Wie lässt sich die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft steigern?

15.12.2022
Ein Beitrag von Carola Herbst, Projektleiterin der Plattform #InnovativeFrauen

Frauen sind im Wissenschaftssystem weniger sichtbar als ihre männlichen Kollegen. Welche Maßnahmen wissenschaftliche Einrichtungen, Journalistinnen und Journalisten und die Wissenschaftlerinnen selbst ergreifen können, um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft zu steigern, erläutert Carola Herbst, Projektleiterin der Plattform #InnovativeFrauen.

Lässt sich die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft steigern?

Frauen sind im Wissenschaftssystem weniger sichtbar als ihre männlichen Kollegen. Sie erhalten seltener Auszeichnungen, werden weniger in wissenschaftlichen Fachpublikationen zitiert und bekleiden nur in Ausnahmefällen Führungspositionen.

Die geringe Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen hat Folgen. Es fehlen weibliche Vorbilder, die Mädchen und andere Frauen inspirieren. Vorbilder, die zeigen: Es ist normal, als Frau in Wissenschaft und Forschung aktiv zu sein. Es ist richtig, seiner Leidenschaft und seinen Talenten nachzugehen. Und es ist wichtig, innovative Ideen und Visionen zu verfolgen. Nicht nur für die persönliche Entwicklung, sondern ebenfalls für uns als Gesellschaft.

 

Leistungen und Potenziale sichtbar machen

Mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe sinkt der Anteil an Frauen in den Wissenschaften. Dieser Effekt wird als "leaky pipeline" bezeichnet. Je weniger Frauen wissenschaftlich tätig sind, desto weniger sichtbar ist weibliche Expertise. Von zentraler Bedeutung für die Wahrnehmung von Frauen in den Wissenschaften ist es, die (längerfristige) Tätigkeit im Wissenschaftsbetrieb für Frauen attraktiv zu gestalten. Dazu gehören ein gleichberechtigter Zugang zu Netzwerken und Jobs sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Wissenschaftliche Einrichtungen können die Frauen in ihren Reihen gezielt sichtbar machen, indem diese in die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung eingebunden und für Auszeichnungen oder Akademien vorschlagen werden. Die Einrichtungen können die Wissenschaftlerinnen empowern und sie darin unterstützen, selbst in der Öffentlichkeit aktiv zu sein, bspw. anhand einer Social-Media-Schulung.

Wissenschaftlerinnen können sich selbst für Auszeichnungen nominieren. Um sie dabei zu unterstützen, hat die Plattform #InnovativeFrauen die bundesweit erste Auflistung an Preisen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Innovation erstellt. Die Preisliste ist online verfügbar und umfasst mehr als 300 Preise. Zu den Wissenschaftspreisen geht es hier.

Frauen sind im Rahmen von Publikations- und Zitationspraktiken strukturell benachteiligt. Autorinnen und Autoren von wissenschaftlichen Beiträgen können darauf achten, vermehrt Publikationen von Frauen zu zitieren oder zu rezensieren, um dem Gender Citation Gap vorzubeugen und die wissenschaftliche Leistung von Frauen sichtbar zu machen.

Die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen muss auch in der breiten Öffentlichkeit gestärkt werden. Medienschaffende können bewusst Frauen für Interviews, Talkshows oder Podcasts anfragen. So wird mit dem Stereotyp des männlichen Experten gebrochen. Auf der Plattform #InnovativeFrauen findet sich eine Datenbank mit innovativen Wissenschaftlerinnen. Diese Expertinnen-Datenbank richtet sich gezielt an Medienschaffende, die Wissenschaftlerinnen recherchieren und direkt anfragen können.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!​

 

Weiterführdende Informationen

#InnovativeFrauen ist eine Plattform für Expertinnen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel der Plattform ist es, innovative Frauen mit ihren Leistungen und Potenzialen, aber auch mit ihren Ideen und Erfindungen gleichberechtigt sichtbar zu machen.

Die Plattform ist im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ („Innovative Frauen im Fokus“) unter dem Förderkennzeichen 01FP21070 gefördert.

Mehr zur Plattform #InnovativeFrauen erfahren Sie hier.

#InnovativeFrauen finden Sie auch auf den Plattformen LinkedInTwitter, Instagram und YouTube.

 

Vita

Carola Herbst ist Projektleiterin von #InnovativeFrauen bei kompetenzz, Deutschlands größtem Netzwerk zu den Themen Technik, Diversity und Chancengleichheit. Die Medienpädagogin beschäftigt sich seit 2008 mit den Themen Sichtbarkeit von Frauen im Online- & Social-Media-Bereich. Ihr Herz schlägt für alles Digitale und Innovative.