„Das Unternehmen bleibt innovativ, die Mitarbeiter gesund.“
Im Gespräch mit Dr. Heidrun Kleefeld
Weil die Menschen länger gesund sind und insgesamt länger leben, werden sie in Zukunft auch länger arbeiten. Wie stellt sich ein modernes IT-Unternehmen in Deutschland darauf ein? Ein Gespräch mit der Demografie-Beauftragten von SAP, Dr. Heidrun Kleefeld.
- Dr. Heidrun Kleefeld, Demografie-Beauftragte bei SAP.
Der IT-Sektor gilt als junge Branche. Arbeiten bei SAP nur junge Menschen?
Nein, wir haben Mitarbeiter in allen Lebensphasen - diese Mischung ist ein großer Erfolgsfaktor. Aktuell sind unsere Mitarbeiter im weltweiten Durchschnitt 39 Jahre alt, in Deutschland liegt der Durchschnitt bei 41 Jahren. SAP wurde 1972 gegründet: Wir sind ein junges Unternehmen und haben nicht viele Mitarbeiter, die über 50 oder 55 Jahre alt sind. In Deutschland sind ungefähr 82 Prozent der Mitarbeiter unter 50 Jahre alt.
Aktuelle Forschung zeigt: Ältere Mitarbeiter benötigen die richtigen Rahmenbedingungen, zum Beispiel Sabbaticals oder Teilzeitarbeit. Welche besonderen Projekte oder Maßnahmen gibt es bei SAP?
Bei SAP gibt es vielfältige Angebote für Mitarbeiter in allen Lebensphasen. Die Elternzeit wird bei uns sehr rege genutzt, auch von Vätern. Daneben gibt es bei SAP eine Vielzahl von Teilzeitmodellen und Sabbaticals. Die Mitarbeiter können zum Beispiel ein Arbeitszeitkonto einrichten. So können sie Zeit ansparen und zu einem späteren Zeitpunkt eine Auszeit nehmen, wie etwa für eine größere Reise oder eine Weiterbildung.
Welche weiteren Projekte und Ideen gibt es außerdem?
Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, das Arbeitszeitkonto auch dafür zu nutzen, flexibel in die Rente überzugehen. Denn in Zukunft wollen die Mitarbeiter diesen Zeitpunkt selbst bestimmen. Daher unterstützen wir diese Individualisierung. Außerdem sind natürlich die Themen Lernen und Beschäftigungsfähigkeit in unserem Fokus. Wir beteiligen uns deshalb auch am Projekt "PInowa" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, in dem wir uns konkret mit Fragen von passenden Karrieremustern und Rollen in unterschiedlichen Lebensphasen beschäftigen. Zudem haben wir uns sehr stark am Projekt "Demografischer Wandel und Prävention in der IT-Branche" des Forschungsministeriums beteiligt. Dabei war es unser Anliegen, mit den Führungskräften und Mitarbeitern gemeinsam ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld zu gestalten.
Welche Angebote der Gesundheitsvorsorge gibt es für die Mitarbeiter?
Um unser Unternehmen gesund zu halten, setzt SAP auf Prävention. Im Bereich Demografie arbeite ich sehr viel mit dem Gesundheitsmanagement zusammen: Wenn wir etwa die Arbeitsorganisation verändern, gestalten wir dies so, dass es die Gesundheit der Mitarbeiter unterstützt. Das gilt nicht nur für ältere Mitarbeiter, sondern für alle Altersgruppen. Das langfristige Ziel ist, im Unternehmen gesund alt zu werden. Dafür haben wir sehr viele Angebote.
Wie sehen diese Angebote aus?
Es gibt die Möglichkeit von ambulanten Gesundheitsuntersuchungen vor Ort, Work-Life-Balance-Workshops oder psychologische Beratung. Zudem finden jede Woche mehr als 70 Kurse statt - das reicht von entspannendem Yoga bis zu schweißtreibenden Fitness- oder Tanztrainings. Bei SAP ist es normal und gern gesehen, wenn die Mitarbeiter in der Mittagspause Pilates machen oder Joggen gehen.
Welche Chancen sehen Sie bei SAP durch die Folgen des demografischen Wandels?
Chancen entstehen in jedem Fall, wie etwa in den Projekten, die wir gemeinsam mit dem Forschungsministerium gestalten. Nicht nur älteren, sondern Mitarbeitern in allen Lebensphasen kommt das zugute. Die heutige Generation hat ja auch andere Bedürfnisse an die Ausgeglichenheit zwischen Berufs- und Privatleben. Insgesamt ergeben sich Chancen für alle: SAP bleibt langfristig innovativ und die Mitarbeiter bleiben gesund.
SAP ist ein globales Unternehmen. Gibt es länderspezifische Unterschiede was die Integration älterer Mitarbeiter angeht?
Wenn wir die globale Belegschaft als Ganzes betrachten, sind wir sehr ausgewogen. Wenn wir jedoch speziell nach China, Brasilien oder Indien schauen, kann man noch nicht von einem demografischen Wandel sprechen. In Indien haben die Mitarbeiter ein Durchschnittsalter von 31 Jahren, in Brasilien von 35 Jahren. In diesen Ländern werden wir mit der Zeit aber sicher ausgewogenere Strukturen erreichen.
Zur Person:
Dr. Heidrun Kleefeld ist Demografie-Beauftragte bei SAP. Europas größter Software Hersteller bereitet sich mit verschiedenen Konzepten der Personalentwicklung auf die direkten Folgen des demografischen Wandels vor. Das Unternehmen ist für seine Gesundheitsprogramme schon mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem "Corporate Health Award" für Arbeitgeber. SAP ist Mitglied im Koordinierungskreis des Wissenschaftsjahres.