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Aufbruch statt Abbruch

Ausbildungsabbrüche verhindern

Der Begriff "Fachkräftemangel" ist aus aktuellen Wirtschaftsprognosen nicht mehr wegzudenken. Schon heute suchen viele Branchen und Regionen händeringend nach qualifiziertem Personal - durch den demografischen Wandel wird der Bedarf in Zukunft weiter steigen. Die Initiative VerA unterstützt Lehrlinge und will verhindern, dass sie ihre Ausbildung frühzeitig abbrechen.

Die 70-jährige Renate Weber und der Lehrling Joao Garcia betrachten gemeinsam neue Pläne.
Die 70-jährige Renate Weber unterstützt Lehrling Joao Garcia bei seiner Ausbildung zum Täschner.

Lernschwäche, Sprachprobleme, Prüfungsangst - viele Jugendliche stoßen während ihrer Ausbildung auf Hürden, die sie alleine nicht überwinden können. Kommen dann noch private Schwierigkeiten oder soziale Konflikte hinzu, kann das Gefühl der Überforderung so groß werden, dass die berufliche Ausbildung leidet und die Lehre sogar abgebrochen wird. In Deutschland gibt heute jeder fünfte Berufsanfänger auf. Oft bereits im ersten Jahr.

Diese Quote zu senken, ist das Ziel der Initiative VerA. Die Abkürzung steht für "Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen". Das Programm bringt Azubis mit Fachleuten im Ruhestand zusammen. Mit ihrem Erfahrungsschatz können die Pensionäre den Lehrlingen oftmals helfen, ihre beruflichen, sprachlichen oder auch privaten Probleme zu lösen.

 

Büffeln und Begeistern

So haben sich zum Beispiel in Berlin die Lebenswege von Renate Weber und Joao Garcia gekreuzt. Seit einem Jahr bilden die 70-jährige Rentnerin und der 24-jährige Täschner-Azubi ein schlagkräftiges Gespann. Zweimal in der Woche setzen sie sich zusammen, gehen Garcias Unterrichtsstoff durch oder sprechen über neue Entwürfe für Handtaschen und Koffer. "Frau Weber unterstützt mich bei allem. Wir haben intensiv für meine Prüfungen gelernt, das hat mir sehr geholfen", sagt der gebürtige Angolaner.

 

Die Qualität der Unterstützung hat auch mit dem großen beruflichen Erfahrungsschatz der Mentorin zu tun: Jahrzehntelang entwickelte die gelernte Textildesignerin Farbtrends für die Automobilindustrie. Als dann der Ruhestand kam, suchte Frau Weber nach einer sinnvollen Betätigung. Warum nicht das eigene Wissen mit nachfolgenden Generationen teilen? Warum nicht andere für das eigene Handwerk begeistern? Bei Joao Garcia sprang der Funke über.

Um den jungen Azubi für das eigene Gewerbe zu interessieren, belässt es Renate Weber nicht nur bei Worten. Die Designerin erinnert sich: "Einmal bin ich mit Joao durch die edlen Geschäfte Berlins gezogen. Wir haben uns mit Expertenblick all die schönen Dinge angeschaut, die es dort gibt: Handtaschen, Handschuhe, Lederwaren."

 

Hilfe für über 3.600 Azubis

Seit rund fünf Jahren bietet VerA mittlerweile Unterstützung für Auszubildende. Ende 2008 wurde das BMBF-geförderte Projekt von der Stiftung Senior Experten Service (SES) gemeinsam mit den Spitzenverbänden der deutschen Industrie, des Handwerks und der freien Berufe gegründet. Seitdem hat VerA als Teil der Initiative Bildungsketten bereits über 3.600 Jugendliche begleitet und darin bestärkt, ihre Ausbildung erfolgreich zu Ende zu führen. Die Teilnahme an dem Förderprogramm erfolgt auf Wunsch der Lehrlinge, kann aber auch von Seiten der Kammern, Ausbilder, Berufsschulen oder Eltern angeregt werden. Die VerA-Begleitung ist kostenlos und dauert in der Regel ein Jahr beziehungsweise bei Bedarf so lange, bis der Abschluss erreicht ist. Weitere Senior Berater werden noch gesucht!

Auch bei Garcia ging es dank VerA beständig bergauf. Die Noten wurden besser, das Engagement größer. Heute ist sich der Lehrling sicher: Nach seiner Ausbildung möchte er Designer werden und eigene Kreationen entwickeln. Renate Weber weiß zu motivieren.