Prof. Dr. Lisa Kaltenegger

3 Fragen an… Prof. Dr. Lisa Kaltenegger

Prof. Dr. Lisa Kaltenegger ist eine österreichische Astronomin und Astrophysikerin, insbesondere Entdeckerin bewohnbarer Planeten ferner Sternensysteme. Sie ist Associate Professor an der Cornell University (New York State, USA) und leitet das Carl-Sagan-Institute.

Woran genau forschen Sie?

Ich suche nach Leben auf anderen Planeten. Das ist eines der spannendsten Gebiete in der Astronomie. Nach tausenden von Jahren, in der Menschen die Frage, ob wir allein im Universum sind, gestellt haben, haben wir die Möglichkeit, diese Frage zu beantworten. Wir leben in einer faszinierenden Zeit, in der wir das erste Mal in der Menschheitsgeschichte ein Instrument haben – das James Webb Space Telescope, das am 25. Dezember 2021 ins All startete – das kleine Planeten, die um andere Sonnen kreisen, untersuchen kann. Und dort suchen wir nach Spuren von Leben – in der Atmosphäre und auf der Oberfläche. Stellen Sie sich einen waldbedeckten Planeten vor, der ist grün, weil die Vegetation einen Teil des Sonnenlichts reflektiert – ein anderer Teil wird verwendet, um Energie zu gewinnen. Hingegen erschiene ein Meeresplanet, der mit einem roten Algenteppich überzogen wäre, rot. Unserer Erde dient als Schlüssel, um Leben im All zu finden.  

Prof. Dr. Lisa Kaltenegger

Lisa Kaltenegger ist eine Pionierin und international führende Expertin in der Modellierung potenziell lebensfreundlicher Welten. Die gebürtige Österreicherin gründete und leitet das Carl-Sagan-Institute für die Suche nach Leben im All an der Cornell University. Zu ihren internationalen Auszeichnungen zählen der Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Physik und der Christian-Doppler-Preis. Kaltenegger arbeitet mit der NASA und der ESA, und war Mitglied des Astronomy and Astrophysics Advisory Committee, das den US-Kongress berät. Sie ist Teil des James Webb Space Telescope-Teams und auch der NASA TESS Mission. Kaltenegger wurde vom Smithsonian Magazine und dem TIME Magazine für ihre innovativen Beiträge in der Wissenschaft prämiert. Die Bestsellerautorin tritt im IMAX-3D-Film »The Search for Life in Space« auf und hält weltweit Vorträge. 

Prof. Dr. Lisa Kaltenegger

Auf welche Meilensteine sind Sie besonders stolz?

Ich bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Salzburg aufgewachsen, wo sich fast jeder kennt. Von dort aus bin ich meiner Neugierde über unseren Platz im Universum gefolgt, erst das Studium in Graz, zum ersten Job bei der Europäischen Weltraumorganisation, dann zur Forschung an die Harvard Universität, dann als Emmy Noether Gruppenleiterin zum Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, dann zur Cornell Universität, wo ich das Carl-Sagan-Institute gegründet habe, das zurzeit 40 Professoren von 15 verschiedenen Disziplinen zählt. Eine der schönsten Erfahrungen dabei sind die Menschen und Kolleginnen und Kollegen, die ich dabei kennen gelernt habe und mit denen ich gemeinsam neue Dinge erforscht habe – sie alle haben mir Neues beigebracht. 

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit?

Neue Gebiete der Forschung, wie die Suche nach Leben im All auf anderen Planeten sind faszinierend, weil die Probleme, die man bearbeitet, noch von niemandem gelöst wurden. Wenn Sie etwas herausfinden, sind Sie oft der erste Mensch, der dies je gewusst hat und Sie tragen einen neuen Teil bei zum riesigen Netz des Wissens, das unser tägliches Leben ermöglicht. Diese neuen Gebiete der Forschung sind aber auch frustrierend, weil man nirgends die Lösungen nachschauen kann und es oft Sackgassen und viele Rückschritte gibt. Die Herausforderung dabei, neue Dinge zu entdecken, ist immer etwas mehr Faszination als Frustration in der täglichen Arbeit zu finden.

Wie entstand bei Ihnen die Faszination für das Universum?

Wenn Sie am Abend in den Sternehimmel schauen, blicken Sie zurück in der Zeit. Weil Licht Zeit braucht, um durchs All zu reisen, so wie Sie Zeit brauchen, um von München nach Berlin zu kommen. Das heißt, ihr Blick in den Himmel verbindet Sie mit der Geschichte unseres Kosmos bis jetzt. Wir sind im Universum eingebettet und ein Teil davon. Das finde ich wunderschön. Und dort am Nachthimmel sehen Sie tausende von anderen Sonnen. Sonnen, die auch von anderen Planeten umkreist werden. Wir leben in einer Zeit der spannendsten Entdeckungen, wir finden neue Welten im All. Ob es dort wohl andere Erden gibt – wo auch jemand gerade fragt, ob wir allein im Universum sind?

Was möchten Sie Mädchen und jungen Frauen mitgeben, die sich für Astronomie begeistern?

Dass es viele junge Frauen gibt, die an der vordersten Front der Wissenschaft, nicht nur in Astronomie, forschen und viele Durchbrüche ermöglichen. Und dass die Zeiten besser werden, auch wenn es für Frauen in der Wissenschaft noch manchmal schwerer ist als für die männlichen Kollegen. Als Tipp würde ich empfehlen, sich so schnell wie möglich ein selektives Gehör zuzulegen – was ja nicht nur in der Arbeit hilfreich sein kann, aber natürlich auch schwer umzusetzen ist. Es gibt immer Menschen, die einem sagen müssen, warum man etwas bestimmt nicht schafft. Sollten Sie denen wirklich so oft zuhören? Am besten finde ich, sich ein paar Menschen auszusuchen, denen man vertraut, dass sie einem die Wahrheit sagen und das ist hilfreich. Verbessern kann und sollte sich jeder, das heißt aber noch lange nicht, dass man etwas nicht schaffen kann.

Weitere Infos

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Weitere Informationen zum Carl-Sagan-Institute finden Sie hier.