Energie aus dem Moor

Pistenbully bei der Schilfernte; Foto: C. Schröder

Während es in Südostasien darum geht, eine traditionelle Landwirtschaft zu erhalten, soll in Mecklenburg-Vorpommern eine innovative Form der Landnutzung neu ermöglicht werden: im Forschungsprojekt VIP (für: Vorpommern Initiative Paludikultur) des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Landmanagement“. 300.000 Hektar der Landesfläche von Mecklenburg-Vorpommern sind von Mooren bedeckt, 215.000 Hektar davon werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Damit die Moore bewirtschaftet werden können, wurden sie bislang entwässert. Doch die Absenkung des Grundwasserstands führt zu vielen Problemen, unter anderem werden Nährstoffe aus dem Boden ausgewaschen, Treibhausgase freigesetzt (etwa ein Drittel der CO2-Emissionen von Mecklenburg-Vorpommern stammt aus entwässerten Mooren) – und die Biodiversität geht verloren.

VIP möchte demgegenüber das Konzept der Paludikultur stärken: die Bewirtschaftung wiedervernässter Moore. Denn lebende, intakte Moore sind reich an Biodiversität und speichern riesige Mengen an Süßwasser und Kohlenstoff. Sie erzeugen nachwachsende Rohstoffe und schaffen damit Einkommensalternativen für strukturschwache Räume wie Vorpommern. Schilf, Gras und Rohrkolben dienen dabei sowohl als Rohstoff für die Erzeugung von Bioenergie als auch als natürlicher Bau-, Dämm- und Werkstoff. Unter anderem werden in der Hanffaserfabrik in Prenzlau im Rahmen von VIP Dämmplatten und Ziegel aus Schilf entwickelt. Die richtige Mischung aus Lehm, Wasser und Schilf muss dabei noch gefunden werden.

Zudem wird aus dem Methan, das Schilf beim Verrotten produziert, Biogas gewonnen. 2000 Haushalte werden durch die Biogasanlage in Neu Kosenow mit Strom aus Schilf versorgt. Und auch der beim Verstromen gewonnene Gärrest kann als Dünger nachhaltig wiederverwertet werden.

Damit die Erntegeräte nicht im feuchten Untergrund versinken, entwickelt das Projekt zudem neue moorgängige Maschinen. Ein Prototyp existiert bereits: Ein umgebauter Pistenbully, der sonst in den Alpen Schnee räumt, wird nun in Mecklenburg-Vorpommern bei der Schilfernte eingesetzt. Zudem erprobt das Forschungsprojekt nachhaltige Bewirtschaftungsformen der Moore durch Wasserbüffel, die zuletzt vor 3.000 Jahren in Deutschland heimisch waren. Denn Wasserbüffel bieten nicht nur neue Möglichkeiten der Viehwirtschaft auf nassem Grund. Sie versetzen die Landschaft auch in einen naturnahen Zustand zurück. Denn anders als Rinder oder Schafe können Wasserbüffel nasses Gelände beweiden. Und durch das Suhlen der Büffel bilden sich Tümpel, an denen sich seltene Tier- und Pflanzenarten wieder ansiedeln können.

 

Weitere Informationen:

Mehr zur Forschung für nachhaltiges Landmanagement bei FONA hier und hier

Projekt Legato

Projekt VIP – Vorpommern Initiative Paludikultur

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

 

Nachhaltiges Landmanagement

Der Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Landmanagement“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt nachhaltige Lösungen, mit Land umzugehen. Die Landnutzung wird entscheidend von den Entwicklungen der wachsenden Weltbevölkerung und den Migrationsproblemen, der Wasserknappheit und den Hochwassergefahren infolge weltweiter Klimaänderungen sowie durch die Weltagrar- und Energiemärkte beeinflusst. Über die Landnutzung wird vorwiegend auf regionaler und lokaler Ebene entschieden – mit globalen Auswirkungen. So kann beispielweise der Ausstoß von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft aufgrund veränderter Landnutzung zunehmen.

Nachhaltiges Landmanagement will negative Folgen der Landnutzung für die Umwelt und die Menschen vorbeugen. Der BMBF-Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Landmanagement“ geht das komplexe Handlungsfeld in zwei Modulen an: Während Modul A in internationalen Forschungsprojekten Wechselwirkungen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen untersucht, ist Modul B auf Deutschland fokussiert und versucht, innovative Lösungen für die Entwicklung von Stadt und Land zu finden. Geforscht wird dabei jeweils in Regionen, die besonders vom Klimawandel und demografischen Veränderungen betroffen sind. Wichtig ist zudem, dass alle Forschungsprojekte inter- und transdisziplinär angelegt sind. Das heißt, es werden sowohl die Grenzen zwischen den wissenschaftlichen Fachdisziplinen überwunden als auch regionale Akteure aktiv eingebunden. Das BMBF stellt bis zum Jahr 2015 insgesamt 100 Millionen Euro für die Forschungsvorhaben bereit.  BMBF-Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“

 

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