Der Reis macht den Unterschied

Reisterrassen bei Banaue auf den Philippinen

Für den Erhalt der Biodiversität ist die Landnutzung, also die Art und Weise, in der Landoberfläche und natürliche Ressourcen von Menschen genutzt werden, der entscheidende Ansatzpunkt. Forschungsprojekte für ein nachhaltiges Landmanagement suchen deshalb weltweit nach Lösungen, negative Folgen der Landnutzung für die Umwelt einzudämmen und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zu wahren: ob in Südostasien, wo traditionelle Reiskulturlandschaften gefährdet sind, oder in Mecklenburg-Vorpommern, wo Feuchtgebiete wieder bewirtschaftet werden sollen.

In bis zu 1.500 Meter Höhe erstrecken sich die Terrassen der Berge in und um Banaue, einem kleinen philippinischen Gebirgsort in den Zentral-Kordilleren im Nordosten der Insel Luzon. Vor rund 2000 Jahren haben die Bauern aus den Dörfern der Gegend damit begonnen, die Berghänge mit Stützmauern zu terrassieren und zu bewässern, um dort Reis und Gemüse anzubauen. „Treppen zum Himmel“ werden die einzigartigen Kulturbauwerke im Volksmund genannt. Seit 1995 gehören die Reisterrassen zum Weltkulturerbe der UNESCO, die das frisch gekürte Kulturdenkmal jedoch schon 2001 auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes setzen musste.

Denn die Terrassen sind in ihrem Bestand bedroht. Die junge indigene Bevölkerung sucht ihr Auskommen verstärkt in den Städten oder im Tourismus. Etwa ein Drittel der Terrassen wird deshalb heute nicht mehr bewirtschaftet. Immer mehr Risse bilden sich, Verfallserscheinungen werden sichtbar – ohne regelmäßige Kultivierung und Pflege erodieren die Stufen. In dem Forschungsprojekt Legato im Rahmen des Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Landmanagement“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wollen  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den nächsten Jahren herausfinden, welche Bedeutung künstlich bewässerte Reisterrassen für den Erhalt der Artenvielfalt haben, wie sich diese traditionellen Kulturlandschaften in Südostasien erhalten und wie sich die Erfahrungsschätze für eine nachhaltige Landwirtschaft nutzen lassen.

Kulturlandschaften erhalten

Die rund 80 beteiligten Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und den Partnerländern untersuchen in Vietnam, Malaysia und auf den Philippinen Wege, die Landnutzung nachhaltiger zu gestalten. Im Fokus stehen dabei Ökosystem-Dienstleistungen wie Nahrungsmittelproduktion, Bestäubung, biologische Schädlingsbekämpfung, aber auch Kultur und Ästhetik. „Reis ist nach Mais das Getreide mit der weltweit höchsten Produktion. Zugleich ist es Hauptnahrungs-, Kultur- sowie Erwerbsgrundlage für große Teile der Weltbevölkerung. Daher liegt es nahe, den interdisziplinären Ansatz der Ökosystem-Dienstleistungen hier anzuwenden“, sagt Dr. Benjamin Burkhard vom Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Universität Kiel, einer der elf an Legato beteiligten deutschen Forschungseinrichtungen.

Beispielsweise wird versucht, durch den Anbau verschiedener Pflanzen im Umfeld der Reisfelder die biologische Vielfalt zu erhöhen. Da die Fruchtbarkeit des Bodens durch verrottetes Pflanzenmaterial steigt, sollte auch der Reisanbau produktiver werden. Denn in vielen Regionen wird eine traditionelle einheimische Reissorte angebaut, die nur eine Jahresernte zulässt – Preis und Menge des produzierten Reises sind oft kaum noch konkurrenzfähig. Und auch die Pflanzenschädlinge möchten die Forscherinnen und Forscher bekämpfen helfen – auf biologische Weise. Legato fördert die Ansiedlung so genannter Nützlinge, die die Reis schädigenden Insekten und Pilze fressen und damit einen ganz natürlichen Schutz für die Reispflanzen bilden.

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