Steckbrief Kathrin Rosi Würtz

Name: Kathrin Rosi Würtz
Alter: 41
Wohnort: Bonn
Berufsfeld: Staatlich anerkannte Physiotherapeutin und externe Promotionsstudentin der Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der audiovisuellen Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern auf Social Media, insbesondere auf YouTube.

Wie beeinflusst die Wissenschaft Sie in Ihrem Alltag?

Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit lerne ich Alltagstaugliches dazu. Ein Beispiel sind evidenzbasierte Handlungsempfehlungen, wie ich meine persönliche Kommunikation im Alltag gestalten kann, um meine Mitmenschen zu gesundheitsbewusstem Handeln zu bewegen, und welche Wege eher kontraproduktiv wären. Manchmal empfinde ich es jedoch als einen kommunikativen Spagat, wissenschaftliche Ergebnisse für diverse Interaktionsgruppen verständlich zu präsentieren. Wissenschaftskommunikation außerhalb des Elfenbeinturms ist meiner Meinung nach eine „sportliche Disziplin“, mit der sich alle Wissenschaftler:innen aktiv auseinandersetzen sollten, um den „Draht nach draußen“ nicht zu verlieren und sich als nützlichen Teil der globalen Gemeinschaft zu verstehen.

Wie lautet Ihre Frage für die Wissenschaft und wie ist sie entstanden?

Meine Frage „Wie bleibt Wissenschaft in Bewegung?“ ist eng an meinen Lebenslauf geknüpft. Als Soziologin und Physiotherapeutin bin ich davon überzeugt, dass Bewegung in all ihren Formen ein Kernelement unseres Lebens ist. Sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich ist Bewegung eines der zentralen Themen, die uns als Bewohner:innen des Planeten Erde berühren. Im Kleinen sind die individuelle Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden ohne ein angemessenes Maß an Bewegung nicht machbar, im Großen stellen sich Fragen der nachhaltigen Mobilität innerhalb und außerhalb der planetaren Grenzen. Nicht nur im interdisziplinären Forschungsbereich der Planetary Health, sondern auch überall im Alltag sind dynamisch-offenes Denken und methodisch begleitetes Umsetzen essenziell, um nachhaltig handlungsfähig zu bleiben.

Was motiviert Sie dazu, sich am Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! zu beteiligen?

Bei mir beginnt vieles mit meiner Neugier. Ich finde das Wissenschaftsjahr 2022 eine hervorragende Gelegenheit, um nicht nur meine Frage an die Wissenschaft zu stellen, sondern auch mich und mein (wissenschaftliches) Handeln zu hinterfragen. So ist auch dieses Kurzporträt hier eine Möglichkeit, meinen Denkapparat wieder einmal auf eine mir noch unbekannte Art und Weise anzuschmeißen und ein neues Kommunikationsformat auszuprobieren. Probieren geht ja bekanntlich über Studieren! Im besten Fall wirkt beides zusammen und bringt neue Erkenntnisse hervor. Und wer weiß: Vielleicht bewegt dieses Interview andere Menschen zu einem Perspektivwechsel mit wiederum neuen Denkimpulsen.

Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, Bürgerinnen und Bürger an der Wissenschaft zu beteiligen?

Bürgerinnen und Bürger bringen Bewegung in eingefahrene disziplinäre Denkmuster. Sie rütteln und schütteln an dem, was ich gewohnt bin. Das kann durchaus eine – im übertragenen Sinne – schmerzhafte Erfahrung sein, weil auch ich gewisse Routinen mag. Am Ende sind diese Begegnungen meist fruchtbar, eröffnen mir fremde Perspektiven, reduzieren den eigenen „blinden Fleck“ und lehren mich auch das „Um-die-Ecke-denken-Können". Hinzu kommt, dass Bürgerinnen und Bürger Forschungsfragen anstoßen, die auf dem alltäglichen Leben basieren. Auf diese Weise können Forschungsprojekte im Sinne eines Service-Learnings designt und für eine nachhaltige Entwicklung konzipiert werden. Nur für die Schublade zu forschen, macht mir ehrlich gesagt überhaupt keinen Spaß. Gemeinsam an einer relevanten Fragestellung zu tüfteln und sich gegenseitig zu inspirieren, ist sehr viel amüsanter und aus meiner Sicht zukunftsfähig.