Realistische Darstellung einer Galaxie

Aufbruch zu den Sternen

Ines Großkopf über 60 Jahre Frauen im Weltall

60 Jahre ist es her, dass die erste Frau auf Weltraummission ging: Am 16. Juni 1963 flog die sowjetische Kosmonautin Valentina Tereschkowa als erste Frau ins All. Drei Tage dauerte die Mission, bei der sie 48-mal die Erde umrundete. Sie war nicht nur die erste Frau im Weltraum, sondern bis heute auch die einzige Frau, die einen Solo-Weltraumflug unternahm. Erst 1982, also fast 20 Jahre später, flog mit Svetlana Savitskaya (UdSSR) eine weitere Frau ins All. 1983 folgte mit Sally Ride die erste US-Amerikanerin. Bis März 2023 sind insgesamt 635 Menschen ins All geflogen. Doch nur 72 davon, also gerade einmal 11 Prozent, waren Frauen.

ESA – Die Europäische Weltraumorganisation und die Frauen

Die Europäische Weltraumorganisation ESA koordiniert die europäischen Raumfahrtaktivitäten und bildet Astronautinnen und Astronauten für den Europäischen Astronautenkorps aus. Bisher haben erst zwei Frauen aus dem ESA-Team an Weltraummissionen teilgenommen. Claudie Haigneré aus Frankreich war 2001 die erste ESA-Astronautin, die zur Internationalen Raumstation ISS flog. 2014 folgte die Italienerin Samantha Cristoforetti. Sie war die einzige Frau im Europäischen Astronautenkorps im Jahr 2008/2009. Während ihres erneuten Aufenthalts auf der ISS im Jahr 2022 wurde Cristoforetti die erste europäische Kommandantin der ISS.  

Erstmalig wurden Frauen 2021 explizit dazu aufgerufen, sich für den Europäischen Astronautenkorps zu bewerben. Von den insgesamt 22.000 Bewerbungen kamen fast 5.500 von Frauen (24 Prozent). Auf die vorherige Ausschreibung im Jahr 2008 hatten sich nur 1.287 Frauen (15,3 Prozent) beworben. Ausgewählt wurden schlussendlich drei Männern und zwei Frauen. Damit liegt der Frauenanteil erstmalig bei 40 Prozent. Deutsche Bewerberinnen wurden nicht ausgewählt, aber zwei deutsche Frauen schafften es in die Reserve-Auswahl. Die ausgewählten Nachwuchs-Astronautinnen haben nach ihrer Ausbildung die Möglichkeit, für die ESA ins All zu fliegen. Einige erhalten möglicherweise auch die Chance, Teil der Besatzung für die nächsten Mondmissionen zu sein.

Astronautinnen und Wegbereiterinnen sichtbar machen

Die Gleichstellung der Geschlechter ist immer noch nicht erreicht – in der Raumfahrt gilt das besonders. Deshalb ist es wichtig, Astronautinnen mit ihren Leistungen und Erfolgen sichtbar zu machen. Erfolgreiche Astronautinnen können als Vorbilder für junge Frauen dienen und sie für Berufe in der Luft- und Raumfahrt begeistern. Sie vermitteln Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und zeigen, dass Frauen all ihre beruflichen Träume verwirklichen können.
Darüber hinaus hat die Luft- und Raumfahrt viele weitere spannende Berufe zu bieten. Weltraumtechnologien und weltraumbasierte Daten und Dienstleistungen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Fernsehen, Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage, all diese Dinge funktionieren nur mit Satelliten. Gleiches gilt für die Klimaforschung oder das Monitoring von Ökosystemen. In all diesen Bereichen lassen sich weibliche Role Models finden, die hier Entwicklungsarbeit leisten, innovative Ideen einbringen und deren Leistungen es wert sind, gewürdigt zu werden. Mit der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungs- und Umsetzungsprojekte, die Frauen mit ihren innovativen Ideen und wissenschaftlichen Leistungen sichtbarer machen.

Ein Blick in die Zukunft – die erste Frau auf dem Mond!?

Die US-Raumfahrtbehörde NASA plant mit dem Artemis-Programm zum ersten Mal eine Frau auf den Mond zu bringen. Schon Ende 2024 sollen im Rahmen der Mission vier Menschen den Mond umrunden, darunter die NASA-Astronautin Christina Hammock Koch. Eine Frau auf dem Mond wäre ein weiterer Meilenstein für die Gleichstellung der Geschlechter in der Luft- und Raumfahrt.

Argumente für mehr Frauen im Weltall bietet auch eine aktuelle Studie der ESA: Dort wurde festgestellt, dass der weibliche Stoffwechsel effizienter arbeitet. So benötigt ein weibliches Viererteam bei einer Langzeitmission von 1.080 Tagen an Bord beispielsweise knapp 1.700 Kilo weniger Nahrung als ein männliches. Das würde nicht nur viel Platz einsparen, sondern auch über 150 Millionen Dollar.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2023 – Unser Universum.​

Weitere Infos

Ines Großkopf

Ines Großkopf

Ines Großkopf ist verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Metavorhaben „Innovative Frauen im Fokus“ – meta-IFiF. meta-IFiF ist Teil der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“, in der Projekte gefördert werden, die die Sichtbarkeit von Frauen und ihren Leistungen und Potenzialen erhöhen sowie die Chancengleichheit und Teilhabebedingungen von Frauen in Wissenschaft und Forschung verbessern. meta-IFiF wird vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. umgesetzt.

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