Herausforderung: Städte

Frauen bei der Kompostierung; Quelle: IGNIS

Experten mögen zwar über Umfang und Auswirkungen des Klimawandels streiten, unbestritten ist hingegen, dass sich das Klima auf der Erde verändert. Die Ursachen dafür sind komplex, die Auswirkungen betreffen nicht mehr einzelne Länder oder Regionen, sondern alle Menschen auf der Erde. Ein markantes Beispiel für globale Veränderungen ist der Trend zur Urbanisierung. Damit einher geht die Ausbreitung von Megastädten auf allen Kontinenten der Erde, insbesondere aber in den Schwellen- und Entwicklungsländern.

Besonders Ballungszentren in Entwicklungsländern stehen vor großen Problemen. Das betrifft nicht nur lokale Phänomene wie marode Infrastruktur, Slumbildung und Armut, sondern hat in Fragen der Energienutzung und des Klimaschutzes globale Auswirkungen. Obwohl Städte lediglich zwei Prozent der Erdoberfläche bedecken, sind sie für drei Viertel des Energieverbrauchs und für bis zu 70 Prozent der anthropogenen, d.h. von Menschen erzeugten, Treibhausgasemissionen verantwortlich. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob und wie die aktuellen globalen Herausforderungen wie Wasserknappheit, Verlust der Artenvielfalt und Verschlechterung der Böden gemeistert werden. Eine Aufgabe, die kein Land alleine bewältigen kann.

Deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ mit 50 Millionen Euro die internationale Forschungsarbeit zum globalen Wandel. Das Programm „Forschung für die nachhaltige Entwicklung der Megastädte von morgen“  setzt auf die Entwicklung von innovativen Lösungen und Konzepten in künftigen Megastädten. Modellhaft wird versucht, städtisches Wachstum im Sinne der Nachhaltigkeit zu steuern. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, technische, und nicht-technische Innovationen für die energie- und klimaeffiziente Gestaltung von Städten zu entwickeln. Schlüsselthemen bilden dabei „Mobilität und Verkehr“, „Bauen und Wohnen“, „Abfallwirtschaft und Umweltmanagement“, „Ernährung und urbane Landwirtschaft“, „Stadtplanung und Regierbarkeit“ sowie „Energieversorgung und -verbrauch“. 

Wilder Abfallplatz; Quelle: IGNIS

 

Projekt IGNIS: Müllverwertung in Megacities

So arbeiten zum Beispiel im Projekt „IGNIS“ Forscherinnen und Forscher daran, die Müllverwertung in wachsenden Megacities zu etablieren. In Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens wurden beispielsweise Arbeiterinnen und Arbeiter unter Anleitung des Wissenschaftsteams in der getrennten Sammlung von Organik und Wertstoffen und in Kompostierungstechnik, Biogas, Papierrecycling und Arbeitsschutzmaßnahmen geschult.

Denn die städtische Müllabfuhr dort ist unzureichend, es gibt zahlreiche wilde Ablagerungsflächen, die zusammen mit der großen, inmitten der Stadt gelegene Deponie, Oberflächen- und Grundwasser verschmutzen und zu direkten gesundheitlichen Problemen der Anwohner führen. Die offizielle Statistik gibt aus politischen Gründen an, dass zirka vier Millionen Menschen in der Stadt leben, manche Schätzungen gehen allerdings von 5,5 Millionen Einwohnern aus. Bis 2015 dürften es  bis zu sieben Millionen Menschen sein. Addis Abeba benötigt also dringend ein funktionierendes Abfallsystem.

Jugendgruppe sammelt Marktabfälle; Quelle: IGNIS

 

Das Ziel: Treibhausgase und Umweltgifte verringern

„Ziel des Projektes ist es, aufzuzeigen, dass eine bessere Abfallverwertung den Ausstoß von Treibhausgasen und anderen Umweltgiften verringern kann“, so Projektleiter Dieter Steinbach vom Verband zur Förderung angepasster, sozial- und umweltverträglicher Technologien (AT-Verband). „Gleichzeitig können dabei Arbeitsplätze geschaffen und der lokalen Wirtschaft wichtige Impulse gegeben werden. Das Potential ist groß: Derzeit verrotten organische Abfälle (unter anderem Lebensmittelreste), die mehr als 50 Prozent des Abfalls ausmachen, meist ungenutzt und setzen dabei Treibhausgase frei. Metalle und Kunststoffe werden wenig effizient recycelt.“

IGNIS umfasst mehrere anwendungsorientierte Pilotprojekte, darunter eine Biogas-Anlage, die mit Abfällen aus einer Kantine betrieben wird. Das produzierte Gas wird zum Kochen verwendet. Die Modellvorhaben werden vor allem von Frauen- und Jugendgruppen betrieben. „Es ist ganz wichtig, dass diese Projekte wirtschaftlich rentabel sind“, betont Andrea Schultheis vom AT-Verband. „Nur so haben die Ideen Zukunft und die Menschen ein stabiles Einkommen.“

 

Weitere Informationen unter:

Zum Projekt IGNIS

Zum Projekt Megastädte von morgen

Zum FONA-Schwerpunkt „Forschung zu Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel“


 

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