Morgen den Preis für heute zahlen?

Energiehaus

Unser Klima verändert sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Klimawissenschaftler warnen vor den Folgen des ungebremsten Ausstoßes von Treibhausgasen und erklären, dass versäumter Klimaschutz der globalen Weltwirtschaft in wenigen Jahrzehnten teuer zu stehen kommen wird. Fundiertes Wissen um effiziente Klimaschutzmaßnahmen ist also unabdingbar. Daran arbeiten auch intensiv die Wissenschaftler im BMBF-Förderschwerpunkt „Ökonomie des Klimawandels“. Ziel ist es, fundiertes und handlungsorientiertes Wissen zum Umgang mit dem Klimawandel bereitzustellen, um die Entscheidungsgrundlagen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verbessern. 

„Man kann ohne Zweifel behaupten, dass Deutschland eine Vorreiterrolle beim weltweiten Klimaschutz einnimmt“, sagt Professor Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Er betreut das Projekt Eval-Map zur „Etablierung eines Haushaltspanels zur Evaluation von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen“. Der Wissenschaftler will eine energieökonomische Datenbasis zum Energieverbrauch der privaten Haushalte etablieren, welche für die Forschung frei zugänglich sein soll. Diese Datenbank soll fortlaufend erweitert werden und als Grundlage für Studien zur Energienachfrage und zum CO2-Ausstoß privater Haushalte dienen. Damit wird sie zu einem wichtigen Hilfsmittel für die Klimapolitikberatung. 

Viel Zeit bleibt nicht

Beim Klimaschutz ist wirksames und schnelles Handeln geboten, denn viel Zeit bleibt nicht. Im Jahr 2006 erschien der vielbeachtete Stern-Report über die Kosten des Klimawandels. Der Report wurde maßgeblich von Sir Nicolas Stern, dem ehemaligen Weltbank-Chefökonomen, herausgebracht, und ist seither in unzähligen wissenschaftlichen Publikationen aufgegriffen und zitiert worden. Die zentrale Botschaft des Stern-Report lautet: Die Kosten des Handelns sind deutlich geringer als die Kosten des Nichthandelns. Damit ist gemeint, dass die Volkswirtschaften weltweit mit enormen Kosten zu rechnen haben, wenn die Erderwärmung ungebremst voranschreitet. Während effektiver Klimaschutz jährlich ein Prozent der globalen Wirtschaftsleistung kosten würde, könnte sich der Preis der Untätigkeit auf mindestens 5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts jedes Jahr heraufschrauben, so Stern. 

Untätig zu bleiben kostet kommende Generationen also Milliarden. Offenkundig ist zudem, dass nicht alle Schäden mit Geld bezahlt werden. Schwere Stürme und steigende Meeresspiegel werden auch menschliches Leid und enorme Umweltzerstörungen zur Folge haben. Und dennoch: Konkrete Klimaschutzmaßnahmen im globalen Verbund umzusetzen, funktionierte in den letzten Jahren nur schleppend. Professor Frondel glaubt Deutschland auf einem guten Weg, merkt aber an, dass Klimaschutz nur gelingt, „wenn die übrigen großen Industrie- und Schwellenländer sich ebenfalls zu besonderen Anstrengungen durchringen.“ 

Das Wissen in den Haushalten

Doch der Klimaschutz kann nicht nur von Wirtschaft und Politik vorangetrieben werden, sondern fordert letztlich jeden einzelnen Mitbürger. Daher untersuchen Frondel und seine Mitarbeiter in ihrem Projekt Eval-Map noch einen zweiten Aspekt. Sie fragen, wie es um das Wissen der Haushalte in Deutschland zu den Ursachen und Konsequenzen des Klimawandels steht. Fühlen sich die Menschen selbst bedroht? Wissen sie, mit welchen Maßnahmen sie zum Klimaschutz beitragen können? Sind deutsche Haushalte für das Thema sensibilisiert und bereit, beispielsweise für Erneuerbare Energien mehr Geld zu zahlen? Mit diesem Wissen können die Forscher Klimaschutzinstrumente und -maßnahmen empfehlen, die von den Bürgern akzeptiert werden. Die mehrfache Befragung des Panels wird zeigen, wie sich die untersuchten Größen verändern und ob Informationskampagnen wirken. 

Technologie in der Schweiz

Den Klimawandel heute angehen

Bereits heute beeinflusst der Klimawandel jedoch das Leben vieler Menschen. Das zeigt sich zum Beispiel am Zugang zu Wasser, an der Lebensmittelproduktion, der Ausbreitung von Krankheiten und an Umweltschäden. Hunderte Millionen Menschen mehr könnten an Hunger, Wasserknappheit und Überflutungen leiden, wenn sich die Welt weiter erwärmt. 

Professor Frondel setzt nicht nur wissenschaftlich, sondern auch privat auf Klimaschutz und reduziert so seinen persönlichen CO2-Fußabdruck. Auf Flüge innerhalb Deutschlands verzichtet er, Bahn fährt er gerne und aus dem Weg zur Arbeit macht er einen Spaziergang. Denn er weiß: Für den Klimaschutz kann heute jeder etwas tun, denn morgen ist es vielleicht schon zu spät.

Mehr zum Thema

 

Weitere Informationen:

Zur BMBF-Fördermaßnahme „Ökonomie des Klimawandels“ 

 Zum Projekt Eval Map von Professor Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung 

Zum Stern-Report (2006) 


 

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