Cecilia Payne-Gaposchkin

Astro-Heldin der ersten Stunde

Sie legte einen der Grundsteine auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit in der Forschung: Cecilia Payne-Gaposchkin war die erste weibliche Professorin für Astronomie in Harvard.

 

Schon früh musste sie ihre Begeisterung für die Wissenschaft verheimlichen. An ihrer christlichen Schule war es gerade für Mädchen nicht leicht, viel über wissenschaftliche Themen und Geschichte zu lernen. Darum nutzte die junge Cecilia Payne-Gaposchkin Tricks: Zum Beispiel täuschte sie ihre Lehrerinnen und Lehrer und band ein Werk von Platon in den Einband einer Bibel.

Trotz großer Hindernisse fand sie Wege, ihren Wissenshunger zu stillen. Bis heute gilt Cecilia Payne-Gaposchkin als eine der bedeutendsten Frauen in der Wissenschaft. Als erste weibliche Professorin für Astronomie in Harvard ebnete sie zugleich den Weg für Nachfolgerinnen in den Forschungsbereichen der Astronomie und Astrophysik.

Studium trotz großer Hürden

Cecilia Payne-Gaposchkin schrieb sich zunächst am Frauen-College an der Universität Cambridge für Botanik, Chemie und Physik ein. Ihre Begeisterung für Physik sowie auch für die Astronomie allerdings überwog. Vor allem mit Einsteins Relativitätstheorie beschäftige sie sich tiefgehend. Da Frauen an der Universität Cambridge zu ihrer Studienzeit keinen akademischen Abschluss erreichen konnten, wechselte sie schließlich an das Harvard-College-Observatorium der Universität Harvard in den USA.

In Harvard erforschte Cecilia Payne-Gaposchkin Sternenspektren und deren physikalischen und chemischen Zustand und Bestandteile. Bei ihren Forschungen erkannte sie, dass Sterne vor allem aus Helium und Wasserstoff bestehen. Ihre Erkenntnisse widersprachen deutlich der damalig herrschenden und vor allem männlich geprägten Lehre, welche besagte, dass Himmelskörper zu gleichen Teilen aus gleichen Elementen zusammengesetzt seien. Ihre Erkenntnisse fasste Cecilia Payne-Gaposchkin in ihrer Doktorarbeit zusammen.

Cecilia Payne-Gaposchkin

Cecilia Helena Payne-Gaposchkin, geboren am 10. Mai 1900, war eine in Großbritannien geborene amerikanische Astronomin und Astrophysikerin. In ihrer Doktorarbeit von 1925 argumentierte sie, dass Sterne hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium bestehen. Ihre bahnbrechende Erkenntnis wurde zunächst abgelehnt, weil sie der damaligen wissenschaftlichen Lehre widersprach, nach der es keine wesentlichen elementaren Unterschiede zwischen Sonne und Erde gab. Unabhängige Beobachtungen bewiesen schließlich, dass sie Recht hatte. Sie starb am 7. Dezember 1979 in Cambridge, Massachusetts, USA.

Cecilia Payne-Gaposchkin

Zensur der eigenen Doktorarbeit

Bekannte Astronomen und Mentoren in den USA lehnten ihre Erkenntnisse zu den Bestandteilen der Himmelskörper jedoch ab. Um ihre Doktorarbeit überhaupt einreichen zu können, zensierte Cecilia Payne-Gaposchkin ihre eigene Arbeit mit der Anmerkung „höchstwahrscheinlich nicht richtig“.

Da das Harvard-College-Observatorium damals Frauen nicht zur Promotion zuließ, promovierte Payne 1925 am Radcliffe College – einem College für weibliche Studierende –, das der Universität Harvard lediglich angegliedert war. Ihre Dissertation wurde von keinem geringeren als dem berühmten Astronomen Otto Struve als „brillanteste Doktorarbeit, die jemals im Fach der Astronomie geschrieben wurde“ bezeichnet. Auch Astronomen, die ihre Arbeit vorher ablehnten, bestätigten später ihre Erkenntnisse. Cecilia Payne-Gaposchkins Namen erwähnten sie in einem Nebensatz.

Eine gebührende Wertschätzung für ihre wegweisende Forschung blieb in den Folgejahren weitgehend aus. Als technische Assistentin in Harvard erhielt sie ein schlechtes Gehalt. Obwohl sie auch unterrichtete, tauchte ihr Name im offiziellen Vorlesungsverzeichnis nicht auf, da die damalige Universitätsleitung Frauen das Dozieren in Harvard untersagte.

Erst wesentlich später fand Sie für ihre akademischen Leistungen auch institutionell Anerkennung. Im Jahr 1956 wurde sie in Harvard zur ersten Professorin für Astronomie ernannt – und erhielt ein entsprechendes Gehalt.

Drei Jahre vor ihrem Tod wurde Paynes Lebensleistung schließlich mit der Henry Norris Russel Lectureship geehrt, einer der wichtigsten Auszeichnungen in der astronomischen Forschung.

Ihr Beitrag für die Zukunft

Trotz stetiger Ungerechtigkeiten hat Cecilia Payne-Gaposchkin ihr Interesse für die Astronomie nie aufgegeben. Durch ihre Forschungen hat sie nicht nur bahnbrechende Erkenntnisse geliefert – die chemische Zusammensetzung der Sterne ist unverzichtbare Grundlage für nahezu alle Zweige der Astrophysik -, sondern auch den Weg von Frauen in der Wissenschaft geebnet. 

Auch heute sind Frauen in der Wissenschaft mit knapp 30 % weiterhin unterrepräsentiert. Vor allem in den sogenannten MINT-Fächern, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sind nach wie vor vergleichsweise wenige weibliche Studienanfängerinnen eingeschrieben. Mittlerweile lässt sich eine positive Entwicklung beobachten. Auch weibliche Professorinnen sind keine Seltenheit mehr an deutschen Universitäten. Cecilia Payne-Gaposchkin war international eine der Ersten.

Weitere Infos

Mehr Informationen finden Sie in der Publikation "Frauen in der Wissenschaft: Entwicklungen und Empfehlungen" der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.