Die Suche nach Leben im Universum

ein Gastbeitrag von Laura Keidberg

Sind wir allein im Universum? Diese Frage fasziniert uns Menschen bereits seit Jahrhunderten. Neu ist, dass Astronomen seit einigen Jahrzehnten erste Schritte hin zu einer wissenschaftlichen Antwort unternehmen konnten.

Die Entdeckung von 51 Pegasi b

Der erste Meilenstein auf der Suche nach außerirdischem Leben war die Entdeckung von 51 Pegasi b, dem ersten Planeten, der einen sonnenähnlichen Stern außerhalb unseres Sonnensystems umkreist.  Astronomen entdeckten den Planeten 1995 durch sorgfältige Beobachtung des Sterns, den er umkreist. Während sich der Planet auf seiner Umlaufbahn bewegt, zerrt seine Schwerkraft an dem Stern, wodurch er sich in einem kleinen Kreis bewegt, der mit speziellen Geräten gemessen werden kann (was seinen Entdeckern 2019 den Nobelpreis einbrachte). 51 Pegasi b ist zwar kein guter Kandidat für einen bewohnten Planeten - er ist zu heiß und zu groß. Aber sein Nachweis war ja auch nur der Anfang. Er öffnete die Tür zur Suche nach kleineren und kühleren Planeten, die unserer Erde ähnlicher sind.

Erdähnliche Planeten

Aber das Spannendste ist, dass wir inmitten all dieser Vielfalt auch Planeten finden, die der Erde sehr ähnlich sind. Konkret finden wir eine Reihe von Planeten, die ungefähr die gleiche Größe und die gleiche Temperatur aufweisen wie unser Heimatplanet. Die Erde ist etwas Besonderes, weil sie genau die richtige Temperatur für flüssiges Wasser hat. Das wiederum ist eine entscheidende Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Von den zig Milliarden Sternen in unserer Galaxie könnten bis zu 25 % erdähnliche Planeten besitzen, welche günstige Bedingungen für die Entwicklung von Leben bieten. 

Um mit Sicherheit zu wissen, ob es auf einem dieser potenziell erdähnlichen Planeten flüssiges Wasser gibt, müssen wir diese Planeten genauer untersuchen. Dank des neuen James-Webb-Weltraumteleskops (JWST), das nach jahrzehntelanger Vorbereitung im Jahr 2022 in Betrieb genommen worden ist, ist dies nun erstmals möglich. Dieses leistungsstarke Teleskop verfügt über einen Spiegel mit einem Durchmesser von 6,5 Metern, mit dem es die Atmosphären und Oberflächen entfernter Kleinplaneten untersuchen kann.

Im ersten Jahr seines wissenschaftlichen Beobachtungsbetriebs war das JWST mit der Untersuchung von irdischen Exoplaneten beschäftigt. Bislang scheinen zwei von ihnen nackte Felsen zu sein, aber einer zeigt ein mögliches Anzeichen von Wasserdampf in seiner Atmosphäre. In Zukunft wird JWST den Planeten genauer beobachten und versuchen, das Vorhandensein von Wasser zu bestätigen. Und nicht nur das, denn in den nächsten zwei Jahren wird JWST über 20 weitere ferne Gesteinsplaneten untersuchen. Mit dieser Fülle neuer Daten wird es uns im Laufe der nächsten Jahre zum ersten Mal möglich sein, herauszufinden, wie häufig es auf solchen Gesteins-Exoplaneten Wasser wie auf der Erde gibt. Hoffentlich bieten einige von ihnen die richtigen Umweltbedingungen für die Entwicklung von Leben!

Weitere Infos

Erfahren Sie mehr zu der European Space Agency (ESA) und zum James Webb Space Telescope.

Mehr zu Exoplaneten und der Suche nach Leben im Universum berichtet die NASA.

Hier finden Sie die Ausstellung zum James Webb Teleskop "Unser größtes Auge im All".

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2023 – Unser Universum.​

Laura Kreidberg

Laura Kreidberg ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Astronomie. Sie stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten und zog 2020 nach Heidelberg. Der dunkle Nachthimmel in den Bergen der Sierra Nevada inspirierte sie dazu, Physik zu studieren und zu erfahren, wie das Universum funktioniert.

Laura Kreidberg