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Wie entsteht Neues?

Wenn Jung und Alt gemeinsam arbeiten

Ein altersgemischtes Team bei der Arbeit

Ideen sind die Grundlage für Innovationen. Aktuelle Untersuchungen zeigen: Das menschliche Umfeld und die Teamstruktur in einem Unternehmen können die dafür notwendige schöpferische Kraft von Angestellten maßgeblich beeinflussen. Wie müssen Arbeitsgruppen jedoch personell zusammengesetzt sein, damit Neues entstehen kann?

Das BMBF fördert mit Derobino (Innovation für Forschungs- und Entwicklungsteams vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung) und IBU (Ältere Beschäftigte als Innovationsexperten bei der Bewältigung des Unplanbaren) derzeit gleich zwei Projekte, die die Innovationsfähigkeit altersgemischter Teams näher beleuchten.

Mit Erfahrung Probleme lösen

Am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) e.V. in München leitet Dr. Eckhard Heidling die Untersuchungen des Verbundprojekts IBU, die in Kooperation mit der Universität Augsburg durchgeführt werden: "Wir gehen von der These aus, dass ältere Beschäftigte über besondere Fähigkeiten im Umgang mit unvorhergesehenen Situationen verfügen und diese Kompetenzen eine wachsende Bedeutung für Innovationsprozesse haben", erläutert Heidling. Wurden betagten Angestellten in der Vergangenheit manchmal Schwächen - wie etwa eine verringerte Lernfähigkeit - nachgesagt, so zeigen aktuelle Forschungsergebnisse ein umfassenderes Bild. Neben Fachwissen besitzen ältere Beschäftigte demnach vielfältige Erfahrungswerte und verfügen zudem über die Fähigkeit, ihr Wissen zu teilen. Das sind, so Dr. Eckhard Heidling, Schlüsselkompetenzen sowohl bei der Problemlösung als auch bei der Entwicklungsarbeit in Unternehmen.

Voneinander profitieren

Um zu untersuchen, welche Rolle ältere Angestelte für die Entwicklung in Unternhemen spielen, fahren Wissenschaftler des ISF noch bis ins Jahr 2015 regelmäßig ins schwäbische Kornwestheim. Dort befragen sie die Mitarbeiter der Firma Fahrion Engineering. Das Unternehmen ist auf die Planung und Realisierung von Fabriken sowie Produktionsanlagen spezialisiert - und seit über einem Jahrzehnt überzeugt von der Innovationsfähigkeit altersgemischter Teams.

Ausgangspunkt für diese Erkenntnis war die Zeit des Jahrtausendwechsels, als innerhalb kurzer Zeit mehrere Projektleiter das Unternehmen verließen. "Das Überleben unserer Firma war zu diesem Zeitpunkt stark gefährdet, weil wir nicht über genügend Mitarbeiter mit Führungspotenzial verfügten" beschreibt Jens Fahrion, Mitgeschäftsführer des Unternehmens, die damalige Situation. "Für uns ist der ideale Projektleiter ein Generalist, der Qualitäten wie Vertrags- und Verhandlungssicherheit, Präsentationsstärke und Umsetzungsvermögen besitzt. Eigenschaften wie diese erfordern langjährige Berufserfahrung. Folglich ist es logisch, dass wir solche Mitarbeiter eher im fortgeschritten Alter, ab etwa 50 Jahren, finden."

Bei Fahrion arbeiten Beschäftigte mehrerer Altersstufen in gemischten Arbeitsgemeinschaften zusammen. Die Teams bestehen zu jeweils einem Drittel aus erfahrenen Projektleitern, aus Projektingenieuren mittleren Alters und den Einsteigern, die gerade ihre Hochschulausbildung beendet haben.

Mit ihrer Studie beleuchten die Wissenschaftler des ISF vor allem die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Beschäftigten im Umgang mit ungeplanten Situationen und welche Lösungsstrategien sie jeweils verfolgen. Die Praxis zeigt überdies: Dort, wo altersgemischte Teams arbeiten, geben jüngere ihr frisch erlerntes Fachwissen an ältere Mitarbeiter weiter. Umgekehrt profitieren die Neulinge vom Erfahrungswissen der "Senioren" und erhalten oftmals Einblicke beispielsweise in betriebswirtschaftliche oder juristische Details, die ihr Studium womöglich nicht umfasste.

Kreativ bis in hohe Alter

Gut 800 Kilometer entfernt von München erforscht Prof. Manfred Bornewasser an der Universität Greifswald seit 2011 mit dem Derobino-Projekt das gemeinsame Wirken von Alt und Jung - unter anderem bei den Beschäftigten in der Eisengießerei Torgelow. "Für die Zusammensetzung von Innovationsteams ist die Altersdiversität neben anderen Diversitäten ein interessanter Aspekt. Sehr wichtig für eine gute Zusammenarbeit in solchen Teams ist aber auch klar definiertes, gemeinsames Ziel aller Beteiligten. Über dem gemeinsamen Ziel können Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen zusammenwachsen" berichtet Bornewasser über frühe Ergebnisse seiner Studie.

Die bisherigen Daten der Universität Greifswald in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen und der Universität Bayreuth zeigen: Das Miteinander von Beschäftigten ist dann besonders innovativ, wenn eine ausgewogene Diversität in unterschiedlichen Bereichen wie Alter, Geschlecht oder Bildungsstand herrscht. Wenn ein Team aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Eigenschaften besteht und diese innerhalb der Arbeitsgemeinschaft in ausgewogenen Verhältnissen repräsentiert sind, kann das Optimum an Innovationskraft erreicht werden. Mit anderen Worten: In funktionierenden altersgemischten Teams oszilliert das Wissen mehrerer Generationen. Jüngere und ältere Mitarbeiter bilden die sich auf diese Weise kontinuierlich weiter - und wirken somit dem Stillstand entgegen.