21 Wie kann der Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik verbessert und nutzbar gemacht werden?

Die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für Gesellschaft und Politik nimmt immer mehr zu. Das hat nicht nur die Corona-Pandemie gezeigt. Wie Forschungsergebnisse mehr Beachtung finden können, ist ein Thema dieses Clusters. Wie können Transparenz und Kommunikation dabei helfen? Außerdem möchten die Bürger*innen wissen, welche Grenze der Einfluss von Wissenschaft in der Gesellschaft hat.

Einordnung:

Weltweit stehen wir vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Wie wollen wir künftig wirtschaften, wie lassen sich nachhaltige Lebensweisen in die Breite der Gesellschaft tragen und wie begegnen wir dem Klimawandel? Lösungen für diese Herausforderungen liegen in einer Kombination von Grundlagen- und angewandter Forschung, von Expert*innenwissen, praktischem Erfahrungswissen und dem Wissen aus der Lebenswirklichkeit von Bürger*innen.

Innovative, gesellschaftlich tragfähige Lösungen, die das Potenzial haben, Breitenwirkung zu entfalten, erfordern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebieten, aktive Beteiligung von Bürger*innen am Forschungsprozess sowie Empfehlungen an die Politik, die evidenzbasiertes politisches Handeln ermöglichen.

Dabei bewegen wir uns in einem Spannungsverhältnis von Abhängigkeiten zwischen Wissenschaft und Politik einerseits und Objektivität/Unabhängigkeit andererseits. Fragen sind: Wie kann Wissenschaft politisches und gesellschaftliches Handeln beeinflussen, wo liegen aber auch Grenzen? Welche Rolle spielt dabei Transparenz? Diese und viele weitere Fragen im Verhältnis Wissenschaft-Politik-Gesellschaft bedürfen neuer Antworten.

Ausblick

Neue Erkenntnisse über das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, zu Prozessen der Einflussnahme sowie den Möglichkeiten und Grenzen der Teilhabe können wesentlich dazu beitragen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in politisches und gesellschaftliches Handeln umgesetzt werden. Diese Erkenntnisse zu erarbeiten bzw. vorhandene zu vertiefen, ist ein Forschungsfeld, das Aufmerksamkeit verlangt.

Entscheidend dafür ist es, eine gemeinsame Sprache zu finden, um auf Augenhöhe zu kommunizieren und auch jenen eine Stimme zu geben, die bisher wenig Gehör finden und gleichzeitig alle Seiten zu diesem Dialog zu befähigen. Um diese Abhängigkeiten untereinander zu verstehen, brauchen wir neue Forschungsansätze. Diese sollten das wissenschaftliche System kritisch in Hinblick daraufhin prüfen, ob und wie es gesellschaftliche Mehrwerte schafft und ob die etablierten wissenschaftlichen Reputationssyteme dabei hilfreich sind. Auf dieser Grundlage sollten Anreize für eine stärkere Berücksichtigung gesellschaftlicher Aspekte und für eine aktive Einbindung gesellschaftlicher Akteur*innen geschaffen werden.

Ein besonderer Stellenwert kommt hierbei der Initiierung und Moderation sozial-ökologischer Transformationsprozesse zu. Sie bergen ein enormes Innovationspotenzial bei gleichzeitig zu erwartendem hohem gesellschaftlichen Mehrwert. Für eine gelingende Transformation gilt es, gemeinsam neue gesellschaftliche Praktiken zu etablieren, die Industrie umzubauen und Wertschöpfung neu zu denken, ohne ökonomische Aspekte aus den Augen zu verlieren. Soziale, ökologische, technologische, und andere Formen der Innovationen sollten zukünftig verstärkt in ihrem Zusammenspiel gedacht und Bürger*innen mit ihren gelebten Erfahrungen als Expert*innen einbezogen werden.

Autorin: Dr. Judith Terstriep

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