05 Wie und was können wir (wirklich) wissen?

Trotz zunehmendem Wissen bleiben Fragen der Wissenschaft unbeantwortet. Woran das liegt, ist ein Thema in diesem Cluster. Die Fragenstellenden möchten erfahren, welche Bedeutung Wissen hat und welche Orientierung es bietet. Können wir jemals alles wissen? Und wie sicher ist unser Wissen? 

Einordnung:

Die Menge des verfügbaren Wissens wächst immer weiter an. Gleichzeitig entstehen aber auch immer neue Fragen und Uneindeutigkeiten. Was können wir wirklich wissen? Und was wissen wir nicht? Was macht uns Angst und Sorge, weil es uns unbekannt bleibt und nicht befriedigend erklärt werden kann – wie der Sinn des Lebens, der Tod und der Wille oder das Bewusstsein? Und wie gehen wir mit unseren Wissenslücken um?

Es ist zu vermuten, dass die unbeantworteten Fragen unseres Lebens zunehmen. Denn je komplexer das Weltgeschehen und die Problemlagen wahrgenommen werden, desto dringlicher stellen sich auch Fragen, die unsere grundsätzliche Lebensweise betreffen: Was ist die Normalität, wozu dient Langeweile, was genau soll Erfolg sein und was macht ein richtiges und gutes Leben aus? Das Bedürfnis nach Orientierung kennt keine Grenzen und spannt sich von der Frage nach der Existenz Gottes, über die Messbarkeit von Glück bis zum Zweifel, ob wir überhaupt jemals alles wissen können. In der öffentlichen Debatte kursieren viele vermeintlich einfache Antworten auf so große Fragen.

Angesichts eines wachsenden Bedürfnisses nach Orientierung, müssen Fragen nach der grundsätzlichen Bedeutung von Wissen und Erkenntnis ein ebenso grundsätzliches Nachdenken und Sprechen darüber auslösen, was wir wissen (können), wer dieses „wir“ überhaupt ist und wie wir einen vertrauensvollen Austausch über Wissen initiieren und gestalten können.

Ausblick

Bei der Größe und Komplexität der hier angesprochenen Fragen müssen unterschiedliche Disziplinen zusammenarbeiten. Gefordert ist ein wissenschaftliches Programm, das über den Tellerrand hinausschaut und dafür die Räume und Möglichkeiten bekommt.

Im Mittelpunkt steht der Wunsch, Grenzen zwischen Glauben und Wissen zu erkennen und Hilfestellungen an die Hand zu bekommen, um so etwas wie Normalität und eine für alle (oder zumindest möglichst viele) Menschen gültige Wirklichkeit zu bestimmen und zu beschreiben. Dahinter verbirgt sich auch der Wunsch, die Bedeutung und das Wesen des Menschseins, seiner Gefühle und Gedanken zu erforschen. Wenn „der Mensch“ offenbar so fehlerhaft ist, dass er Probleme globalen Ausmaßes generiert, muss dann nicht gefragt werden, welche Bedeutung seine Existenz individuell wie auch global und im Verhältnis zu anderen Lebensformen hat? Was also macht das Menschsein aus und was sind grundlegende Orientierungen menschlichen Seins?

Autor*in: PD Dr. Claudia Kemper, Prof. Dr. Thorsten Logge

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