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Demografie als Experiment: das Parlament der Generationen

Eine besondere Politiksimulation sollte Aufschluss darüber geben, welche Auswirkungen der demografische Wandel auf die politische Entscheidungsfindung hat.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Parlaments der Generationen sitzen im Plenarsaal
© Geza Aschoff, Wissenschaftsjahr 2013

Am 17. und 18. November kam es im ehemaligen Bundestag in Bonn zu einem einzigartigen Experiment: Die Mitglieder des fiktiven Parlaments der Generationen diskutierten unter wissenschaftlicher Leitung über Fragen des demografischen Wandels in zwei getrennten Zusammensetzungen, die der Bevölkerungsstruktur Deutschlands 2013 beziehungsweise 2050 entsprachen. Zentrale Frage dabei war, ob und wie sich die unterschiedliche Zusammensetzung auf politische Entscheidungen auswirkt. Drei der über 200 Teilnehmer berichten hier von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen.

Georg P., 45 Jahre alt, aus Linnich

Portraitbild von Georg P.

Welche Rolle haben Sie in der Politiksimulation gespielt? 

Bei mir stimmte die Rolle, mit Ausnahme des Schulabschlusses, mit der Realität überein. Auf den Schulabschluss zu verzichten, hat sich als etwas schwierig gestaltet.

Wie haben Sie die Unterschiede zwischen den Zusammensetzungen 2013 und 2050 empfunden?

Ich habe der Generation 2050 angehört. Bei den Forderungen, die wir im Plenum diskutiert haben, habe ich keine gravierenden Unterschiede zwischen 2013 und 2050 wahrgenommen.

Welche Lehre ziehen Sie für sich persönlich aus dem Experiment?

Ich fand die Veranstaltung hochgradig interessant, nicht zwingend wegen der Themen. Es ging eher darum, zu verstehen, wie die unterschiedlichen Parlamente 2013 und 2050 arbeiten. Die Teilnehmer der jungen Generation sind genau wie die ältere Generation daran interessiert, Kompromisse einzugehen. Durch solche Veranstaltungen führt man die Generationen zusammen, das Verständnis für die jeweils andere Generation wird gestärkt. In den Ausschüssen war der Weg zu einer Einigung relativ einfach. Meinungsverschiedenheiten gab es eher innerhalb der Generationen.


Josef H., 77 Jahre alt, aus Neuss

Portraitbild von Josef H.

Welche Rolle haben Sie in der Politiksimulation gespielt?

Die Rolle unterschied sich nicht stark von meiner persönlichen Situation. Allerdings war ich in meiner Rolle kinderlos - eigentlich habe ich vier Kinder. Anfangs fiel es mir schwer, mich in diese Situation hineinzuversetzen. Am Nachmittag des ersten Tages war ich dann aber in der Rolle und konnte mich entsprechend in die Debatte einbringen.

Wie haben Sie die Unterschiede zwischen den Zusammensetzungen 2013 und 2050 empfunden?

Ich war Parlamentarier im Jahr 2050 und bei der Plenarsitzung überrascht, wie nah die 2013er an den realpolitischen Themen argumentiert haben. Am Schlussstatement der Schülerin hat mich beeindruckt, dass eine 16-Jährige bereits nach zwei Tagen so im politischen Geschehen war.

Welche Lehre ziehen Sie für sich persönlich aus dem Experiment?

Ich habe zwei Kontakte aus zwei anderen Generationsgruppen mitnehmen können. Ich hoffe, den ein oder anderen wieder zu hören und würde jederzeit wieder an einer solchen generationsübergreifenden Veranstaltung teilnehmen.


Dana K., 20 Jahre alt, aus Neuwied

Portraitbild von Dana K.

Welche Rolle haben Sie in der Politiksimulation gespielt?

Ich habe die Rolle einer unverheirateten, kinderlosen Fachabiturientin gespielt, die einen Migrationshintergrund hat. Zuerst dachte ich, mir würde es schwerfallen, mich in diese Rolle hineinzuversetzen. Doch im Ausschuss Familie und Beruf fühlte ich mich sehr gut aufgehoben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird mich vermutlich selbst in naher Zukunft betreffen.

Wie haben Sie die Unterschiede zwischen den Zusammensetzungen 2013 und 2050 empfunden?

In der Zusammensetzung 2050 gab es fast doppelt so viele Teilnehmer der Generation 75 plus. Da sich diese Generation jedoch eher passiv verhalten hat oder sogar die Jüngeren unterstützen wollte, hatte dies nicht die Auswirkungen wie anfangs erwartet. Die Beschlüsse beider Parlamente haben sich im Bereich Familie und Beruf unterschieden: 2013 lag der Fokus stärker auf vorschulischer und schulischer Bildung als 2050. Doch das ist vermutlich nicht auf die Zusammensetzung der Generationen zurückzuführen, sondern eher auf persönliche Präferenzen.

Welche Lehre ziehen Sie für sich persönlich aus dem Experiment?

Ich fand es sehr interessant und spannend, den Alltag in der Politik einmal zu erleben. Bisher war dies für mich ein eher langweiliges Thema, was es aber in der Realität keinesfalls ist. Auch empfinde ich nun mehr Sympathie gegenüber den Politikern, da ich eine genauere Vorstellung davon habe, wie kompliziert und auch anstrengend so eine Entscheidungsfindung ist.