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Contra-Position

Portraitbild von Jürgen Manemann

Prof. Dr. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover

 

Paro ist ein Ausdruck für den Verlust von Kommunikation.

"Pflegekräfte beschreiben den Einsatz von Servicerobotern in ihrer Arbeit als Hilfe. Der Umgang mit der Robbe Paro kann Demenzkranke zeitweise aus einer tiefen Versenkung herausführen, sie stimulieren - emotional und geistig. Wenn man diese Reaktionen sieht, empfindet man jedoch auch eine Scham: Wie kalt, wie gefühllos ist unser Umgang mit Demenzkranken im Alltag geworden, wenn wir den Eindruck haben, selbst immer weniger in der Lage zu sein, Demenzkranke anzusprechen, während Emotionsroboter Patienten zum Sprechen bringen? Der Einsatz von Emotionsrobotern ist kein Ersatz, sondern Ausdruck eines Mangels und eines Verlustes. Hier handelt es sich nicht um eine neue Form von Kommunikation, sondern um den Verlust von Kommunikation. Kommunikation ist eine Sozialhandlung, die auf Teilhabe beruht. Teilnehmen findet in einem Erfahrungsraum statt. Das Sammeln von Informationen durch einen Roboter hat nichts mit Kommunikation zu tun. Das dürfen wir nicht verwechseln!

Paro ist kein Ersatz für echte Zuwendung

Der Einsatz von Paro mag angesichts des Pflegenotstands kurzfristig eine Unterstützung, ja vielleicht auch eine notwendige Unterstützung sein. Eine Lösung kann ich darin nicht erkennen. Paro ist kein Ersatz für echte Zuwendung. Demenzkranke haben zu allererst Anspruch auf menschliche Zuwendung und auf einen Umgang mit Natur. Statt des Einsatzes von Paro sollten Tiere einbezogen werden. Ihre therapeutische Wirkung ist bewiesen. Tiere, etwa Katzen und Hunde, sind aufgrund ihrer Fähigkeit, mitfühlen zu können, zu einer echten Kommunikation fähig. Es zeigt unser gestörtes Verhältnis zur Natur, wenn wir uns einreden, die Robbe Paro könnte den Kontakt mit Menschen und Tieren ersetzen. Dadurch betrügen wir nicht nur die Demenzkranken, sondern auch uns selbst. Demenzkranke brauchen viel Trost, da sie ständig mit dem Verlust von Erfahrungen und Kompetenzen konfrontiert sind. Trost spenden können nur Menschen, Tiere und die übrige Natur."

Zur Person

Prof. Dr. Jürgen Manemann leitet das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover. Zuvor lehrte der katholische Theologe unter anderem an der Universität Erfurt und hielt Vorlesungen an der Dormitio in Jerusalem. An der Columbia University in New York war er als Fellow tätig. Prof. Manemann bloggt regelmäßig auf www.philosophie-indebate.de