Anders leben

Junge Frau mit weißem Fahrrad betrachtet Erdkugel

Wie können wir ein gutes Leben führen, ohne die Lebensgrundlagen kommender Generationen zu gefährden? Diese Frage treibt heute viele Menschen und insbesondere die Forschung für nachhaltige Entwicklungen um. Für das große Ziel, unsere Erde auch in Zukunft lebenswert zu belassen, gilt es für jeden Einzelnen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Das bedeutet: Wir werden künftig anders bauen und wohnen, essen und trinken, unterwegs sein und kommunizieren.

Das Bewusstsein für die Herausforderungen, die vor uns liegen, ist in breiten Bevölkerungskreisen vorhanden. Ein nachhaltiges Leben zu führen betrachten die meisten Deutschen längst nicht mehr als Verzicht, sondern als Gewinn: als eine Möglichkeit, ihre Lebensqualität zu steigern. 82 Prozent sehen Vorteile wie finanzielle Einsparungen oder gesundheitsfördernde Auswirkungen, die ein umweltbezogenes Konsumverhalten mit sich bringt. Zwei Drittel kaufen nach eigenen Angaben gezielt Produkte, die bei ihrer Herstellung und Nutzung die Umwelt nur gering belasten und beziehen entsprechende Siegel (wie Energieeffizienzklassen, Bio-Siegel oder Fair-Trade-Abzeichen) in die Kaufentscheidung mit ein.

Auch von der Politik erwarten die Menschen nachhaltiges Handeln. Laut einer aktuellen Untersuchung des Umweltbundesamts werden Umwelt- und Klimaschutz von 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger an erster oder zweiter Stelle der wichtigsten politischen Aufgaben unserer Zeit genannt. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel oder das Bevölkerungswachstum können dabei nur in weltweiter Zusammenarbeit gemeistert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert zahlreiche Forschungsprojekte für nachhaltige Entwicklungen, die schon heute untersuchen, wie wir morgen leben werden.

Leben Landwirte bald in Megacities?

Ein markantes Beispiel für Veränderungen, die nicht mehr nur einzelne Länder oder Regionen, sondern die Menschheit als Ganzes betreffen, ist der Trend zur Urbanisierung und die Ausbreitung von Megastädten auf allen Kontinenten. Mit der Urbanisierung gehen ein enormer Energieverbrauch und damit die verstärkte Emission von Treibhausgasen und ein wachsender Landschaftsverbrauch, also der Neubau von Straßen und Siedlungen auf bislang naturbelassenen Flächen, einher. Die Frage, wie städtische Ballungsräume angesichts ungebremsten Wachstums trotzdem so gestaltet werden können, dass Menschen gerne und nachhaltig darin leben, ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. 

Das BMBF fördert zum Beispiel das Projekt „Urbane Landwirtschaft als integrierter Faktor einer klimaoptimierten Stadtentwicklung für Casablanca“. Undine Giseke, Professorin für Landschaftsarchitektur/Freiraumplanung an der Technischen Universität Berlin und Leiterin des Projekts, untersucht mit Partnern vor Ort, inwieweit urbane Landwirtschaft – also der Anbau von und die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in der Stadt – zu nachhaltiger Stadtentwicklung und Landnutzung beitragen kann. 

Werden wir klimaneutrale Städte erreichen?

In deutschen Städten steht dagegen eher die energetische Sanierung des Gebäudebestands, der Übergang zu einer nachhaltigen Mobilität in Ballungsräumen und die klimaneutrale Energieversorgung im Vordergrund. Das ehrgeizige Ziel: Bis ins Jahr 2020 sollen hierzulande 30 Städte CO2-neutral sein. Wie wird eine solche klimaneutrale „Morgenstadt“ aussehen? Versorgt sie sich ausschließlich dezentral per Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen in der Stadt mit Energie? Fahren im Zentrum nur noch Elektroautos? Werden Nullenergiehäuser – also Häuser, die nicht mehr Energie verbrauchen als sie erzeugen – zum Standard bei der Neubauzulassung?

Ein wesentlicher Faktor, solche nachhaltigen Strategien umzusetzen, wird sein, Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu motivieren. Dem hohen Bewusstsein für Nachhaltigkeit entspricht nämlich in der Mehrzahl noch kein solches Handeln: So finden beispielsweise 94 Prozent der Bundesbürger den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien „wichtig“ oder sogar „außerordentlich wichtig“. Doch 2010 bezogen nur 3,9 Prozent der deutschen Privathaushalte Ökostrom. BMBF-geförderte Forschungsprojekte wie „Soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen eines nachhaltigen Energiekonsums in Wohngebäuden“ (Seco@home) untersuchen das Verbraucherverhalten, um herauszufinden, wie erneuerbare Energieträger stärker verbreitet und Energie nachhaltiger genutzt werden können.

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