Navigation und Service

Springe direkt zu:

Unterschätztes Potenzial

Migrantinnen in Führungspositionen

Etwa acht Millionen Frauen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Der Weg in Führungspositionen ist für sie - trotz vielfach guter Qualifikationen - noch immer mit einigen Hürden versehen. Dabei könnten Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft von diesem Potenzial noch stärker profitieren als bisher. In dem Forschungsprojekt  "Migrantinnen in Führungspositionen" werden Erfolgsfaktoren und Hindernisse für qualifizierte Migrantinnen auf dem Weg an die Spitze in Wissenschaft und Wirtschaft untersucht. Ein Interview mit der Leiterin des Projekts, Prof. Swetlana Franken (FH Bielefeld).

Vier Migrantinnen sitzen zusammen und diskutieren

Wenn man an Menschen mit Migrationshintergrund denkt, die in Deutschland arbeiten, fallen einem zuerst allerlei Vorurteile ein: der italienische Pizzabäcker, der polnische Fliesenleger, der türkische Dönerverkäufer. Wie aber ist die Wirklichkeit von Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt heute?

Die Situation ist sehr vielschichtig, denn Migranten sind keineswegs eine homogene Gruppe. Es kommt ganz entscheidend darauf an, aus welchem Land und aus welcher Kultur man kommt, ob man bereits als Kind oder vielleicht erst nach dem Studium nach Deutschland gegangen ist. Ganz unterschiedliche Personengruppen werden somit als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet. Viele denken bei Migranten in der Tat automatisch an Geringqualifizierte. In einigen Disziplinen sind Migranten allerdings sogar besser qualifiziert als ihre deutschen Fachkollegen.

Sie beschäftigen sich speziell mit Migrantinnen in Führungspositionen. Wie kamen Sie auf dieses Thema?

Ich bin selbst Migrantin, deshalb forsche ich natürlich mit besonderem Herzblut an diesem Thema. Als ich 2006 mit meinen Untersuchungen begann, war die Fragestellung noch sehr neu. Migrantinnen wurden vor allem als ,defizitäre Wesen’ betrachtet. Mittlerweile können wir gut belegen, dass sie der Wirtschaft und Gesellschaft einen wirtschaftlichen und kulturellen Nutzen bringen, was Wettbewerbsfähigkeit und Innvovationskraft anbelangt.  

Welche Barrieren und welche Erfolgsfaktoren haben Sie für Migrantinnen ausgemacht?

Unsere Ergebnisse basieren auf einer Onlinebefragung von mehr als 1000 Frauen in Führungspositionen, davon fast 400 mit Migrationshintergrund. Zunächst gilt: Migrantinnen nehmen sich in erster Linie als Frauen war, nicht unbedingt als Menschen mit Migrationshintergrund. Befragt man sie nach ihren Karrierewegen, zeigen sich große Ähnlichkeiten mit den Antworten deutscher Frauen in Spitzenpositionen.

Als größte Barrieren im Beruf gaben Migrantinnen und deutsche Frauen drei Aspekte an: a) die Dominanz von Männern, b) die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie c) hohe Anforderungen und Leistungsdruck.

Allerdings ist die Gewichtung der letzten beiden Barrieren unterschiedlich: Deutsche Frauen sehen vor allem den Leistungsdruck als Hindernis. Bei Migrantinnen spielt die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtigere Rolle, da sie häufiger Kinder haben.