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„Mythen entkräften, Chancen sichtbar machen“

Foto der Ausstellung "Zukunft leben"
Bildnachweis: Michael Jungblut

Ein Interview mit den Kuratoren der Ausstellung "Zukunft leben: Die demografische Chance", Petra Lutz und Thomas Spring.

Frau Lutz, Herr Spring, als Kuratoren der Ausstellung "Zukunft leben: Die demografische Chance" machen Sie komplexe gesellschaftliche Veränderungen greifbar. Wie gehen Sie dabei vor?

Thomas Spring: Wir wollen Statistiken gewissermaßen inszenieren und so für oftmals abstrakte Daten eine möglichst verständliche Darstellungsform finden. Darüber hinaus haben wir mit vielen unterschiedlichen Exponaten versucht, auf immer wieder neue Weise einen Anschluss an die konkreten Erfahrungen der Besucher herzustellen.

Petra Lutz: Neben dreidimensionalen Bevölkerungspyramiden zeigt die Ausstellung beispielsweise die Geschichten von sechs fiktiven Familien in Comic-Form. Besucher können sich aber auch einen Wunschlebenslauf zusammenstellen und dabei über den eigenen Lebensweg nachdenken. Historische Fotos aus 150 Jahren hingegen zeigen, wie sich die Menschen über die Jahrzehnte verändern. Man sieht: Heute sehen viele ältere Menschen jünger aus, als Gleichaltrige früherer Generationen.

Portrait von Thomas Spring

Wie gestaltete sich die praktische Arbeit für Sie als Kuratoren?

Spring: Am Anfang stand für uns die intensive fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Das bedeutete vor allem, dass wir uns mit den Mitgliedern im wissenschaftlichen Beirat der Ausstellung ausgetauscht haben. Dort sind Wissenschaftlerinnen und Experten aus vielen verschieden Disziplinen vertreten. Wir sind inhaltlich tief in die Arbeit dieser Experten eingestiegen - eine spannende Phase.

Lutz: Wir haben einfach sehr viele Fragen gestellt und wollten dabei herausfinden, woran die Wissenschaftler arbeiten. Dann ging es darum, zu entscheiden, welche aktuellen Forschungsfragen wir den Besuchern zeigen wollen.

Zu welchen Ergebnissen sind Sie in Ihrem Arbeitsprozess gekommen?

Spring: Da gibt es natürlich viele. Ein schönes Beispiel ist: Die meisten Menschen, die sich intensiv mit dem demografischen Wandel und seinen Folgen auseinandersetzen, sagen ganz klar: Die bevorstehenden Veränderungen bringen für unsere Gesellschaft eine ganze Reihe von Chancen mit sich. Es liegt in unserer Hand, wie wir die Zukunft gestalten. Dabei spielt übrigens - auch darin sind sich die Experten einig - vor allem der Faktor Bildung eine zentrale Rolle.

Lutz: Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass wir in vielen Lebensbereichen in Zukunft neue Voraussetzungen vorfinden werden. Das ist an sich nichts Schlechtes. Es bedeutet: Wir können überlegen, wie wir die sich wandelnden Rahmenbedingungen gestalten wollen.

Portrait von Petra Lutz
Bildnachweis: Bettina Keller

Werden diese Chancen zu oft übersehen, wenn es um den demografischen Wandel geht?

Spring: Sicherlich. Und deshalb stellen wir den heraufbeschworenen Risiken eine Reihe von interessanten Fakten entgegen. Ein spannender Aspekt ist, dass es aus wissenschaftlicher Sicht keine Belege für den manchmal befürchteten Konflikt zwischen den Generationen gibt.

Lutz: Forschungsergebnisse zeigen sogar ganz im Gegenteil, dass viel Solidarität zu beobachten ist. Zahlen belegen, dass sich viele Ältere für Jüngere engagieren. Dieser Prozess läuft häufig innerhalb von Familien ab, wenn Großeltern sich beispielsweise intensiv um Ihre Enkel kümmern. Es gibt aber auch viele ältere Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren und ihre Zeit so Jüngeren zur Verfügung stellen.

Der wissenschaftliche Blick hilft also, eine unaufgeregte Debatte zu führen?

Lutz: Beim Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse - so ging es zumindest uns - zerbröseln die Vorurteile und Chancen werden sichtbar. Die Realität ist: Immer mehr Menschen werden immer älter und bleiben dabei länger fit.

Spring: Das sehe ich auch so. Mit Hilfe von Fakten können wir viele Mythen entkräften, die sich um den demografischen Wandel ranken.