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Wie wird sich unser Leben bis 2050 verändern?

Drei Experten wagen einen Blick in die Zukunft: Wie werden wir morgen leben, wie werden wir arbeiten? Und wie wird sich unser Bild vom Alter bis 2050 verändern? 

Jugendwahn oder hippe Alte - Werden wir im Jahr 2050 das Alter neu erfinden?

 

Zwei ältere Männer und zwei ältere Frauen lachen in die Kamera

Eine Prognose von Prof. Peter Wippermann, Trendforscher

Zukünftig werden wir sehr viel Geld investieren, um den letzten Teil unseres Lebens positiv und gesund zu gestalten. Tendenziell gehen wir viel jünger ins Alter als wir das historisch jemals zuvor konnten. Die Optimierung des eigenen Körpers - ein Trend aus den USA, der zuerst sehr kritisch beäugt wurde - wird immer populärer werden. Denn die heute 30-jährigen wachsen bereits in dem Bewusstsein auf, dass Jugendlichkeit die Grundvoraussetzung für Glück und Erfolg ist. Der eigene Körper wird somit zum Standortvorteil. Nicht mehr die Tatsache, wo man lebt oder welcher Gruppe man angehört, ist prägend; die eigene Identität manifestiert sich vielmehr im Körper, dem Mittelpunkt des eigenen Lebens.

Auch wenn wir individuell immer besser mit der längeren Lebensspanne umgehen können, trifft diese Entwicklung nicht auf alle zu. Durch eine stärkere Polarisierung der Gesellschaft wird es Gewinner und Verlierer geben. Die Gefahr der Altersarmut wird deutlich zunehmen. Durch die Finanzkrise ist die individuelle Vorsorge bereits deutlich zurückgegangen.

Und: Die Individualisierung - ein Trend, der bereits jetzt unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt verändert - wird künftig auch den Tod erreichen. Wir werden immer häufiger selbst entscheiden, wann wir unserem Leben ein Ende setzen wollen, anstatt diese Entscheidung der Biologie zu überlassen. Dabei geht es nicht um Verzweiflung, sondern um Selbstbestimmung.

Mega-Cities und verödete Provinz? Wie werden sich unsere Regionen und Städte bis 2050 verändern?

 
Großstadt erstrahlt mit bunten Lichtern und Verkehrsströmen bei Nacht

Eine Prognose von Carsten Große Starmann von der Bertelsmann-Stiftung

Der demografische Wandel verstärkt die Zuwanderung nach Deutschland. Ansiedeln werden sie sich vor allem in den Metropolen und größeren Städten mit ihrem direkten Umland. Dort gibt es Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplätze und ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot. Deshalb wandern die jungen Menschen aus den ländlichen Räumen in die Städte. Abgelegenere Landstriche werden dadurch leer fallen und stärker sich selbst und der Eigenverantwortung ihrer Bewohner überlassen sein. Die größeren Städte werden bunt sein und sich intensiv um eine Willkommenskultur und Integration bemühen. Sie werden viel Energie darauf verwenden, der zunehmenden Spaltung entgegenzuwirken, die zwischen arm und reich oder deutsch und nicht deutsch geprägten Quartieren um sich greift. Die Städte werden jung sein und ein hohes Maß an Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern sowie Beruf und Pflege ermöglichen. Sie werden die Alterung der Gesellschaft spüren und das Leben und Wohnen der Älteren und Hochbetagten in den städtischen Quartieren gemeinsam mit allen Beteiligten organisieren. Um in den Städten eine Spaltung zwischen alt und jung zu umgehen, wird das Miteinander der Generationen in vielen Aktivitäten und Projekten immer wieder neu gedacht und konkretisiert. Das Engagement der Menschen in ihrem Lebensumfeld wird die eigene und die Lebensqualität aller mit bestimmen - es wird zu einer wichtigen Währung. Trotzdem kann und will nicht jeder in der Stadt wohnen. Mobilität wird deshalb neu gedacht, die Anbindung der Regionen an die Städte und zwischen den Regionen intensiver.

Arbeiten bis ins hohe Alter? Wie bleiben wir bei einer sinkenden Bevölkerungszahl innovativ?

 
Gesichter eines Mannes und Frau erscheinen vor einer transparenten Touchscreen auf der eine dreidimensionale Weltkugel zu sehen ist.

Eine Prognose von Stephan Sievert, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung

Die Deutschen werden bis 2050 von rund 80 Millionen Einwohnern im Jahr 2013 auf knapp 74 Millionen schrumpfen. Unter ihnen werden sich dann ca. 21,5 Millionen Über-67-Jährige finden, rund sechs Millionen mehr als im Jahr 2013. Außerdem wird die Zahl der Arbeitskräfte bei gleich bleibender Erwerbsbeteiligung um neuneinhalb Millionen zurückgehen. Und die verbliebenen Beschäftigten werden im Schnitt deutlich älter sein als heute.

All dies bedeutet jedoch nicht notwendigerweise, dass der Wohlstand in Deutschland sinkt. Denn Produktivitätssteigerungen können auch in einer alternden Gesellschaft einen Großteil der demografischen Schrumpfung wettmachen. Aufgrund der weiter steigenden Lebenserwartung wird sich auch die Leistungsfähigkeit älterer Menschen weiter erhöhen.

Die Politik wird darauf reagieren, indem sie das Renteneintrittsalter an die Entwicklung der Lebenserwartung Älterer koppelt und damit das Erwerbsleben verlängert. Gleichzeitig wird sie Abstand nehmen von der Idee, dass alle Menschen gleichzeitig in Ruhestand müssen, sondern unterschiedliche Übergangsmöglichkeiten für unterschiedliche Tätigkeiten schaffen. Viele Menschen werden auch schrittweise in Rente gehen, etwa indem sie Teilzeitarbeit mit dem Bezug einer Teilrente kombinieren.

Dazu, dass die Erwerbsbiographien bunter und vielfältiger werden, tragen auch die Unternehmen bei. Sie werden ihre Weiterbildungs- und Gesundheitsprogramme weiter ausbauen und sich schon frühzeitig darauf einstellen, ihren Angestellten im Alter neue Tätigkeitsmöglichkeiten zu eröffnen.


Weiterführende Links 

Trendforscher Prof. Peter Wippermann 

Zur Bertelsmann-Stiftung 

Zum Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 

Tipp: Im Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung können Sie bereits heute beobachten, wie sich der demografische Wandel auf Ihre Kommune auswirken wird.