Bundesregierung befürwortet Nachhaltigkeitskodex

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Die Bundesregierung will Unternehmen, an denen sie über den Bund Anteile hält, empfehlen, die Anwendung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zu prüfen. Das erklärten Vertreter des Bundeskanzleramtes während eines Fachgesprächs mit den Spitzen deutscher Vorreiterunternehmen, die den vom Rat für Nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufenen Transparenzstandard schon anwenden.

Aktuell hält die Bundesregierung laut Beteiligungsbericht 2010 direkt oder indirekt Anteile an 500 Unternehmen. Beteiligt ist der Bund unter anderem an international tätigen Großkonzernen wie der Deutschen Post oder der Deutschen Telekom, an den Flughäfen in Berlin, Köln/Bonn und München, am Duisburger Hafen, an der Bankenholding Hypo Real Estate oder der Asse-GmbH für Betriebsführung und Schließung der Schachtanlage Asse II. Anteile hält der Bund außerdem an zahlreichen Wissenschaftsinstitutionen wie dem Forschungszentrum Jülich oder den Helmholtz-Zentren und an kulturellen Einrichtungen wie den Bayreuther Festspielen.

Diesen Unternehmen will die Bundesregierung jetzt empfehlen, die Anwendung des DNK zu prüfen. Der DNK macht die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen mit Hilfe standardisierter Informationen mess- und vergleichbar. Er soll zu einer stärkeren Nachhaltigkeitsorientierung der Kapitalmärkte beitragen. Der „Kodex soll weiter Schule machen“, schreibt das Kanzleramt dazu am 25. April. Die Bundesregierung hatte eine Woche zuvor eine Reihe von Unternehmensvertretern nach Berlin eingeladen, um sich mit ihnen über ihre Erfahrungen bei der Anwendung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex auszutauschen. An dem Gespräch im Kanzleramt nahmen Vertreter der Berliner Stadtreinigung teil, der REWE Group, der Otto Group, des TÜV Rheinland und des Outdoorspezialisten VAUDE. Diese Unternehmen und der Recyclingpapierhersteller Steinbeis wenden den DNK bereits an.

Nachhaltigkeit vergleichbar machen

Im Kanzleramt betonten die Unternehmensvertreter die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit sichtbar und greifbar zu machen. Dies sei im Interesse der Wirtschaft, da Nachhaltigkeit im Wettbewerb eine immer wichtigere Rolle spiele. Der DNK, hieß es weiter, sei ein wichtiges Instrument, um nachhaltiges Wirtschaften transparent und vergleichbar zu machen. Er schaffe Transparenz nach außen, etwa gegenüber dem Finanzmarkt, wirke darüber hinaus auch nach innen und biete Unternehmen gute Orientierung beim Aufbau der betriebsinternen Strukturen für mehr Nachhaltigkeit.

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat den Deutschen Nachhaltigkeitskodex in einem zweijährigen Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft als ein freiwilliges Instrument entwickelt und im Oktober 2011 beschlossen. Mit dem Kodex strebt er eine grundlegende Neuausrichtung der Wirtschaft auf eine nachhaltige Entwicklung an. Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung: „Wesentlich für die Wirksamkeit des Kodex ist seine Relevanz für Unternehmen und Investoren. Erst wenn unternehmerische und investive Entscheidungen stärker Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren berücksichtigen, kann Kapital in Unternehmungen fließen, die Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen schaffen. Dann honoriert der Markt nachhaltiges Handeln von Unternehmerinnen und Unternehmern.“

 

Weitere Informationen:

Rat für Nachhaltige Entwicklung

 

Der deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK)

Mithilfe des Deutschen Nachhaltigkeitskodex können Unternehmen und Organisationen ihre Nachhaltigkeitsleistung freiwillig messen und dokumentieren. Die geschieht anhand von 20 Nachhaltigkeitskriterien, denen je ein bis zwei Leistungsindikatoren zugeordnet sind. Abgefragt werden zum Beispiel Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele des Unternehmens, die Regeln, Prozesse und Anreizsysteme, die es zu ihrem Erreichen installiert hat oder die Einhaltung grundlegender Arbeitnehmer- und Menschenrechte in der Wertschöpfungskette. Die Unternehmen legen in Erklärungen dar, wie sie diesen Kriterien entsprechen oder sie begründen, warum einem Kriterium nicht oder noch nicht entsprochen wird. Der Nachhaltigkeitsrat veröffentlicht Entsprechenserklärungen unter www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de. Unternehmen und Organisationen finden dort auch ausführliche Hilfen für den Einstieg in die DNK-Berichterstattung.

Initiative „Sustainable Business Angels“

Das Ziel der neu gegründeten Initiative „Sustainable Business Angels“ ist es, junge Unternehmerinnen und Unternehmer während der ersten Jahre ihres Bestehens in Nachhaltigkeitsfragen zu unterstützen. Dazu zählen die Überprüfung des Business Plans auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit und die Nutzung bestehender Management-Netzwerke. Darüber hinaus sollen unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten Leitlinien für einen langfristigen Unternehmenserfolg und die frühzeitige Implementierung von unternehmerischer Verantwortung in den Unternehmensprozess aufgestellt werden. Interessierte Unternehmen können sich bis zum 15. Juli 2012 für die Teilnahme bewerben. Alle Informationen zur Initiative und zum Bewerbungsverfahren gibt es unter www.sba-initiative.de

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