Nachhaltigkeit auf dem Lehrplan

Eine Kiste Obst und Gemüse

Eine Herausforderung sozial-ökologischer Forschung ist es, mehr Menschen zu einem nachhaltigen Leben zu motivieren. Doch wie lässt sich die Alltagsroutine aufbrechen und verändern? Das Projekt BINK setzt bereits bei Jugendlichen an.

Wie können Schulen und Hochschulen zu Orten gestaltet werden, in denen nachhaltiger Konsum er- und gelebt wird? Die Wissenschaftlerinnen und Forscher des  Projektes BINK (für „Bildungsinstitutionen und nachhaltiger Konsum“) untersuchen dies im Rahmen des  Förderungsschwerpunktes „Vom Wissen zum Handeln – Neue Wege zum nachhaltigen Konsum“. Für Projektleiter Gerd Michelsen, Professor für Umwelt- und Nachhaltigkeitskommunikation und Leiter des Instituts für Umweltkommunikation (INFU) an der Leuphana Universität Lüneburg, lag dieser Forschungsansatz auf der Hand. „Bildung spielt eine zentrale Rolle, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht“, sagt er. Auch sei das Konsumverhalten von Jugendlichen noch nicht so festgelegt und durch gezielte Interventionen wandelbar.

Am Projekt teilnehmende Schulen und Universitäten wirken dabei in zweifacher Hinsicht: Zum einen, indem sie das Thema „nachhaltiger Konsum“ im Unterricht thematisieren und so zum Nachdenken anregen. Zum anderen sind sie selbst Orte, an denen konsumiert wird – beispielsweise in der Schulcafeteria oder der Uni-Mensa. BINK-Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine geänderte Konsumkultur in der Bildungseinrichtung auch das Verhalten der dort Lernenden beeinflusst. Und tatsächlich gelang es innerhalb von nur eineinhalb Jahren, bei 40 Prozent der am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schülern nachhaltiges Konsumverhalten zu verankern. 

Forschung und Praxis Hand in Hand

Junge Frau hält einen Vortrag
Vortrag während des BINK-Projekts

Wichtig für diesen Erfolg war die enge Kooperation von Wissenschaft und Praxis. „BINK ist ein Musterbeispiel für transdisziplinäre Zusammenarbeit“, betont Professor Michelsen. Das Projekt brachte Schulleitung, Kollegium, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern in einer so genannten „Steuerungsgruppe“ an einen Tisch. Gemeinsam mit den BINK-Forschern und weiteren Experten aus der Praxis erarbeiteten sie Maßnahmen, die für mehr Nachhaltigkeit an den Schulen und Universitäten sorgten. 

So haben etwa Schülerinnen und Schüler an der Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe eine eigene Firma gegründet, die die Schule für den Nachmittagsunterricht mit selbstgemachten Speisen und Getränken, mit frischem Obst und Gemüse aus regionaler Produktion und ökologischem Anbau versorgt. An der Leuphana Universität Lüneburg hat BINK unter anderem bewirkt, dass der Verbrauch von 8.000 Pappbechern pro Monat durch die Einführung von Keramiktassen deutlich gesenkt werden konnte. Müll sparen und gesünder essen – nur zwei Beispiele dafür, wie institutionelle Veränderungen zu individuellen Einsichten führen können. „Die Jugendlichen sind in diesem Prozess in einer Doppelrolle“, erklärt Professor Gerd Michelsen, „sie gestalten einerseits aktiv mit und sind andererseits selbst Konsument. So werden Bildungsinstitutionen tatsächlich Lernorte für nachhaltigen Konsum.“

Portrait Prof. Gerd Michelsen

BINK ist ein Musterbeispiel für transdisziplinäre Zusammenarbeit

Projektleiter Prof. Gerd Michelsen

BINK wirkt nachhaltig

Als Projektdokumentation haben Michelsen und sein Team einen Leitfaden entwickelt, der interessierten Schulen den Weg weist, wie sie selbst Aktionen für mehr Nachhaltigkeit umsetzen können. „Das ist ein sehr praxisnahes Produkt, mit dem jeder arbeiten kann. Da geht es um konkrete Fragen von der Zusammensetzung der Steuerungsgruppe bis zur Organisation einer Pressekonferenz, um die Ergebnisse zu präsentieren“, sagt Michelsen. Zu dem Leitfaden gehört zudem ein erklärender Film. Und auch eine Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer haben die Forscher entwickelt. Somit hat BINK nicht nur bei einzelnen Institutionen und Personen Veränderungen angestoßen, sondern wirkt auch über die Projektphase hinaus – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.

 

Mehr zum Thema

 

Weitere Informationen:

Das Projekt BINK

Sozial-ökologische Forschung bei FONA

Weiterempfehlen: Tipp