Wem gehört das Weltall?

Ein Gastbeitrag von Marieluna Frank

Zunächst einmal gehört das Weltall niemandem. Es kommt aber darauf an, wem wir die Frage stellen und welchen Teil des Weltalls wir betrachten. Eine Rechtswissenschaftlerin würde auf den Weltraumvertrag verweisen, der den gesamten Weltraum, seine Himmelskörper und den Mond von Möglichkeiten der nationalen Aneignung durch Souveränitätsansprüche freispricht und die Erkundung des Weltraums zur Sache der gesamten Menschheit erklärt.

Ein Politikwissenschaftler würde mit Blick auf jüngste Entwicklungen darauf hinweisen, dass es Anzeichen für Bestrebungen gibt, territoriale Kontrolle in den Weltraum auszuweiten. So gibt es beispielsweise Hinweise darauf, dass China seine Souveränität vom Luftraum in den Weltraum ausweiten möchte. Es könnte sogar eine Ausschließliche Wirtschaftszone im Weltraum vorschlagen, ähnlich dem Konzept, das in internationalen Gewässern angewandt wird.

Kollisionskurs: Weltraumschrott als Gefahr für die Nutzung von Satellitenslots

Nimmt man eine ressourcenökonomische Perspektive ein, so stellt man fest, dass bestimmte räumliche Ressourcen, wie Satellitenslots in den Erdumlaufbahnen, begrenzt und wertvoll sind. Die Verfügbarkeit von Satellitenslots ist zudem durch Weltraumschrott gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit, dass Objekte im Weltraum kollidieren, nimmt zu und führt zu einem Kaskadeneffekt, der als Kessler-Syndrom bekannt ist. Wenn zwei Objekte miteinander kollidieren, entsteht ein Schwarm neuer Schrottteile, die eine erhebliche Gefahr darstellen. Infolgedessen wird die ohnehin begrenzte Ressource der Satellitenslots zusätzlich eingeschränkt. Wenn die Menschheit das Problem des Weltraumschrotts nicht in den Griff bekommt, könnte die Nutzung der Erdumlaufbahnen für künftige Generationen erschwert oder gar unmöglich werden. Aus ressourcenökonomischer Perspektive werden Verteilungskonflikte über die räumliche Ressource der Satellitenslots daher wahrscheinlicher.

Kosmische Überlastung: Vergabe und Nutzungsansprüche begehrter Satellitenslots

Laut Konstitution der Internationalen Fernmeldeunion sollen diese Ressourcen rational, effizient und wirtschaftlich genutzt werden. In der geostationären Umlaufbahn (in 35.786 km Höhe) verwaltet die Internationale Fernmeldeunion die Vergabe von Satellitenslots und Radiofrequenzen. Wer zuerst da ist, bekommt den Platz und die Frequenz!

Im Gegensatz dazu gibt es derzeit kein vergleichbares System für die Zuweisung von Satellitenslots und Radiofrequenzen in der niedrigen Erdumlaufbahn (zwischen 160 km und 1000 km Höhe). Die Starlink-Konstellation von Elon Musk beispielsweise hat bereits 4.646 Satelliten in dieser Umlaufbahn, und insgesamt sollen es 11.924 Satelliten sein (Stand Juli 2023). Aus ressourcenökonomischer Sicht könnte man argumentieren, dass diese Satellitenslots von Elon Musk in Beschlag genommen worden sind und folglich alternative Nutzungsmöglichkeiten für diese Slots für einen beträchtlichen Zeitraum nicht möglich sein werden.

Die Gestaltung der Zukunft im und durch das Weltall

Wenn wir uns mit der Frage beschäftigen, wem das Weltall gehört, ist es von großer Bedeutung darüber nachzudenken, wie wir die Zukunft der Weltraumnutzung gestalten und was wir uns als globale Gemeinschaft von der Weltraumnutzung erhoffen. Die dynamischen Entwicklungen in den Erdumlaufbahnen und in den Weiten des Weltalls erfordern einen kritischen Diskurs mit niedrigschwelligen Beteiligungsmöglichkeiten für die Zivilgesellschaft.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2023 – Unser Universum.​

Marieluna Frank

Alter: 31 Jahre

Beruf/Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin des Forschungsclusters Governance Globaler Kooperationsnetzwerke

Institution: Zeppelin Universität

Lieblingsschulfach: Deutsch

Marieluna Frank