Lebenslanges Lernen

18.05.2022
Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Mandy Hommel, OTH Amberg-Weiden

Lebenslanges Lernen ist mehr als die Teilnahme an beruflichen Weiterbildungsangeboten. Es umfasst sowohl die berufliche als auch die private Lebenswelt. Lebenslanges Lernen ist dabei Notwendigkeit und Chance zugleich. Menschen unterscheiden sich darin, ob und wie sie Lernangebote im Laufe ihres Lebens wahrnehmen und nutzen. Lebenslanges Lernen ist mit persönlichen Entscheidungen und mit den Einstellungen eines Menschen verbunden. 

Lebenslanges Lernen

Was bedeutet lebenslanges Lernen?

Bei „lebenslangem Lernen“ drängt sich das Bild der Schulbank auf, die niemals verlassen wird. Bedeutet lebenslanges Lernen, ständig an Weiterbildungen teilzunehmen und Zertifikate darüber zu sammeln, um im Beruf bestehen zu können? Berührt lebenslanges Lernen auch unser Privatleben?

Lebenslanges Lernen beschränkt sich nicht zwangsläufig auf die berufliche oder die private Lebenswelt. Obwohl die beiden auch als verschiedene Lernwelten gesehen werden können (eine berufsbezogene Lernwelt und eine eher private, erfahrungs- und alltagsbezogene Lernwelt), ist die Abgrenzung nicht trennscharf. Beide eint der Bezug auf den jeweiligen Menschen und seine mögliche Weiterentwicklung, die wiederum auf die berufliche und die private Lebenswelt zurückwirkt.

Warum lebenslang lernen?

Lebenslanges Lernen ist Notwendigkeit und Chance zugleich. Die Anforderungen der Welt, in der wir leben, sind von technologischer Weiterentwicklung, aber auch von Unsicherheit, Volatilität und Komplexität geprägt. Daraus ergeben sich berufsbezogene Veränderungen, die jeden und jede mit der Notwendigkeit konfrontieren, sich weiterzubilden und weiter zu lernen, um „den Anschluss“ und damit die eigene Arbeitsmarktfähigkeit nicht zu verlieren. Mit lebenslangem Lernen sind aber auch Chancen der beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung und der Selbstverwirklichung verbunden.

Für Weiterbildungen können wir aus verschiedenen Angeboten wählen, vorausgesetzt wir bringen die Zeit und die Motivation dafür auf. Neben diesem formalen Lernen in organisierten Kursen, Trainings, Studiengängen etc. stehen uns vielfältige Angebote zur Verfügung, die ein informelles Lernen – sowohl berufsbezogen als auch mit Blick auf den privaten Alltag – ermöglichen. Ein Großteil des lebenslangen Lernens findet in informellen Lernprozessen statt. So umfasst lebenslanges Lernen bspw. auch, sich als Senior oder Seniorin noch mit Aspekten der Digitalisierung zu beschäftigen und damit, wie digitale Technologien den eigenen Alltag konkret erleichtern können. Die reichhaltigste Quelle an Informationen für informelles Lernen stellt das Internet dar. Der verfügbaren Fülle an Informationen steht aber die erforderliche (kritische) Bewertung dieser Informationen gegenüber.

Eine Frage der Einstellung?

Lebenslanges Lernen erfordert nicht zuletzt auch wiederholte, persönliche und situationsabhängige Entscheidungen, die mit individuellen Einstellungen verbunden sind. So verschieden die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Offenheit für und ihre Motivation zu lebenslangem Lernen. Lebenslanges Lernen wird begünstigt von einer Haltung, die Neuem offen und interessiert gegenübertritt und versucht, den Dingen beruflich wie privat auf den Grund zu gehen. Solche Einstellungen, zum Teil auch als Mindset bezeichnet, sind auf Weiterentwicklung und persönliches Wachstum gerichtet. Schätzen Menschen den möglichen Nutzen aus Lernprozessen für sich positiv ein, sind sie eher in der Lage, Lerngelegenheiten als solche zu erkennen und die mit ihnen verbundenen Herausforderungen als Chancen wahrzunehmen, um an ihnen zu wachsen.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!​
 

Vita

Mandy Hommel ist Professorin für Berufspädagogik, promoviert und habilitiert zu Themen der berufsbildenden Lehr-Lern-Forschung. Ihre Vita steht für lebenslanges Lernen: Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau bildete sie sich u. a. zur Bankfachwirtin und Bankbetriebswirtin weiter, erwarb ein Vordiplom in Wirtschaftswissenschaften und widmete sich dann dem Studium der Wirtschaftspädagogik mit Psychologie im Nebenfach.

Finden Sie Prof. Dr. Mandy Hommel auf der Seite der OTH Amberg-Weiden, bei ResearchGate, XING  und LinkedIn.