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Wo leben die zufriedensten Rentner?

Im Gespräch mit Prof. Axel Börsch-Supan

Wo in Europa leben die zufriedensten Rentner? Das Forschungsprojekt SHARE (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe) untersucht, wie ältere Menschen in verschiedenen Ländern Europas ihre Lebensbedingungen einschätzen. Dazu befragen Wissenschaftler des Munich Center for the Economics of Ageing (MEA) seit 2004 regelmäßig Teilnehmer der "Generation 50+". Die Ergebnisse aus der 4. SHARE-Welle wurden am 27. Juni 2013 in Brüssel präsentiert. Im Interview spricht der Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des Projekts, Prof. Axel Börsch-Supan, unter anderem über die Chancen älterer Menschen in Zeiten des demografischen Wandels und gibt Preis, in welchem Land er selbst seinen Ruhestand verleben will.

Zufriedenes Ehepaar im Hafen

Wann haben Sie damit begonnen, Ihr Augenmerk auf die Aspekte des gesellschaftlichen Alterns zu richten?

Damit habe ich mich meine gesamte Karriere hindurch befasst - bereits in den 80er Jahren, als ich noch in den Vereinigten Staaten als Professor tätig war. Bemerkenswert ist, dass sich die Amerikaner als erste mit dem Themenfeld "Economics of Ageing" auseinandergesetzt haben, obwohl sich bereits damals abzeichnete, dass die demografische Entwicklung in Europa viel früher einsetzen und hier auch stärker ausgeprägt sein würde als in den USA.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Koordinierung eines Forschungsprojektes wie SHARE?

Zum einen müssen 20 Länder mit sehr unterschiedlichem sozialen, historischen und ökonomischen Hintergrund miteinander koordiniert werden. Fragen, die wir in Skandinavien beispielsweise völlig problemlos stellen können, würden in Frankreich möglicherweise als unstatthaft empfunden werden. Zum anderen forschen an dem Projekt viele unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen: Mediziner, Volkswirtschaftler oder Demografen sind beispielsweise daran beteiligt. Diese verschiedenen Fachkulturen und ihre Interessen miteinander zu vereinen, ist nicht leicht. Die dritte Herausforderung besteht darin, dass wir das Altern im Prozess beobachten - die Menschen also über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder befragen - und wir verhindern müssen, dass sie womöglich das Interesse verlieren.

Wo in Europa schätzen ältere Menschen ihre Situation besonders positiv ein und wo eher nicht? 

Die Dänen beispielsweise gehören zu denen, die am optimistischsten sind. Bei den Deutschen ist das genau umgekehrt: Wir schätzen unsere Situation - sei es gesundheitlich, in Bezug auf soziale Kontakte oder auch hinsichtlich unseres Wohlstands - eher negativ ein. Wenn wir jedoch konkret nachmessen, also den Gesundheitszustand der Menschen betrachten, Sozialkontakte zählen und die Höhe der Einkommen vergleichen, dann stehen Deutschland und Dänemark fast gleich da. Beide Länder sind hinsichtlich der genannten Faktoren eher an der Spitze Europas angesiedelt. Die Menschen schätzen ihre Situation jedoch sehr unterschiedlich ein.