Umwelt bewahren

Junge Familie vor Weltkugel

Klimawandel, Globalisierung der Wirtschaft und menschliche Eingriffe in die Natur verändern unsere Umwelt. Insbesondere der Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet das menschliche Wohlergehen und fordert die Forschung heraus. So muss zum Beispiel die Landnutzung an den globalen Wandel angepasst werden, um der Klima- und Ernährungskrise zu begegnen sowie die regionale Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.

Die Zahlen der Vereinten Nationen sind besorgniserregend: Die biologische Artenvielfalt schrumpft akut. Derzeit gelten 22 Prozent der Säugetiere, 14 Prozent der Vögel und sogar 31 Prozent der Amphibien als bedroht oder sind bereits ausgestorben. Allein der Klimawandel wird rund ein Viertel aller Arten vom Erdball verschwinden lassen, wenn er nicht gebremst wird. So ist etwa der Lebensraum Ozean stark bedroht: Kohlendioxid geht teilweise von der Luft ins Meer über – was dazu führt, dass der Säuregehalt der Ozeane immer weiter ansteigt. Durch die Übersäuerung wird es für Meeresbewohner wie Muscheln und Korallen schwieriger, ihre Kalkskelette aufzubauen, Algen und Plankton wachsen nur noch eingeschränkt. Gerät das Gleichgewicht der Arten aus den Fugen, fallen die Ozeane als Nahrungsquelle für den Menschen aus – denn die bedrohten Kleinstlebewesen bilden die Grundlage für die gesamte Nahrungskette der Weltmeere. 

Auch die Nachfrage nach Wasser steigt rapide. Heute werden auf der Welt acht Mal mehr Wasserressourcen verbraucht, als noch vor hundert Jahren. Trotzdem ist ein Drittel der Menschheit von Wasserknappheit bedroht. Und auch die zunehmende Wasserverschmutzung ist ein großes Problem: Etwa 1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, wird zudem immer mehr fruchtbares Land benötigt. Rodet der Mensch jedoch zu viele Waldgebiete und Savannen für die Landwirtschaft, kann das schwerwiegende Folgen haben. Denn die Bodenerosion beschleunigt sich, wenn Flächen nicht nachhaltig bewirtschaftet werden; etwa durch Überweidung – wenn also die Vegetation stärker beansprucht wird, als sie nachwachsen kann. Ein Drittel der globalen Ackerfläche ist mittlerweile von Verödung und Wüstenbildung bedroht. Dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zufolge gehen jährlich zwischen 20.000 und 50.000 Quadratkilometer Landfläche verloren – eine Fläche etwa in Größe der Schweiz.

Böden nachhaltiger bewirtschaften

Forscherinnen und Forscher aus Deutschland sind weltweit im Einsatz, um vor Ort daran zu arbeiten, die Lebensmittelversorgung aufrecht zu erhalten und zugleich die Umwelt zu schützen. Zum Beispiel auf dem Mahafaly Plateau im Südwesten Madagaskars, das als eines der ärmsten Länder der Welt gilt. Durch wiederkehrende Dürren, geringes Bildungsniveau und begrenzte Landnutzungsalternativen wird die ohnehin hohe Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen für den Lebensunterhalt der Bevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes noch verstärkt. 

Eine Gruppe deutscher Universitäten und des World Wide Fund For Nature (WWF) versuchen in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt SULAMA (für: „Sustainable Land Management“), Alternativen zu bisherigen, wenig nachhaltigen Landnutzungsformen zu entwickeln. „Wir wollen diese einzigartige Flora und Fauna erhalten und gleichzeitig die Lebensumstände der Menschen verbessern“, erklärt Dr. Susanne Kobbe, die das Projekt für die Universität Hamburg koordiniert. Ziel ist, dass die Einheimischen das Land nachhaltiger bewirtschaften und zugleich ihre Riten und Bräuche erhalten können. „Wir verfolgen einen interdisziplinären Ansatz, der Know-how in den Bereichen Ökologie und Sozioökonomie, Landschaftsplanung und Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen miteinander verknüpft“, sagt Dr. Susanne Kobbe.

Lebensmittel aus den Städten der Zukunft

Auch Dr. Armin Werner, Leiter des Institutes für Landnutzungssysteme am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, erkundet die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft. Diese wird sich seiner Meinung nach nicht mehr allein auf ländliche Regionen beschränken, sondern zunehmend die Städte erobern. Mit der innerstädtischen Landwirtschaft – auch Urban Farming genannt – verbinden sich dabei große Hoffnungen: „Frische Nahrungsmittel bei minimiertem Flächenverbrauch und reduzierten Emissionen“, sagt Armin Werner. 

So könnte der innerstädtische Anbau von Lebensmitteln einen Beitrag dazu leisten, die sich abzeichnende Ernährungskrise einzudämmen. Gerade in den Megastädten der Schwellenländer könnten vor Ort produzierte Nahrungsmittel dafür sorgen, mehr Menschen mit preiswertem, frischen Obst und Gemüse zu versorgen. Und auch hierzulande ist Urban Farming im Kommen: Im vom BMBF geförderten Forschungsprojekt ZFarm untersucht das Team von Dr. Armin Werner die Bedingungen für städtische Landwirtschaft in Berlin. Flächen auf, in und an bestehenden Gebäuden könnten genutzt werden, um Lebensmittel anzubauen – etwa in Dachgewächshäusern oder hängenden Gärten.

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