Werden meine Enkel ohne Krankheiten leben?

Portrait Prof. Propping Peter Propping, Institut für Humangenetik, Universität Bonn

„Krankheiten werden nicht verschwinden, aber vielfach erträglich sein.“

Von 100 männlichen Neugeborenen des Jahres 1900 erreichten in Deutschland im Durchschnitt 8,9 Prozent das 80. Lebensjahr, während von den Neugeborenen des Jahres 2008 mehr als die Hälfte, nämlich 50,3 Prozent das 80. Lebensjahr erreichen werden. Im weiblichen Geschlecht betragen die entsprechenden Zahlen 12,3 Prozent und 69 Prozent. Der eindrucksvolle Anstieg der Lebenserwartung ist auf die Erfolge von Medizin und Gesundheitswesen zurückzuführen. Die Menschen leben nicht nur länger, sondern sie bleiben auch länger gesund. Viele der früheren Todesursachen haben nur noch eine geringe Bedeutung oder sind gar verschwunden. Trinkwasserversorgung, Impfungen und Medikamente haben viele Infektionskrankheiten zurückgedrängt, früher häufige Vitaminmangelkrankheiten gibt es gar nicht mehr. Durch medizinische Labordiagnostik und durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall und MRT können Krankheiten heute rechtzeitig diagnostiziert werden. Früherkennungsuntersuchungen – von der Schwangerschaft bis ins Alter – erlauben es, dass Krankheiten rechtzeitig behandelt werden können. Unsere Enkel haben noch mehr gesunde Lebensjahre vor sich als die früheren Generationen. Der Preis wird sein, dass Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Demenz im Alter eine wachsende Bedeutung bekommen werden. Auch diese Krankheiten sind durchaus behandelbar, werden aber oft einen chronischen Verlauf nehmen. Die meisten unserer Enkel werden davon betroffen sein. Krankheiten werden nicht verschwinden, aber vielfach erträglich sein.