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Eine Software für mehr Selbstständigkeit

Junge Frau und älterer Mann beugen sich über ein Tablet-Computer

In Deutschland leben gegenwärtig über 1,5 Millionen Menschen mit Demenz. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass sich diese Zahl infolge des demografischen Wandels bis 2050 verdoppeln könnte. Forscher des Projekts NeuroCare entwickeln eine Software, die eine Demenz frühzeitig erkennen und ihren Verlauf verzögern soll. Betroffene sollen so möglichst lange zu Hause - in ihrer vertrauten Umgebung - versorgt werden können.

Im hohen Alter werden viele Menschen vergesslich: Sie verlegen häufiger ihre Brille oder ihren Schlüsselbund, erinnern sich nicht mehr an einen Namen oder einen Geburtstag. Doch wo hört die altersbedingte Zerstreutheit auf, und wo beginnt eine Demenz? Für den Laien ist es oft schwierig, diese Frage zu beantworten. Gerade in der frühen Phase kann der Krankheitsverlauf durch die richtige Diagnose und Behandlung deutlich verlangsamt werden. Hier setzt das Projekt NeuroCare an: Wissenschaftler der Universitäten Vechta, Köln, Siegen und Darmstadt sowie der Unternehmen ProLog, Ascora und vitaliberty arbeiten gemeinsam an einer Software für Tablet-PCs, mit der im ersten Schritt die geistige Leistungsfähigkeit einfach und ohne Fachwissen getestet werden kann.

Eine Demenz rechtzeitig erkennen

"Ziel ist es, zunächst die Angst vor diagnostischen Tests zu nehmen", erläutert Ingrid Hastedt vom Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, die das Projekt koordiniert. Bislang seien diese Tests nur von Fachleuten durchführbar - den Weg zum Arzt scheuten jedoch viele Betroffene in der ersten Zeit.

 

Logo: Forschungsprojekt NeuroCare

Liegt eine Demenz vor, bietet NeuroCare eine zweite Software an, die in Absprache mit dem behandelnden Arzt für die Therapie genutzt wird. Mit sogenannten Serious Games, also Computer-Lernspielen, können geistige Fähigkeiten geschult und bewahrt werden. "Außerdem speichert das Programm bei jeder Trainingseinheit den Stand der kognitiven Kompetenzen, sodass der Arzt den Krankheitsverlauf genau verfolgen und entsprechend reagieren kann", erklärt Hastedt. Zudem planen die Projektpartner von NeuroCare eine Demenz-Infoseite im Web, auf der Angehörige und Betroffene niederschwellig weitere Tipps zum Umgang mit der Erkrankung finden und sich mit anderen austauschen können. Oberstes Ziel sei es, den Betroffenen so lange wie möglich ein Leben im vertrauten Umfeld zu ermöglichen - nicht zuletzt, weil auch dies den Krankheitsverlauf wieder positiv beeinflussen könne.

Die größten Herausforderungen bei dem im Februar gestarteten Projekt sieht Hastedt in der Übersetzung bestehender Demenz-Tests und -Trainings in technische Programme sowie beim Datenschutz. Hier werde höchster Wert auf eine sichere Verarbeitung der erhobenen Informationen gelegt. Die Forscher haben sich einen engen Zeitplan gesteckt: Bereits im Sommer 2014 soll ein erster Prototyp der Software mit etwa 200 Probanden getestet werden. Langfristig sei geplant, neben der deutschen Version auch eine türkische und russische Ausgabe zu entwickeln. So könne NeuroCare auch Personen mit Migrationshintergrund helfen, die im Zuge einer Demenz häufig ihre Deutschkenntnisse vergessen würden.

Eine Unterstützung für Pflegende und Angehörige

Bei einer Demenzerkrankung folgt auf die anfängliche Vergesslichkeit eine fortschreitende Abnahme mentaler, sozialer und körperlicher Fähigkeiten. Mit der Diagnose zu leben, stellt Betroffene und ihre Angehörigen deshalb vor große Herausforderungen. Gerade Familienmitglieder können und wollen es oft nicht wahrhaben, wenn ein Nahestehender seine geistigen Kompetenzen verliert. NeuroCare soll es dem familiären Umfeld erleichtern, Anzeichen einer beginnenden Demenz wahrzunehmen und zu belegen. Im weiteren Verlauf der Krankheit hilft NeuroCare den pflegenden Personen, den kognitiven Zustand der Betroffenen zu kontrollieren und die geistigen Fähigkeiten zu trainieren. Auf diese Weise stärkt das Projekt professionelle und familiäre Betreuer und trägt dazu bei, dass Demenzkranke so lange wie möglich zu Hause gepflegt werden können.

 

Zum Projekt NeuroCare

Zum BMBF-Steckbrief "NeuroCare"