32 Was wäre, wenn?

Welchen Nutzen haben „Was wäre, wenn…“ Fragen? Diese Frage zielt darauf ab, wie die Wissenschaft mit Szenarien und Simulationen arbeiten kann. Die Bürger*innen möchten erfahren, welche Methoden und Instrumente Wissenschaftler*innen dafür brauchen. Und welche Forschungsrichtungen daraus einen Nutzen ziehen können.

Einordnung:

Um die Wirklichkeit zu untersuchen, stellen Forschende oft Fragen nach alternativen Szenarien und deren Wahrscheinlichkeit. Sie erforschen theoretisch, wie eine andere Realität aussehen könnte – z.B. indem Bedingungen und Gegebenheiten in Modellen stark verändert werden. Solche Änderungen erzeugen dann eine Vielfalt von Folgen und Szenarien, die uns wiederum helfen, die Realität besser zu verstehen. Dieser wissenschaftliche Ansatz beruht auf vollständig offenen, ja sogar naiven Fragen. Auch Kinder gehen so vor, denn sie müssen nichts so hinnehmen, wie es ist, weil ihr Denken noch nicht durch Erlerntes eingeschränkt ist.

Solche „Was wäre, wenn…“ Fragen sind für die Forschung und Gesellschaft wichtig, weil sie beim Verstehen helfen. Natürlich bestimmen Fakten, wie unsere Welt aussieht und wie sie funktioniert. Aber man kann diese Fakten besser und genauer verstehen, wenn man Fragen dazu stellt. Zum Beispiel ist die Frage „Was wäre, wenn die Erde eine Scheibe wäre“ hilfreich, um zu verstehen, warum sie eine Kugel ist und sein muss. Die Frage: „Was wäre mit dem Klima, wenn es keine Berge auf der Erde gäbe?“ hilft zu verstehen, wie geophysikalische Prozesse in der Erdgeschichte Klimazonen erzeugen – zum Beispiel durch die Auffaltung von Gebirgen.

Ausblick

In diesem Cluster wünschen sich die Bürger*innen Antwort auf die Frage, wie die Welt anders sein könnte - im Universum, auf der Erde oder in Bezug auf das irdische Leben. Aber auch die Wahrscheinlichkeit bestimmter Utopien oder Dystopien bietet Forschungspotenzial. Manche Fragen sind besonders dringend, wie zum Beispiel solche zum Verlust von Arten oder Chancen, mit der Natur anders umzugehen.

Forschung zu alternativen Realitäten, auch oft Szenarienforschung genannt, ist nicht nur essentiell, um die Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen, sondern auch, um sich Bilder von möglichen Zukünften zu machen. Das hilft uns Menschen, systemisch zu denken, Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen. Solche Forschung beruht oft auf aufwendigen Modellen und Simulationen und braucht gute Visualisierungen, um Ergebnisse mit der Gesellschaft zu teilen.

Für die Wissenschaft, aber auch die Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes wird es immer wichtiger, Zukünfte greifbar zu machen, sei es durch Methoden der Szenarienbildung oder Simulation. Es gibt experimentelle Methoden wie Reallabore, z.B. in der Soziologie und Technikwissenschaft, um einfach mal auszuprobieren „Was wäre, wenn...“.

Eine besondere Herausforderung sind komplexe, interdisziplinäre Modelle. Wie können Klimaforschung und Ökonomie zusammengeführt werden - mit dem Ziel herauszufinden, wie teuer verschiedene Pfade im Klimawandel oder im Klimaschutz für Kommunen und Industrie werden. Simulation und Szenarienbildung als Techniken müssen daher zunehmend schon in der Ausbildung vermittelt und genutzt werden.

Autorin: Prof. Dr. Antje Boetius

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