol, und Stressbewältigung umgesetzt werden. Verhaltensänderungen sollten jedoch langfristig in den Alltag integriert werden. Gute Ansätze für Verhaltensänderungen finden sich in digitalen, spielbasierten Anwendungen, die Motivation und Leistungsbereitschaft steigern sollen und evidenzbasierte gesundheitliche Informationen vermitteln. Ein Ansatz zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens ist die in Entwicklung befindliche Smartphone-App „tala-med Cardio“ (ab 2023 kostenlos verfügbar), die 6 Sprachen umfasst, zahlreiche leichtverständliche multimediale Inhalte mit konkreten Tipps und Trainingsvorschlägen enthält und die Nutzer*innen auf verschiedenen Wegen motiviert.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!​

Weiterführende Informationen:

Vita

Prof. Dr. Andy Maun ist Allgemeinmediziner und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum in Freiburg. Dr. Kathrin Helm, Aesha Abu-Taha (M. Sc.) und Dr.in. Isabelle Hempler leiten das Projekt „personalisierte Prävention“, mit dem Ziel, evidenzbasierte Präventionsmaßnahmen durch den Einsatz digitaler Medien (App) niederschwellig und kostenfrei vulnerablen Zielgruppen zur Verfügung zu stellen. Das Projekt wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.